[Arbeitswohnung, 9.08 Uhr]
Bin verärgert. Erst um Viertel nach acht auf. Restalkohol, Kopfschmerz, ich weiß nicht, wie lange es gestern wieder ging. Meinen Arbeitsplan nicht einhalten zu können, macht mich unwirsch. Obendrein steht heute nachmittag noch das Lektorat von Gedichten an, mit denen ich überhaupt nichts zu schaffen habe, mehr noch, die mich nicht die Bohne interessieren: Übersetzungen aus dem Jiddischen, das mich n o c h weniger interessiert. – Ich tu?s für den Freund.
Vielleicht kann ich?s wirklich auf den Abend verschieben; heute muß ja nicht gekocht werden. (Die Ente gestern war lecker: „krosse Ente”, „Sahneschnittchen”:: darüber hatte ich mir nachmittags, nach einem witzigen Gespräch mit der Löwin, vorgenommen, heute zu schreiben. Jetzt muß ich`s sein lassen; na gut, hätte mich eh nicht beliebter gemacht).
„Ich sehe ein Liebespaar im Park und könnte kotzen”: Vielleicht der heftigste Satz im heutigen >>>> Morgenecker. „Und auch für die Treue des Labradors, der sich vergewissernd nach seinem Herrchen umsieht, habe ich nichts als Ekel übrig” beschreibt ziemlich genau meine Stimmung. Dabei ging alles, nach einem Umzug, mit nichts anderem los, als daß das Ehepaar nachts Geräusche hörte – dann aber niemals wieder, und das, obwohl die Mischbatterie der Badewanne nächstmorgens nicht mehr mittig, sondern kopfendig angebracht ist. Läßt sich kopfendig schreiben? – Es läßt sich. Aber daß fortan keine Geräusche mehr folgen, ich meine: keine überraschenden, unheimlichen usw. mehr – echt, ü b e r h a u p t nichts Unalltägliches, lebenslang, steht zu befürchten – kann einen zum Misanthropen machen, eine natürlich auch.
Ich gehe auf die Straße, sehe eine Frau, die mir gefällt und spreche sie mit „krosse Ente” an. „He, Sie krosse Ente, gehn Sie mit mir einen Kaffee trinken?” „Und dann”, fragt Sie, „wolln Sie mich braten? Dann vergessen Sie die Küchenschürze besser nicht.”
[Selbstverständlich, Freundin, sagte ich „krosse Ente” zu keiner Frau jemals („zu keiner Frau jemals”: – / – / – / | nur in dieser Rhythmisierung ist der Endsatz verstehbar); daß ich zu keiner „Sahneschnitte” sagte, versteht sich, das muß ich Ihnen nun wirklich nicht schreiben, von selbst. Es geht mir allein um die Möglichkeit. Doch die „Gender”correctness, wenn ich ein freier Mensch bleiben will, zwingt mich dazu, mit Verhaltensweisen herumzuspielen, sie also auszuprobieren, zumindest als Text, die ich zutiefst ablehne.]
die mir manch schönes spiel getan?
die werd ich auch abschneiden!
nach soviel liebesstunden ..
h.c.artmann,
>>>> krauchen solls / durch blut und bein / bis in herzens / kämmerlein
Utopie. Ich geh über die Straße, und eine Frau pfeift mir „He Knackarsch!” hinterher. Wär ich belästigt oder geschmeichelt? Wohl eher geschmeichelt. Also drehe ich mich um und frage: „Ja bitte?” „Gehste mit mir ‛n Kaffee trinken?”
Wie es der Titel sagt. Ich mag mich nicht wiederholen.
der mir manch schönes spiel getan?
Den will ich in zwölf stücke schneiden ..
nach soviel liebesstunden ..
>>>> ebenda, ausgewählt übrigens von einer Frau
Krosse Enten sind meist kopflos und würden durch nochmaliges Braten eher dröge.
Was aber den schweren Kopf anbetrifft: hier hat unser geschätzter Kollege Nömix heute einen eventuell hilfreichen Beitrag über Kopfverpflanzungen geschrieben:
https://noemix.twoday.net/stories/1022639108/
Aufrichtig gute Besserungswünsche!
Und ja: „kopfendig“ wäre für mich sogar dudenfähig.
Einen schönen „toten“ Sonntag!
😉
@Lu Danke, lächelt.
Und… stimmt überhaupt: Wenn die Ente kross schon ist, nimmt man(n) besser gleich die Zähne, indessen frau (auf) den Knackarsch erst dann klopfen sollte, bevor sie ihn in die Pfanne haut.
(Honi soit qui mal y pense).
Die Reihenfolge… …(erst den Knackarsch
zärtlichklopfen und danach den ganzen Kerl in die Pfanne hauen) ist doch die übliche Praxis.😉
Tut mir leid, daß Sie solche Erfahrungen machen mußten, die meinen sind anders. Lächelt.