III, 233 – Oboli

Kein Schnee, auch nicht auf den Bergen am Horizont, die man von der Weinkellerei bei klarem Wetter – wie heute – in der Ferne überblickt. Auch nicht auf dem südöstlich gelegenen Terminillo mit seinen ungefähr 2200 Metern. Eitel Sonne und die sich in der Finsternis schmälernde Mondsichel. Meinetwegen auch im dunklen Morgen.
Der heutige dunkle Morgen wird für den nächsten keinem Wiederholungszwang unterworfen sein. Gegen neun das Letzte hinausgeschickt, was noch vor dem ‘Wochenende’ anlag. Danach nichts mehr bzw. mit Abgabeterminen am 30.12. und 5.1..
Am frühen Nachmittag all die Besorgungen, die nötig waren. Auf dem Parkplatz hinterm Supermarkt (nach langer Zeit mal wieder Coop) parkte gleichzeitig mit mir der Violinist aus der Nachbarschaft. Erinnerte mich daran, daß am 26. im Dom Händel gespielt werde.
Coop scheint dennoch immer einen Obolus zu implizieren. Dieses Mal war’s nicht der Nigerianer, sondern einer, der, an einem Tisch sitzend, mich gleich nach dem Eintritt ständig redend ansprach, bei ständigem Weghören meinerseits, und versuchte, mir ein Foto mit Kindern aus irgendeinem westafrikanischen Land in die Hand zu drücken. Auf dem Tisch lag eine Liste mit Namen und jeweiligem Spendenbetrag. Meine Wehrlosigkeit in solchen Momenten. Und ließ ihm nach meinem Rundgang durch den Supermarkt, beladen mit drei Tüten, einen Fünf-Euro-Schein und trug mich in die Liste ein. Der Violinist hatte vor mir das doppelte gegeben. Ansonsten hätte ich aber nur das Zehnfache dessen gehabt, was ich gab.
Das ist nach wie vor ein ungelöstes Problem für mich, dieses Antworten auf ein Bitten, das schon gar nicht mehr persönlich auftritt, selbst wenn da jemand sitzt und einen Spruch herunterbetet. Hätte er nur eine Unterschrift gegen Drogen verlangt, wäre ich achselzuckend vorübergegangen.
Ebenso automatisch reagiere ich, wenn ich gelegentlich vor oder in einem Supermarkt um Lebensmittelspenden gebeten werde und man mir eine Tüte für die Spende und einen Zettel mit dem Erwünschten in die Hand drückt. Zuweilen sind’s Schüler, zuweilen gestandene Frauen. Die das tun. Auch da gelingt es mir nicht, mich zu wehren.
Ich fühle mich hinterher nicht besser, nur erleichtert, es hinter mich gebracht zu haben.
Dennoch der Gedanke an die Zigeunerin mit dem Kind im Arm damals in Rom, der ich mich erst verweigerte, ihr dann aber hinterherlief, um ihr dann doch noch etwas in die Hand zu drücken. Wahrscheinlich Mille Lire. Am Ponte delle Valli. Dieser geschichtenträchtigen Brücke. Da wüßte ich auch Einiges.
Nächstenliebe ist es nicht. Die drückt sich eher darin aus, daß ich Wang’ an Wang’ gelten laß’.
Vom Einkauf zurück, war noch ein Gang zum Tabaccaio fällig. Als ich vom Wangenkuß mit Nassou zurückkehrte, fand ich vor der Tür eine Flasche Rotwein mit Aluminiumhaupt vor der Tür stehen. Ich habe Ninno im Verdacht. Wegen gestern?
In dem Sinne. Die nächsten drei Abende sind einem ganz besonderen Gefängnis gewidmet, Were soul with soul lies prisoned, was wohl dieses hier für die nächsten drei Tage ausschließen wird.

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