Die Adler fliegen durchs Arbeitsjournal des Montags, den 20. November 2017, in der Schatten „moniches”, und Kobolde tanzen dazu.


[Arbeitsjournal, 7.20 Uhr
Krähen krächzen unter dem Dach,
das keines Himmel jemals gewesen]

An, liebste Freundin, >>>Parallalie, soeben geschrieben und mit fast der Geschwindkeit des Lichtes gegen Novembers Lichtnot verschickt:

>>>> Toller Text Bruno Lampes heute morgen (also gestern nacht) – er hat mich sofort entzündet, so daß ich eben >>>> ein Kommentarchen schrieb, das Michele Malaise (was ein Name!) über Paul und Kleist auf einer Brücke Gottfried Kellers mittemang, wie der Berliner sagt, und auch die Berlinerin tut es, mit Der Dschungel verbindet, der schließlich Rudyard Kipling ihren Namen, jedenfalls Teilnamen, gab.
Dabei sah ich, daß der amerinische Schulze >>>> mit Ibn Hamdîs sehr weit gedieh; ich weiß gar nicht, wie nun dort noch Anschluß finden. Vielleicht geht es darum aber auch gar nicht. Sondern Ideen drängen gleichwie in ihre Vollendung, die eben des Körpers bedarf als eines Objektes (!), und sei es ein Buch. Der reine Text ist bei Gott, also nicht, der Körper bei den Menschen (den Tieren, den Pflanzen, der Erde).
Ich bin und bleibe Pantheist. Die Urheberschaft ist beliebig. „Und da begriff ich es: Alles Sprechen oder Schreiben ist nur ein vergeblicher Versuch, eine Leere zu füllen, die unerschöpflich ist, der Versuch” – was jetzt folgt, ist der Titel >>>> Morgeneckers heute: – „einen See zuzuschaufeln, dessen Grund unausgelotet bleibt.”
Ein Pantheist wird notwendigerweise Sexist sein, auch weil er zwar vielleicht Götter, nicht aber EInen GOtt hat; so wurde auch Aragon >>>> die Stadt Paris zum Land und mancher Laden zum stehenden See, in dem sich die „Spazierstöcke sanft hin und her wie See­gras” wiegen:

Aragon Payson Rogner


Aus jeder Mietshauswandnische hör ich Kobolde wispern und das rhythmische Trapptrapp von hohen, hohen Elbenpumps, wenn, zu Villanellen, die Rundtänze einstudiert werden, auf die schließlich Entgrenzung folgt. Überall Schwänzchen, meine Güte, überall zuckende Mös‛chen: les grottes sont les moniches de l‛ombre, et j‛y jouis. So wieder Aragon, genau s o sah ich gestern, in einem Nachflug meines Vorgesterns Schweifens, eine glückhaft lüsterne Frau, die versank und auftauchte und wieder versank, es gab keinen Halt mehr außer den Händen, die sie hoben und drehten. Ah ihr Gesicht! (Es ist immer das Gesicht). Keine Lust ist als Erfüllung, wo nicht die ihre.
(…) c‛est la vie qui fait apparaître ici cette divinité poétique à coté de laquelle milles gents passeront sans rien voir, et qui, tout d‛un coup, devient sensible, et terriblement hantante, pour ceux qui l‛ont une fois maladroitment perçue.
„… die sie dummerweise einmal wahrgenommen haben” und kosteten von dieser, Freundin, Mütter Kuchen. – „Mütter” ist eine Allegorie, geschlechtlich bis ins Mark und also ebenfalls sexistisch.

Wetterwechsel, mein Ofen stinkt; wahrscheinlich muß ich auch nur den blechernen Aschekasten leeren.
Soeben getan, 9.01 Uhr.
Der Himmel hißt die Sonne. Verhaltener Jubel des endlich gewordenen Tages.
Zweiter Latte macchiato.
Erster Morgencigarillo, bei dem es erstmal bleiben muß: Mein Vorrat hat sich erschöpft. So werde ich nachher hinaus –

– wenn der erste Arbeitsgang erfüllt ist. Die Contessa schrieb mir gestern zur Nacht: „Du gehörst zu mir. Das steht fest.” Und ich gehöre zu meiner Familie, zu लक्ष्मी, dem Sohn und den Zwillingskindern, gehöre desgleichen zur Löwin – und Ihnen, Freundin, gehöre ich auch. Unsere Vorstellung von, sagte ich gestern dem nun Warschauer Freund, einer Familie, einer Frau, einem Mann ist verderblich und falsch, weil monotheistisch zutiefst. Sollst keinen haben neben mir: Ach, verehrteste Freundin, was haben wir noch zu lernen!

Ihr
heute Pan

2 thoughts on “Die Adler fliegen durchs Arbeitsjournal des Montags, den 20. November 2017, in der Schatten „moniches”, und Kobolde tanzen dazu.

  1. Nicht alles ist für alle gleich richtig oder falsch. Diversität heißt ja auch, für einige funktioniert eben das besser, als anderes und für andere anderes. Ich fand dieses Feature sehr aufschlussreich, es zeigt, wie krank die Denke ist, wenn man nicht einfach den Menschen vertraut, dass sie sich schon unter das Dach oder die Dächer begeben werden, wo sie sich wohlfühlen und es nicht darum gehen kann, sich auf jeden Fall auf eine Seite zu schlagen. Der Wille, andere immer missionieren zu wollen, scheint tief zu sitzen, so oder so, er ist der eigentlich verderbliche dabei, lasst die Menschen doch einfach das tun, was sie möchten und womit sie sich am besten fühlen in Verabredung mit denen, die es ähnlich halten wollen, wo ist das Problem, denke ich so oft.
    http://www.deutschlandfunkkultur.de/intersexuelle-menschen-erzaehlen-dazwischen.958.de.html?dram%3Aarticle_id=396439

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