croque le jour 7 quand le chocolat craque dans le palais toutes les pièces s’allument à la fois de l’enfance au présent qui plaît les sons se renvoient mille et un échos mais dans le parc c’est le pas du chat qui donne le la (→ d o r t) |
Kaue den Tag
Zerkracht die Schokolade zwischen den Zähnen
leuchten auf einmal die Räume weit auf und zerplatzen
von der Kindheit bis zum glückhaft heutigen Wähnen
in Klängen aus tausend und einem Echo der Zeit
Aber im Park den Kammerton A geben der Katze sanfter schreitende Tatzen
(Versuch 2 | Versuch 1 <<<<)
Anmerkung
Ich übersetze „croque le jour“ deshalb nicht wörtlich, weil mir Prunier
geschrieben hat, er habe eine Anspielung auf Horaz‘ Carpe diem im Sinn
gehabt. Bei so etwas wie „Beiß in den Tag“/“Zerbeiße den Tag“ usw. ginge
genau diese verloren, indessen „Kaue den Tag“ das Carpe diem geradezu
unmittelbar mithören läßt. Ähnlich wechsele ich das an sich schöne Bild des
Gaumens – le palais (!) – durch zubeißende Zähne aus. Denn unterm Gaumen
würde Schokolade eher schmilzen, als daß solch ein Stück, gar ein Täfelchen
„krachen“ würde – um mal meine Motivation lautmalerisch auszudrücken.
ANH
(Versuch 1:)
Kaue den Tag
Zerkracht die Schokolade zwischen den Zähnen
Leuchten auf einmal die Räume weit auf, und – ja! –
von der Kindheit bis zum glückhaft heutigen Wähnen
verschmilzen Klänge zu tausend und einem Echo der Zeit
Aber im Park gibt uns die sanfter schreitende Tatze der Katze den Kammerton A
eine kleine Bemerkung zu dem Gaumen.
Die Zähne beissen, und es kracht die Schokolade. Aber das Krachen wird vom „hohlen“Gaumen wie im Echo – wie in einer Grotte – vergrössert, besonders wenn man zuhört, indem man beisst. Es wird vom Inneren des Kopfes des Beissenden „gehört“, vom Gaumen aus. Die Übersetzung ist eine Pracht. Danke Alban.
Danke, Raymond. Aber das letzte Wort ist hier noch nicht geschrieben, nicht mal das drittvorletzte Wort. Denn bei einer wirklich guten Übersetzung wäre pro Vers auch die Silbenanzahl identisch. Noch ist das hier nicht der Fall.
Aber zu Deiner Replik:
Nein, Raymond. Der Zerkrachen der Schokolade (oder, wie soeben bei mir, des Knäckebrots) wird von den Zähnen an die Kieferknochen weitergegeben, also die jeweilige Schwingung. Der Gaumen ist daran nicht oder kaum beteiligt, weil sich, zumal bei geschlossenem Mund, keine Tonsäulen aufbauen können; dafür ist die Zunge zu nahe am Gaumen, und wenn der Bißvorgang zuende, schmiegt sie sich sogar an ihn. Fleisch aber ist ein sauschlechter Klangkörper – anders eben als Knochen.
Etwas anderes ist es, wenn der Mund weit göffnet ist – wie beim, ecco, Singen. Wenn Du Sängerinnen und Sänger in der Nahaufnahme siehst, also etwa bei Musikfilmen, dann kannst Du die Zunge direkt flattern sehen – was Auswirkungen auf die Frequenzgänge hat.
Ich dachte an den Schädel, der für mich wie eine Höhle klingt, wenn ich anbeisse.
Physiologisch hast du wohl Recht !!
Hier eine Fassung des Gedichts mit Paragraphen für jeden Vers:
quand le chocolat craque dans le palais
toutes les pièces s’allument à la fois
de l’enfance au présent qui plaît
les sons se renvoient mille et un échos
mais dans le parc c’est le pas du chat qui donne le la
Version 2 find ich schöner, u.a. weil die letzte Zeile nun sanfter klingt und weich wie die Tatzen der Katze…