Südigen konnte man durch den Gedanken, durch Wort und Tat. Die Sünden unterteilten sich in läßliche, und in Todsünden, in Haupt- und Nebensünden. Es gab eine solche Vielzahl, daß schwerlich alle zu behalten waren. Die Sünden schwebten in den Lüften, wälzten sich über die Erde, die drängten in jede Zelle des großen Planeten. Sünden scheußlich wie Menschen und Sünden wie Menschen schön. Sünden wie Gift und Sünden süß wie betäubende Ambrosia. Scheusale und Paradiesvögel.
(…)
In jenen Zeiten sank der Mensch, wenn er sündigte, auf den Grund der Hölle, wurde Gevatter und Faktotum des Teufels, oder er stieg, ein Tempelschänder, zu himmlischen Höhen empor und setzte sich Gott gleich. Die Sünde besaß Flügel und eine göttliche Seele, sie war von der Macht eines göttlichen Orgasmus.Tadeusz Konwicki
Chronik der Liebesunfälle
S. 243/244
dtsch.v. Kristiane Lichtenfeld
Dazu als Konwicki 3 erzählen die Seiten 226 bis 234 eine der schönsten, in ihrer feierlichen Scheu ergreifendsten Liebesszene zwischen jungen, sich gerade erst öffnenden, im geduckten Formalismus ihres Umgangs festgebundenen Menschen, die ich jemals gelesen habe. Um sie hier zu zitieren, ist sie zu lang.
Es gibt aber Sätze – solche wie diesen hier hier, dauernd:
Und der brüchige Großvater, schlaflos im Bett, sagt: