Der Gedanke an Rosenkohl zerflirrt in das Kreischen einer Schleifmaschine wie die kräuseligen Blütenblätter von Nelken, einer Art Rosen, die ein Erdbeben erlitten haben. Der neulich im Supermarkt gekaufte Behälter mit den “cavolini di Bruxelles” (Herkunft: Olanda), wie sie hier heißen, stand auf dem Küchentisch, als er, der Gärtner, abermals anklopfte, allerdings, wie auch vorgestern abend schon, allein. Nur am Nachmittag tauchte er auf mit seiner frisch angetrauten Ehefrau. Den, sagte er, auf den Rosenkohl zeigend, baue er auch an. Und, schau mal, da hat’s einen Artikel über mich gegeben. Landeten dann irgendwann bei Google Earth und in der Stadt Sendai, der Heimatstadt seiner Ehefrau, fand sogar ein Grundstück wieder, das ihr gehört, ohne das Haus, das vor dem Tsunami dort stand, nur ein paar Autos geparkt, wofür sie, wenn ich’s recht verstanden, Parkplatzmiete bezieht. Denn sie habe sonst nur noch Onkels und Tanten.
Sobald der Leuchtturm grün wird, wach auf wach auf, ihn umzirkeln, um sie rechtzeitig zu umdrängen; dann zum nächsten, wo die Kurve riskanter ist, die Möglichkeit, es nicht zu schaffen, das eine nicht mit dem anderen verwechseln, und weiter geradeaus, ganz Querbalken auf dem Wasser, Parallelen, sie zu überwinden, zwischen Wellen und Wind, Sturzwellen von fünf Metern, entsetzte Augen hin zu Neptun. (Pizzuto)
Aber ich bringe die Tage durcheinander. Gestern war gestern, und vorgestern müßte vorvorgestern heißen. Dazwischen lag ein merkwürdiger Samstag, der irgendwann am Nachmittag begann, mich in einen Zustand der Katatonie zu versetzen. Da am Abend davor von einem eventuellen Fischessen die Rede war (“Sag bescheid!”), ergab sich das Dilemma des Weins, denn einen solchen hat Tullia, wo das frische Ehepaar untergebracht war, selten in ausreichender Menge vorrätig. Ich hätte also irgendwohin mit dem Auto fahren müssen, um wegen der Eventualität keine Engpässe entstehen zu lassen.
In Schußweite die Läden, leuchtende Geschäfte, ringsum geschart Scharen, funkelnd wie Sterne, Speichen Bremsen Naben, schlanke Räder in Schlachtordnung, es züchtigen sie Lenkstangen, Dampfbadrituale. (Pizzuto, allerdings vor dem vorstehend zitierten Satz)
Nur daß der frühe Nachmittag durch die Vorbereitungen einer Freilichtzeremonie für den Tag der Schutzpatronin Fermina, bzw. Firmina (das Plakat kündigte sogar eine Konferenz über diese e/i-Frage an)) von entsprechender Parkplatzverknappung geprägt war. Weshalb ich endlich beschloß, Wein bei der Tabaccaia zu kaufen, den sie neben merkwürdigen Biersorten — u.a. Ichnusa aus Sardinien, nach der griechischen Bezeichnung für diese Insel (der Wein: ein Grechetto), auf der ich noch nie gewesen, deren Stimmen ich aber schon öfter gelauscht (auch d a s vorvorgestern: Lateinamerika über eine Stimme aus Alghero, wo man auch katalanisch spricht (Mare Nostrum, aus dem wird, wenn aus dem Häuschen es ist, ein Wellenzaus, ein nelkenkrauses Rosengrab)) — nun auch im Angebot hat. Allerdings nicht billig.
Die Kerzen, die ich neulich dito dort kaufte, weil am dämmernden Nachmittag der Strom für zwanzig Minuten ausgefallen, erwiesen gestern abend sich dann als nützlich, weil abermals der Strom ausfiel. — Als ich mich dem Laden näherte, lag auch der in stromlosem Halbdämmer, und als ich ihn betrat, kehrte der Strom plötzlich zurück. Lichtbringer Lampe!
In einem von Pizzutos Romanen heißt der Protagonist Lumpi. Ich versuche mich heranzupirschen (Tschechow: Der Pirschgarten): “La narrativa di Pizzuto è dentro la formula ‘A è A, se A è A e finché A è A’”, Walter Pedullà, Vorwort zum Interviewbuch “Pizzuto parla di Pizzuto”.
Und die Lumen der Verwunderung ganz unverblümt tun: wie Strick-Zungen-verkäute, runzelig und knurbelig, nach unten gelitzte Wringhäute.
(nein, nicht Pizzuto, Egger, heute angekommen)
Zum Fischessen war es dann nicht gekommen, denn niemand hatte Bescheid gesagt. Zum Ausgleich heute mittag Bücklinge.