[Arbeitsjournal, 7.20 Uhr
Krähen krächzen unter dem Dach,
das keines Himmel jemals gewesen]
An, liebste Freundin, >>>Parallalie, soeben geschrieben und mit fast der Geschwindkeit des Lichtes gegen Novembers Lichtnot verschickt:
Dabei sah ich, daß der amerinische Schulze >>>> mit Ibn Hamdîs sehr weit gedieh; ich weiß gar nicht, wie nun dort noch Anschluß finden. Vielleicht geht es darum aber auch gar nicht. Sondern Ideen drängen gleichwie in ihre Vollendung, die eben des Körpers bedarf als eines Objektes (!), und sei es ein Buch. Der reine Text ist bei Gott, also nicht, der Körper bei den Menschen (den Tieren, den Pflanzen, der Erde).
Ich bin und bleibe Pantheist. Die Urheberschaft ist beliebig. „Und da begriff ich es: Alles Sprechen oder Schreiben ist nur ein vergeblicher Versuch, eine Leere zu füllen, die unerschöpflich ist, der Versuch” – was jetzt folgt, ist der Titel >>>> Morgeneckers heute: – „einen See zuzuschaufeln, dessen Grund unausgelotet bleibt.”
Ein Pantheist wird notwendigerweise Sexist sein, auch weil er zwar vielleicht Götter, nicht aber EInen GOtt hat; so wurde auch Aragon >>>> die Stadt Paris zum Land und mancher Laden zum stehenden See, in dem sich die „Spazierstöcke sanft hin und her wie Seegras” wiegen:
„… die sie dummerweise einmal wahrgenommen haben” und kosteten von dieser, Freundin, Mütter Kuchen. – „Mütter” ist eine Allegorie, geschlechtlich bis ins Mark und also ebenfalls sexistisch.
Wetterwechsel, mein Ofen stinkt; wahrscheinlich muß ich auch nur den blechernen Aschekasten leeren.
Soeben getan, 9.01 Uhr.
Der Himmel hißt die Sonne. Verhaltener Jubel des endlich gewordenen Tages.
Zweiter Latte macchiato.
Erster Morgencigarillo, bei dem es erstmal bleiben muß: Mein Vorrat hat sich erschöpft. So werde ich nachher hinaus –
– wenn der erste Arbeitsgang erfüllt ist. Die Contessa schrieb mir gestern zur Nacht: „Du gehörst zu mir. Das steht fest.” Und ich gehöre zu meiner Familie, zu लक्ष्मी, dem Sohn und den Zwillingskindern, gehöre desgleichen zur Löwin – und Ihnen, Freundin, gehöre ich auch. Unsere Vorstellung von, sagte ich gestern dem nun Warschauer Freund, einer Familie, einer Frau, einem Mann ist verderblich und falsch, weil monotheistisch zutiefst. Sollst keinen haben neben mir: Ach, verehrteste Freundin, was haben wir noch zu lernen!
Ihr
heute Pan
Nicht alles ist für alle gleich richtig oder falsch. Diversität heißt ja auch, für einige funktioniert eben das besser, als anderes und für andere anderes. Ich fand dieses Feature sehr aufschlussreich, es zeigt, wie krank die Denke ist, wenn man nicht einfach den Menschen vertraut, dass sie sich schon unter das Dach oder die Dächer begeben werden, wo sie sich wohlfühlen und es nicht darum gehen kann, sich auf jeden Fall auf eine Seite zu schlagen. Der Wille, andere immer missionieren zu wollen, scheint tief zu sitzen, so oder so, er ist der eigentlich verderbliche dabei, lasst die Menschen doch einfach das tun, was sie möchten und womit sie sich am besten fühlen in Verabredung mit denen, die es ähnlich halten wollen, wo ist das Problem, denke ich so oft.
http://www.deutschlandfunkkultur.de/intersexuelle-menschen-erzaehlen-dazwischen.958.de.html?dram%3Aarticle_id=396439