Il nuovo posto di lavoro, ore 8.23
>>>> Hildur Guðnadóttir, Erupting Light]
Versuchen Sie, liebste Freundin, niemals, einen Schluck Wein zu nehmen, derweil sie noch husten müssen. Einer zerfaserten Fontäne gleich sprüht dann nämlich eine computerverätzende Wein/Speichel-Mischung über Tastatur und Bildschirm, der danach, wiewohl man sofort mit Haushaltstüchern sämtliches Naß aufgesaugt zu haben glaubte, s o aussieht:
Erschwerte Arbeitsbedingungen also plötzlich. Dennoch bin ich die Ruhe selbst, eine geradezu amüsierte Ruhe. Denn wie hieß es heute morgen in meinem >>>> Kjaerstad? : Und dann, gänzlich unerwartet, neue Hoffnung. Dinge können sich schnell ändern. Von Mist zu Möglichkeit. (S.131). So ja erging es mir in diesem noch nicht vergangenen Monat. Muß man sehen. Darf man dankbar ‚für‘ sein. Und wenn ich „meinen Kjaerstad schreibe, m e i n e ich das unterdessen auch so: „um einen Streich gegen all das Puritanische, die Reinheitshysterie, die ernsthafte Uniformität, die er in Norwegen“ – wie ich in Deutschland – „am meisten verachtete, zu führen.“ Gut, man hätte das „zu führen“ a bisserl weniger unelegant vorziehen können, die Einschachtelung wirkt verklemmt. Aber man soll nicht dauernd den Beckmesser spielen. Dennoch, das ärgert mich besonders, ist man beim Korrektorat ein bißchen s e h r lax gewesen: „gegenüber eines Abstellraums“ tut weh, ebenso „daß die edlen Neigungen des Menschen stärker war als die niederen“; wieso lesen die Leute nicht genau? Hingegen daß der Konjunktiv I nun gar nicht mehr vorkommt, sondern statt seiner dauernd der Irrealis steht („wäre“, wo es „sei“ heißen muß), – nun, daran hab ich mich unterdessen gewöhnt, schon damit nicht wieder irgendeine Lektorin, die überdies noch hübsch ist, mich einen >>>> Sprachfaschisten schimpfen darf. Von gutaussehenden Frauen – und klugen obendrein – tut mir das weh, denn ich will ja eigentlich mit ihnen flirten und nicht streiten, vielleicht sogar mehr, und plötzlich fällt das aus wegen is‘ nich‘.
Also in Sachen Konjunktiv bin ich unterdessen erotoman voll korrupt, wobei ich zur Zeit ja eher asketisch bin, schon weil auch kaputte Computerprogramme „korrupt“ genannt werden, und zwar zu recht, wie ich spüre. „Die meisten wollen gerade Linien. Wenigen steht der Sinn nach Bögen“, schreibt Kjaerstads Held Alf Veber dazu, Alf I. Veber; das „I.“ steht für „Identität“, eine unausgeschriebene, mithin noch zu erschaffende.
Vieles kommt mir bekannt vor. Auch die hübsche Abhandlung übers Meditieren mit dem Gesicht im nackten Schoß einer Frau. >>>>Die Spalte der Erdspalt von Delphi. Hat mir sehr gefallen; nur daß der Übersetzer hier das grobe Wort „Fotze“ benutzt, macht einem lange Zehennägel, die sich auch noch aufrichten vor Widerstand. Schon bleibt man überall hängen.
„Auf diese Weise verschwand mehr als ein Jahr von Alf Vebers Leben in einer Spalte, die nicht viel anders war als das I., das er inmitten seines Namens trug.“ (S.95). – Hübsch ist übrigens, daß er das Wort „Cunnilingus“ fälschlicherweise erst einmal von „lingua“ im Sinne von „Sprache“ ableitet anstelle von „lingere“, lecken. Nun hängt beides ja zusammen; weshalb, so wäre gegen Vebers schließlich ernüchterte Einsicht zu fragen, sollte der eigentümlich männliche cunnus – das andere und bis heute im Englischen als „cunt“ erhaltene lateinische Wort für Vulva ( im Asturischen coñu, im Katalanischen cony, im Galizischen cona und Französischen con) – also weshalb sollte er (sic!) nicht eine eigene Sprache haben, die tatsächlich ein Orakel kündet? In der Tat hat Diderot ihn, „den“ Cunnus, in >>>> Les Bijoux indiscrets ziemlich v i e l sprechen lassen:
Nun aber an die Contessa-Arbeit, für heut das DTs >>>> schon verfaßt. Hab Lust, das erste Kapitel zu skizzieren, bevor ich mich zwischendurch mal rasieren und übrigens auch duschen will. Man verlottert in den eremitischen Höhlen recht leicht, weil es auch gar nicht darauf ankommt, wie man aussieht; überdies geht drin der reale Kontakt zu den Bijoux so ziemlich verloren, selbstverständlich abgesehen von den restlos infektionsfreien Kontakten über moderne Technologien. Die Kommunikation per Telefon, FaceTime, Email, Chats kann noch so intensiv sein, sie bleibt desinfiziert, hygienisch geradezu; nicht einmal schwanger kann man werden.
(Ich komm von Herrn Cunnus nicht los.)
Reiß dich am Rie – … nein, schon wieder falsche Assoziation.
Kusch ins neue Buch jetzt aber! Witzig beginnen, ‚oberflächlich‘ hätt ich fast geschrieben – doch hier sind wir bei der Ästhetik als der Lehre von der schönen Erscheinung. ‚Schein‘ und ‚scheinen‘ hängen beisammen, sogar zusammen ab – auch im Sinne von ‚leuchten‘.
Freundin, bleiben Sie mir gut.
Heute mal total seriös,
Ihr ANH
Großartige, übrigens, Parallel-, hätte Musil gesagt, -aktion >>>> bei Madame TT, nur sozusagen von der anderen Seite aus.
Bin schriftlich noch keinen Romanschritt weiter. War auf der Piazza, bin wieder aufgestiegen, süße Ricotta im Magen. die eingehüllt war in süß zersplitternde Pasticceria. Dabei immer die erste Begegnung meiner Heldin mit dem Grandseigneur im Sinn. Zum ersten Mal werde ich einen >>>> piropo in einer Erzählung einbauen können. Do machte mich zuerst mit ihm bekannt: „Weißt du, es ist, als würdest du dauernd geküßt… aus der Luft, ohne daß etwas gefordert würde. Ja, die Männer gehen vorbei und weiter und drehen sich nicht einmal um. Doch ihre Bewunderung weht um deine Schultern noch minutenlang nach.“
La Madre de le Sante
Pe ffasse intenne da la ggente dotta
Je toccherebbe a ddì vvurva, vaccina,
E ddà ggiù co la cunna e cco la potta.
Ma nnoantri fijjacci de miggnotta
Dimo scella, patacca, passerina,
Fessa, spacco, fissura, bbuscia, grotta,
Freggna, fica, sciavatta, chitarrina,
Sorca, vaschetta, fodero, frittella,
Ciscia, sporta, perucca, varpelosa,
Chiavica, gattarola, finestrella,
Fischiarola, quer-fatto, quela-cosa,
Urinale, fracosscio, ciumachella,
La-gabbia-der-pipino, e la-bbrodosa.
E ssi vvòi la scimosa,
Chi la chiama vergoggna, e cchi nnatura,
Chi cciufèca, tajjola, e ssepportura.
>>>> Giuseppe Gioacchino Belli
Roma, 6 dicembre 1832
Sind Sie jetzt … so weit, dass man sagen müsste: „ANH zeugt mit Kjaerstad ein Kind, das unbedingt ein Bestseller werden will?“
Oh tiefer Fall!
P h a l l @MioDio, P h a l l.
Und ‚will‘ nicht, sondern wird. Mit >>>> meinem Konsalik hat’s ja auch schon geklappt. Aber Kjaerstad hatte selbst damit nix zu tun, und wenn er’s noch so gewollt hätte. Meiner Hochachtung vor diesem wirklich großen Romancier nimmt das freilich nichts.
(Schön, meine Neider >>>> allzeit bereit zu finden; erhöht enorm die Ehr‘,).
In Echt jetzt? Den Konsalik können Sie auch? Das finde ich toll. Würde ich gerne lesen. Mochte Konsalik immer schon. Was haben Sie für ihn geschrieben? Den Arzt von Stalingrad? Oder gar „Schwarzfahrt aus Liebe“? Das finde ich am schönsten. Wäre doch irre, wenn man Lieblingsbuch gerade von Ihnen wär.
Schönen Tag noch
Susi
Aber liebste Susi! Ich bin absolut zur Verschwiegenheit verpflichtet. Das müssen Sie einfach verstehen. Plaudr‘ ich das Buch a u s, haun mich die Erben in die Pfanne. Da zuck ich dann mehr drin als ein Aaal. Das können Frauen, die Männer mögen, nicht wollen. Und falls sie keine mögen, auch nicht, nicht einmal als AnthropophagInnen, ob nun mit, ob ohne Hunger.
(Ach folgen Sie doch besser dem herrlich hochachtungsvollen Link >>>> Ana Violas.)
Link Wollen Sie damit sagen, dass Sie gerne meine Muschi aufblasen wollen? Das finde ich jetzt doch etwas frech von Sie.
PS: Haben Sie eigentlich auch die Bücher von Donna Leone geschrieben? Das klingt oft so ähnlich. Und Sie sind ja auch immer in Italien.
Der erste @Susi Satz ist blöd, a bisserl billig, der zweite aber gut; deshalb laß ich’s stehen.
Donna Leone kenn ich gar nicht, meinen Sie „Leon“? Falls ja: Nee, damit hatte ich nie zu tun, und sowieso liegt Konsalik Ewigkeiten zurück. War noch zu Börsenzeiten. Also es ging mir wirklich nicht ums Geld, sondern einfach darum auszuprobieren, was man kann. Ich habe seit je eine riesige Achtung vor guten Fälschern. Aber das werden Sie sich schon gedacht haben. (Der Nachteil ist, daß einem dann a u c h nicht mehr geglaubt wird, >>>> was wahr war.)
Was man glauben soll Ja, aber was ist den jetzt wahr? Ich habe das nicht alles gelesen, aber es läuft doch anscheinend darauf raus, dass es Herbst gar nicht gibt. Das finde ich verwirrend.
Den Verben kenne ich aber, hatte ich mal ein Buch von. Deshalb dachte ich bis jetzt auch immer. es gibt ihn. Es hieß glaube ich „Die Nymphe von Salis“ oder so.
D a s paßte zu ihm @Susi! Dem alten Verführer (dick wie Brando in seinen letzten Jahren, fast dicker noch als >>>> Dr. Lipom.) Halb Falstaff, halb aber Savonarola, indessen ohne auch nur eine S p u r von Inquisition; er aß ja so gerne und sah so gerne andre essen.
P.S.:
Herbst? Wer ist Herbst?
Herbst? Herbst gibt es nicht. Genausowenig wie Mailand.
Oder meinten Sie Dr. Sommer?
@Segeberg: Mailands Nichtexistenz ist sogar viel ‚belegter‘ als Bielefelds. Dreiviertels Lombardei drängen sich als Zeugen.
(Dr. Sommer hingegen gibt’s, allerdings ohne den akademischen Grad.)
Hochachtungsvoll, http://www.urbandictionary.com/define.php?term=Cunnare
Gratislektorat 😉 In der ernstzunehmenden Musik sind Parallelaktionen ja eher aus der Mode gekommen,
bei Musil aber immer noch fragmentarisches Themenepizentrum… ich gehe davon aus, dass sie ihn meinten, sie aber wohl fühlten, aus Gründen.
@ramirer Korrigiert. Grazie.