[Meine → Vater-Elegie, deren videografische Interpretation
aus technischen Gründen höchst kompliziert war. In film-
handwerklicher Hinsicht ist auch sie sicherlich noch nicht
perfekt; künstlerisch indes bin ich zufrieden. Nach nahezu
vier Monaten Arbeit wurd es ja wahrlich auch Zeit, sie
endlich online zu stellen.
ANH, 22. November 2021]
ACHTUNG! Das Video startet bei Minute 8,02, was ich erfolglos zu ändern versucht habe. Also bitte erst auf 0:00 zurückstellen. ANH, 24.11.21, 20.15 Uhr.
Alban Nikolai Herbst
Das bleibende Thier
Bamberger Elegien
Elfenbein Verlag
ISBN: 978-3-941184-10-7
Das Video ist sehr professionell gemacht.
Zu dem Inhalt kann ich nicht viel sagen, da fehlt mir Hintergrundwissen.
Wie alt war Ihr Vater 1945 ?
Die furchtbare Mördergeschichte eines wohl entfernten Familienzweigs, des Joachim von Ribbentrop, muss ja wie ein Schatten über ihn gelegen haben oder auch nicht? Vielleicht hat ihn das zu dem gemacht, was Sie gesehen und gefühlt haben, zu einem Nichtvater, wie man ihn nicht gern vorstellen möchte. Ein Opfer der Zeit und der Familie vielleicht? An einer Stelle sprechen Sie von einem „Exil“, das der Vater gewählt hatte. Doch wenn er ein Opfer war, sind Sie der Sohn eines Opfers, erklärt das nicht manches?
Für Sie selbst jedoch ist die Richterposition, die Sie unverkennbar einnehmen, vielleicht erleichternd. So ist das auch wichtig, für Sie wenigstens.
Als Film, die Einbindung der Musik die Bilderfolge, die Ruhephasen, alles ganz großartig.
Aber (bitte nicht böse sein), gesprochen von einem gelernten Schauspieler, wäre das ein Film fürs Fernsehen oder sogar für das Kino vorstellbar mit erklärenden Kommentaren. Heute Abend in Arte „Der Untergang“ mit Bruno Ganz, da sieht man das ganze Elend dieser Epoche noch vom „Führer“ aus betrachtet und erklärt, wohin das alles führte.
Danke für das Video, dass man von Punkt 0 an bei youtube direkt findet. Da habe ich es mir auf den großen Bildschirm angeschaut und in Teilen auch verstehbar (für mich) angehört.
Lieber Herr Summer,
erst einmal herzlichen Dank, daß Sie sich die Zeit genommen haben, und selbstverständlich auch für die Komplimente über meine unterdessen erarbeitete ästhetische Kompetenz in Sachen Filmmontage, Komposition und Schnitt. Ihre Worte tun mit gut, auch wenn ich in einigem anderer Meinung als Sie bin. Etwa halte ich Bruno Ganz für einen eher mäßigen Specher (nicht aber mäßigen Schauspieler) und hätte ihn als solchen auch niemals eingesetzt. Ich habe in meinen Hörfunkarbeiten ja viel mit Sprecherinnen und Sprechern gearbeitet, darunter den drei sehr großen Otto Mellies, Peter Lieck (der sich, wann immer er konnte, von sich aus für meine Arbeiten einteilen ließ) und, da leider nur einmal, denn kurz nach unserer ersten gemeinsamen Produktion verstarb er, Hans Wyprächtiger. Übrigens würde ich auch Brückner nie und nimmer einsetzen, da aber aus anderem Grund; nicht also, weil er, wie Ganz, nur mäßig wäre, sondern weil seine Stimme zu, ich sag mal, abgenudelt ist: Ich kann mich anstrengen, wie ich will, höre da immer Robert de Niro (und seh den dann halt auch).
Außerdem höre ich von anderen Seiten, es sei gerade gut, daß und eben auch wie ich selbst die Elegien vortragend interpretierte. Vieles bei solchen „Urteilen“ ist freilich persönliche Geschmackssache.
Was mich mehr beschäftigt, ist Ihre Perspektive, ich nähme die Rolle eines Richters ein. Das ist in keiner Weise meine Absicht, weder gewesen noch gegenwärtig. Die Elegie ist ein Klagegesang, eine Lamentation; der Sohn klagt also um den nicht gewesenen Vater, der auch tatsächlich, wie erzählt wird, in gewisser Weise Opfer war. Übrigens auch konkret lebensgeschichtlich, was hier auszuführen aber zu weit führte; es wäre überdies privat. Und aus dieser Klage, die zugleich Trauer ist, ergibt sich die Selbstbefragung meiner Position als Vater selbst, des eigenen Selbstverständnisses, das dann wieder den eigenen Kindern weitergegeben wird.
Es grüßt Sie
Ihr ANH
Danke für die schnelle Antwort:
Bruno Ganz lebt ja auch nicht mehr. Aber Ben Becker könnte das gut, denke ich. Die meisten jedoch werden mit Ihrer Stimme, bzw. den Vortrag zufrieden sein. Letztendlich ist die wahre Ursache meiner „Kritik“: sorry, meine persönliche Schwerhörigkeit, die Lautstärke bekomme ich mit Kopfhörer in Griff, aber die Schnelligkeit des Sprechens ist problematisch. Ich hatte es ja auch angedeutet mit „für mich“ in Klammern gesetzt. Da gehen Ihnen als Sprecher oft die Pferde durch, smile. Leidenschaft und Pathos.
Insgesamt ist der Text, das Beste, was ich von Ihnen kenne, ehrlich, ich würde ihn gern lesen.
Ah, die Schnelligkeit meines Sprechens. Das verstehe ich, und solche Kritik habe ich früher sehr oft gehört, als ich nämlich noch viel schneller vortrug, quasi so, wie bei Céline die Sätze gebaut sind. Da habe ich mich schon gewaltig an die Zügel genommen; mehr würde, glaub ich, nicht gehen; da würd der Hengst in mir auf die Hinterhände gehen, also die Hufe.
Etwas anderes ist entscheidend: Langsamerer Vortrag bedeutete eine andere Montage, schon weil der Film dann deutlich länger wäre, als er ohnehin schon lang ist. Doch wie gesagt, diesen Ihren Einwand verstehe ich und kann ich nachvollziehen.
Den Text zu lesen ist >>>> einfach: