III, 231 – Die Negotiabilität des Schlachtens

In der Bewegung des Stillstehens fotografiert: die Sicherstellung der Unversehrtheit ist sicherzustellen (sic! heute so in einem Text). Er dürfe nicht unter die Hypothese fallen, daß ihm das Stillstehen durch ein weiteres Fotogramm des Stürzens zum Verhängnis werde. Immerhin könne man es einen Millimeter vor dem Aufschlag wieder in ein Standbild umwandeln. Wie es ja oft geschieht, daß es der Vorstellung nicht gegeben, sich bzw. den, der sich solchen Vorstellungen hingibt, verunfallen zu lassen.
Er, der es sich vorstellt, agiert als Dritthaftender. So zumindest ein Begriff aus der ital. Rechtssprache, die besagt, daß der Kontrolleur bzw. Instandhalter von Klima- und Heizungsanlagen mithaftet. Terzo Responsabile. Also dessen, der dafür sorgt, daß das Einheizen funktioniert.
Also wenn ein Schaden geschieht, den die Tätigkeit des Instandhalters und seines hierfür beschäftigten Personals verursacht, ist der Eigentümer der betreffenden Anlagen schadlos zu halten.
Wünschenswert wäre, daß man immer selbst das Eigentümliche ist.
Und so rollte ich am vergangenen 30. Dezember aus dem Bett als Dritthaftender, denn ich konnte weder den Traum, der mich zum Umdrehen verleitete, noch den Arzt, den ich nicht aufsuchte, denn ich wußte ja schon, wie man sich bei Rippenquetschungen zu verhalten hat, nämlich im Sitzen schlafen, wie ich’s gern öfter täte, auch ohne Rippenquetschungen, dafür verantwortlich machen. Der Fußboden als passives Rechtssubjekt kam nicht in Frage.
Immerhin werden ab morgen die Tage länger.
Oder anders: da stehen drei Apfelsaftflaschen, die eine ist mit Apfelsaft gefüllt, die anderen beiden sind‘s mit Wein. Natürlich wollte ich mir Wein nachfüllen, griff aber in dem unbedingten und unbedachten Willen und fast schon einer Autosphäre gehorchend, mir Wein einzuschenken, zu der Flasche mit dem Apfelsaft, weil sie ganz vorn stand. Ich wunderte mich über den zwar nicht unbekannten, aber für diese Uhrzeit ungewohnten Geschmack. Bis ich mich erinnerte. Schüttete also den Apfelsaft in die Flasche zurück und griff zu einer der beiden hinten stehenden Flaschen.
Und so geht es oft. Weil man grad da ist, wo man ist, wird man daraufhin angesprochen, ob man nicht einen Panettone kaufen wolle. Als ginge es sich darum, als Apfelsaftflasche für den zu fungieren, der mich so anredet. Zwar stand hinter mir keiner im Bioladen, aber im Moment, als ich ging, betrat Eine den Laden, die tatsächlich etwas brauchte, nämlich buchstäblich “Ein Ei”.
Normalerweise denkt man Ei im Plural oder meinetwegen – mutatis mutanis – im Kollektiv, das eigentlich ein Behältnis bezeichnet für etwas, das man im livornesischen Dialekt mit sozusagen Röntgenaugen als “du ova” bezeichnet.
Immerhin kann das im Singular stehende Kollektivwort, das ein Behältnis bezeichnet, auch im Plural benutzt werden. Anders als beispielsweise im Fall von ‘Gedöns’.
Man mag hieraus eventuell schließen, daß ich irgendwie nicht einverstanden bin. Die Negotiabilität des Schlachtens.

für den seelenharm
gibt’s den lagerraum:
blutlose viertel und hälften
kärtchen mit geschlechtsangabe
bestimmungsort
genauem gewicht.
man spricht sich aus und tritt auf nierenabfall
knochensplitter und fettschichten.
freier dann verschlingen wir
scheiben rohen fleisches (von den besten vierteln)
grad’ mal ein bißchen salz
aber um so mehr hingabe

Von >>>>macello
Vielleicht könnte man “Hingabe” auch mit “Betroffenheit” übersetzen. Wäre jedoch für mich nicht geltend zu machen, denn ich vermiede gern, als Dritthaftender in Anspruch genommen zu werden. Es ist ein allgemeines Händereiben.

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