III,232. Von Hamburg nach Kiel

Hamburg Burham Burma Rumba Barnum Number Cumber Cimber Climber
Reclimb! … Crumble …
Wahrscheinlich hätte eine Kutsche (Brougham) gereicht, um von Hamburg nach Kiel zu gelangen, wie ich vorhatte, allein über die Buchstaben scheint sich ein Schleswig-Holstein dazwischen zu schieben, dem man mit einem Klettern nicht wirklich Paroli bieten kann.
Ein einziges Mal war ich in Kiel, ohne es wirklich wahrzunehmen. Das einzige, was ich an Kiel wahrnahm, war, daß der, der uns zwei 17jährige vom norddänischen Hirtshals, von Norwegen kommend, im Auto mitgenommen, sich bei der Ankunft in Kiel Insulin spritzte, wie er sagte. Dunkle Erinnerung. Weiß nicht mal mehr, wie es weiterging von dort aus. Merkwürdiger Sommer. Auch schon damals im Freien geschlafen. An der Autobahn bei Malmö, in einem Park dort.
Es hatte nur vage Verabredungen mit dem Freund gegeben, an die ich mich auch nicht mehr erinnere. Jedenfalls hatte er meine Papiere bei sich. Das war das eigentliche Problem. Am Ende nahm mich die Polizei aufs Visier und brachte mich zum deutschen Konsulat. Wo der Freund meinen Ausweis hinterlassen.
Kann sein, daß ich darüber meinen Kummer über Ninno besänftigen will. Der heute mit zwei Tagen Verspätung mit der Damigiana vorbeikam. Denn irgendwann ging’s los mit den Leuten, die hierher aus Afrika kommen, wo nicht mal Krieg sei, und die “unsere” Gäste seien, sich aber so aufführten*, wie es Gästen nicht gehöre. Ich blieb stille, versuchte nur wenig zu beschwichtigen. Er brachte die Länder durcheinander. Sprach von Nigeria. In Nigeria, sagte ich, sei’s aber nicht so gut bestellt. Fing an, sich zu berichtigen. Ich sah nur noch betreten vor mich hin und wartete darauf, daß er sich für sein Reden entschuldigte (was er regelmäßig tut) und ging. Aber ich sagte vielleicht schon, das kann eine halbe Stunde dauern.
Natürlich weiß ich um die Reimerei: von Hamburg bis Kiel, da brauche es nicht viel, nämlich bloß ein Automobil. Da war jedoch die Hybris des Malers in Bernhards ‘Frost’, dem es gelingt, in sein Reden von der Donau ein Stück vom Nordrhein zu verpflanzen: Von jedem Gegenstand, von allem kann man auf alles kommen. Das ist doch ein Beweis für alles? (Frost – ist immerhin angesagt für die nächsten Nächte).
Uebrigens ist meine Schreibart gar nicht leicht und fließend; sondern vielmehr rauh, frey, und an keine Regeln gebunden. […] Allein ich merke wohl, daß ich derselben gar zu sehr nachhänge; und, weil ich mich alles Künsteln und alles gezwungene Wesen allzusehr zu vermeiden bemühe, auf der andern Seite wieder darein verfalle. (Montaigne, II, xvii).
Herzlich, Ihr Ninno.

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