Traurigkeit & Protest. Dunckerstraße 68, Quergebäude, 10437 Berlin.

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Vorgestern noch → schrieb ich von meiner Beglückung. Mittags hatte ich einen Termin, kam abends zurück, sah nach „meinem“ Wilden Wein, und er war – weg. Es ging als Messer durch mich durch, ich konnte es nicht glauben, war erst starr, lief dann hinunter, um die hintere Fassade insgesamt anzusehen. Die gesamte unterdessen schon Hausdrittelfassade war „gereinigt“ worden, der Wilde Wein weggerissen, spurlos, als wär er nie gewesen. Nur am – jemandem anderes gehörenden – Nachbarhaus war der wundervoll enorme Bewuchs enthalten; die Grenze zwischen beiden Fassaden wie mit dem Lineal der Völkerbundsmandatler in der Wüste gezogen: Links von mir das Leben, rechts von mir ein Tod durch vermeintloche Hygienisierung.
Ich schlief schlecht, sehr schlecht. Und rief gestern morgen sofort bei der → Hausverwaltung an. Dort zeigte sich der freundliche Herr selber betroffen, vor allem auch, als ich von der natürlichen Wärmedämmung sprach und daß solch eine Begrünung die Energiekosten enorm senken könne. „Ich verstehe Sie ja, aber was soll ich machen? Es war die Anweisung des Hauseigentümers.“ „Können Sie mir sagen, wer das ist?“ „Verzeihen, aber das darf ich.“ „Gut, denn bekomme ich’s über das Grundbuchamt raus. Haben Sie erst einmal Dank.“ Und anstelle, wie ich es wollte, zu arbeiten, schrieb ich einen Brief an meine Nachbarn und hing ihn mitsamt → diesem Artikel[1]Hier auch → als PDF. dreifach aus, jeweils an einen Durchgang zu „meinem“ Gebäude, zum zweiten Hinterhaus sowie dem Hauptgebäude.

Eine Reaktion freilich gab es noch nicht; ich meinerseits werde jetzt mal die Auskunft des Grundbuchamtes einholen. Habeck ruft auf, es zähle jede Kilowattstunde, und der Hauseigentümer läßt eine natürliche Wärmeschutzdämmung vernichten – was übrigens, also diese Vernichtungsaktion, ebenfalls Energie gekostet hat, um vom Arbeitslohn einmal zu schweigen (der selbstverständlich auf die Mieter umgelegt werden wird).

ANH, 10.21 Uhr

References

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1 Hier auch → als PDF.

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