Wer “The Snark” von Lewis Carroll kennt, weiß, daß es sich um eine “Agony in Eight Fits” handelt (“Fit has the double meaning of a convulsion and a canto”, annotation by Martin Gardner). Jedenfalls ist Elsa Morante in “La storia” eine Meisterin in der Beschreibung von Agonien mit einem Basso Continuo à la Poe: “I dwelt alone / In a world of moan”.
Die eine dauerte jetzt etwa 60 Seiten (etwas weniger als ein Zehntel des Buches). Zu Beginn die in einer Osteria vor unaufmerksam zuhörenden Kartenspielern perhorreszierte Welt in allen Schattierungen, die den Sprecher zuvor schon charakterisierten: Bürgertum. Jude, Flucht vor den Deutschen, Partisanendasein, das wutvolle Zertreten des Gesichts eines SS-Mannes, bis sein Wimmern endgültig aufhört (erstirbt), Zyklon B (die verhaßte bürgerliche Herkunftsfamilie in Auschwitz), Anarchie-Anhänger, am Ende drogenabhängig. Eine letzte Nacht mit einer den letzten Schlaf Lügen strafenden Reihe von Nachtgespinsten, der letzte Atemzug usw.
Es gibt noch zwei Personen, die leben. In dieser Geschichte. Das Weiterlesen wird schwierig werden. Die anderen zuvor beschriebenen sind schon lange nicht mehr.
Cause they dwell alone in their world of moan. “Moan” wäre auch schon wieder falsch. Die Situationen der Agonien werden dem Agonierenden fast schon abgeknapst, und wenn man sich vorstellt, sie hätten es gemerkt, erfolgt die Beschreibung dessen, was im Nachhinein vorgefunden wurde. Es herrscht kein Geschichtsbewußtsein, geschweige denn ein Bewußtsein für die jeweils eigene Geschichte. Die Ideen, sofern sie vorhanden sind, verheddern sich in den Schimären partiell wahrgenommener Realitäten, die sich nie stimmig zu einem Ganzen fügen.
Alles Humane wird beschränkt auf rudimentale Lebensgesten.
Daß Luther mir grad in Quere kommt mit seinem “Mitten wir im Leben”, ist kein bloßer Zufall.
Zudem das horrende Sicherheitsdekret von Salvini, daß Mittelmeer-Lebensretter mit horrenden Strafen bedroht (aber Spanien scheint auch bald soweit zu sein, wenn ich einer zufällig aufgeschnappten Nachricht glauben soll, in der es hieß, auch dieses Land fange an, für Lebensretter höhere Geldstrafen zu verhängen). Ein Gesetz, daß auch Demonstrationen verschärfend berücksichtigt und sowohl gegen die Verfassung als auch gegen andere Gesetze verstößt.
Hinzu kommt, daß gestern Tonino (der Saxophonist mit dem Schnurrbart), der hier lebte, gestorben ist. 67jährig. Heute wurde er nicht zu unrecht ein “gentiluomo” genannt. Man bitte um Spenden für die Onkologie-Abteilung des Krankenhauses in Terni. Die Todesanzeige auf dem Platz unten sah ich zu spät. Die Trauerfeier fand bereits heute nachmittag statt. Bevor ich sie gelesen. Sonst wäre ich wohl hinuntergegangen. Das Ende vom “Snark”:
‘It’s a Snark!’ was the sound that first came to their ears,
And seemed almost too good to be true.
Then followed a torrent of laughter and cheeres:
Then the ominous words, ‘It’s a Boo -’Then, silence. Some fancied they heard in the air
A weary and wandering sigh
That sounded like ‘- jum!’ but the others declare
It was only a breeze that went by.They hunted till darkness came on, but they found
Not a button, or feather, or mark,
By which they could tell that they stood on the ground
Where the Baker had met with the Snark.In the midst of the word he was trying to say,
In the midst of his laughter and gllee,
He had softly and suddenly vanished away –
For the Snark was a Boojum, you see.THE END