Liebe Freundin,

wenn ich Ihnen derzeit so wenig erzähle, liegt es daran, daß ich an dem Roman schreibe und sehr gut in ihn hineingefunden habe, der aber ja nicht meiner ist, sondern der einer Autorin, die ich zugleich ebenfalls erfinde. Sie dürfen das gerne, und man muß es das vielleicht auch, als tatsächliche Realisierung meines poetischen Ansatzes verstehen; sozusagen ‚make I now my living‘ mithilfe einer Erfindung, und ich ‚make‘ es, finde ich, ziemlich gut. Meine Tage, auch wenn >>>> hier die Abende kühl und die Nächte kalt werden und sich der Morgen immer erst langsam erwärmt, – also meine Tage sind voller Sonnenlicht und von einer Wärme, die Nordeuropäer bereits für Hitze halten würden.
Morgen allerdings werde ich wieder von Bord gehen und in den Flieger steigen müssen. Es wird ein nur kurzer Flug sein, der Regionale nach Orte braucht mehr als die doppelte Zeit. Doch abends dann mit dem Freund das erste Glas umbrischen Weines, indessen ich während Flug und Fahrt weitergetippt haben werde – eine heikle, pricklige Szene jetzt, von der ich selbstverständlich auch nichts erzählen darf.
Deshalb, um keine Fehler zu begehen, bin ich hier so still.

Nur in Badehose,
Ihr Unhold

[Klymene, Achterdeck, 11.30 Uhr]



P.S.: Abends ist es auf Deck empfindlich kalt, unterdecks aber warm. Tagsüber ist es umgekehrt; auf Toilette zu gehen, bedeutet zu frösteln, während es draußen ohne Sonnenöl nicht geht.
Und der der Mistral hat sich besänftigt.
P.P.S.: Was, um Herrgöttinswillen was, liebe Freundin, will ich noch im Norden? Wohl einzig meine Sprache wahren.


Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahren Sie mehr darüber, wie Ihre Kommentardaten verarbeitet werden .