Er ist, was er sucht, was nicht bleibt –
ein Teil von der Kraft, die ihn treibt.
Elblauf (1988)
1
Die bunten Fähnchen sind alt geworden
Daß wir die Geschichte waren, du schriebst‘s
Was blieb außer Stoff, der nun schon zerfällt
Fadenscheinig die Fältchen
in unsre erwachsnen Gesichter
aus diesen Wimpeln gewoben
auf denen Verirrungen standen
die sich für Hoffnungen hielten
und ernst warn und tapfer
beidseits am Flußrand
2
Wir sind wohl unsere eigene Grenze
Sie läuft durch uns gleich mehrfach hindurch
Das Herz ist ein Posten im Anstand
die Alben nicht aus der Elbe zu lassen
die Elbe nicht zu den Alben zurück
vor denen der Lunge so bang ist
Nach ihnen sehnt sich alleine das Kind
beidseits am Flußrand, wären wir bunt
wie wir waren
geblieben
3
Unterwegs so wenig berührt
von drüben
Hüben gestanden
geführt
hat uns von drüben
ein Wehen gerührt
das sich als Wellen und Fluten
ins Meeresmünden spürt
in das sich die Flüsse verbluten
4
Wir winkten mit bunten Fähnchen am Rand
und bohrten die Zehen in Sand
am Strand, den das Wasser sich nahm
das uns trennt
Wer von uns kennt, was kam
Wem löst die Scham, die uns brennt
den Fuß aus dem unsichren Stand
in dem verlorenen Kindheitsland
5
und ziehen eiserne Nägel
sich aus dem Tod
Der Schlaf des Trommlers, 1992
Du hast von Trommlern geschrieben, die schliefen
als sie, kein Hunger nach Brücken
herüberriefen
als könnt sich das Ziel vor dem Ursprung bücken
als es noch Kind war
das aus Sand eine Burg baut
der einmal fester Stein war
Du fragtest die Mäuse nach Brot
Die Fähnchen flatterten laut
Es wehte wie sie unser Haar
Von da nach hie kein Boot
– Nachruf von Christoph Schröder >>>> im Journal Frankfurt vom 22.7.2019.
– Nachruf von Bernd Leukert >>> bei Faustkultur, 25.7.2019