→ De Aegypto, Zweiter Versuch
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[Die Zahl hinter den Versen gibt die jeweilige Silbenzahl an.]
De Aegypto
I, even I, am he who knoweth the roads (11)
Through the sky, and the wind therefor is my body. (12)
I have beheld the Lady of Life, (9)
I, even I, who fly with the swallows. (10)
Green and gray is her raiment, (7)
Trailing along the wind. (6)
I, even I, am he who knoweth the roads
Through the sky, and the wind therefor is my body.
Manus aminam pinxit, (7)
My pen is my hand (5)
To write the accabtable word … (8)
My mouth the chant the pure singing! (8 /{9})
Who hath the mouth to receive it, (8)
The song of the Lotus of Kumi? (9)
I, even I, am he who knoweth the roads
Through the sky, and the wind therefor is my body.
I am flame that riseth in the sun, (9)
I, even I, who fly with the sparrows. (11)
The moon is upon my forehead, (8)
The winds are under my lips. (7)
The moon is a great pearl in the water of sapphire, (14)
Cool fo my fingers the flowing waters. (10)
I, even I, am he who knoweth the roads
Through the sky, and the wind therefof is my body.
De Aegypto
Ich, eben ich, bin der, der die Wege weiß (11)
Durchs Himmelsmeer, und mein Leib ist hierfür der Wind. (12)
Ich ward des Lebens Lady gewahr, (9)
Ich, eben ich, der fliegt mit den Schwalben. (11)
Grün und grau ist ihr Gewand, (7)
das im Winde nachweht. (6)
Ich, eben ich, bin der, der die Wege weiß (11)
Durchs Himmelsmeer, und mein Leib ist hierfür der Wind. (12)
Manus animam pinxit, (7)
Mein Stift ist die Hand (5)
zu schreiben das treffliche Wort … (8)
Mein Mund puren Singens Gesang! (8)
Wer hat den Mund, es zu empfahn, (8)
Das Lied von dem Lotus von Kumi? (9)
Ich, eben ich, bin der, der die Wege weiß
Durchs Himmelsmeer, und mein Leib ist hierfür der Wind.
Ich bin Flamme, aufgeh’nd im Sonn’ball, (9)
Ich, eben ich, der fliegt mit den Schwalben. (11)
Auf meiner Stirn oben den Mond, (8)
Unter den Lippen den Wind. (7)
Der Mond groß eine Perle in Wassern aus Saphiren, (14)
Kühl an meinen Fingern fließend Wasser. (10)
Ich, eben ich, bin der, der die Wege weiß
Durchs Himmelsmeer, und mein Leib ist hierfür der Wind.
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Eva Hesse hat 1957 folgendermaßen übersetzt:
De Aegypto
Ich, ja ich, bin der, der die Straßen kennt, (10)
Die durch den Himmel ziehn und deren Wind mein Leib ist. (13)
Ich sah die Herrin des Lebens, (8)
ich, ja ich, der mit den Schwalben fliegt. (9)
Grün und grau ist ihr Kleid, (6)
Das im Wind nachschleppt. (5)
Ich, ja ich, bin der, der die Straßen kennt,
Die durch den Himmel ziehn und deren Wind mein Leib ist.
Manus animam pinxit, (7)
Meine Hand hält den Griffel (7)
Das willkommene Wort zu schreiben … (9)
Mein Mund dem reinen Gesang! (7)
Wer hat den Mund zu empfahn (7)
Das Lied vom Lotus zu Kumi? (8)
Ich, ja ich, bin der, der die Straßen kennt,
Die durch den Himmel ziehn und deren Wind mein Leib ist.
Ich bin die Flamme, die am Tage aufsteigt, (11)
Ich, ja ich, der mit den Schwalben fliegt. (9)
Auf meiner Stirn steht der Mond, (7)
Unter meinen Lippen die Lüfte. /9)
Der Mond eine Perle in Wassern aus Saphir, (12)
Kühl meinen Fingern das gleitende Wasser. (11)
Ich, ja ich, bin der, der die Straßen kennt,
Die durch den Himmel ziehn und deren Wind mein Leib ist.
Der nächste Schritt (zweiter Versuch) wird nun sein, das Gedicht nach den Versfüßen zu übersetzen, und ein dritter, beide Übersetzungsversuche miteinander zu kombinieren. Dazu kommt ganz sicher noch der Austausch einiger Wörter. Lassen Sie uns, Freundin, sehen.
ANH [Bei Puccini, Manon Lescaut, Philharmonia Orchestra Covent Garden Sinopoli] |
→ De Aegypto, Zweiter Versuch ______________________ |
Lieber ANH, gerne können wir die Übersetzungsdebatte → aus Instagram hier fortsetzen, hier mein anderer Versuch, ohne Silbengleichheit:
DE AEGYPTO
Der bin ich, ja, der alle Straßen weiß
im Himmel, und mein Leib darin ist Luft.
Ich nahm Frau Erde wahr, das Leben,
ich selber, der zu Schwalben sich gesellt.
Grüngrau ist ihre Schleppe,
ein Gewand im Wind.
Der bin ich, ja, der alle Straßen weiß
im Himmel, und mein Leib darin ist Luft.
Manus animam pinxit,
Mein Schreibgerät in meiner Hand
Um das rechte Wort zu fassen …
Mein Mund, um reines Lied zu sein!
Wer hat den Mund, es zu halten,
Das Lied des Lotus von Kumi?
Der bin ich, ja, der alle Straßen weiß
im Himmel, und mein Leib darin ist Luft.
Flamme bin ich, die in der Sonne steigt,
ich selber, der zu Schwalben sich gesellt.
Auf meiner Stirne steht der Mond,
In meiner Lippe die Winde.
Der Mond eine riesige Perle im Saphirsee,
Des Wassers Kühle rührt meine Finger
Der bin ich, ja, der alle Straßen weiß
im Himmel, und mein Leib darin ist Luft.
Ja, aber mir ging es hier erst einmal um die genaue Silbenzahl pro Vers.
Zu Ihrer Version aber: Da sind mir zu viele Ungenauigkeiten oder, ich sag mal, mir nicht begründbar genommene Freiheiten, die zum Teil auch unschön sind, etwa wenn bei Ihnen zwar richtig der Mond auf der Stirn, aber unrichtig zumal i n der Lippe (in welcher, bitte?) die Winde steht (Singular!!!). Oder auch „ich geselle mich zu den Schwalben“, wo Pound die Bewegung nicht nur im Blick hat, sondern übernimmt. Und in der Deiviertelzeile „und mein Leib darin ist Luft“ wird Pounds Wahl des bewußt als eines veralteten gewählten Wortes „therefor“ unterschlagen und damit der gemeinte Sinn.
—– [@alle, die mitlesen:
——-Hauff hatte sich auf Instagram mit der Kritik besonders einer Verszeile gemeldet: „Respekt, das ist ein schönes Gedicht, schwer zu verdeutschen. Die Übersetzung für „Who hath the mouth…“ holpert in meinen Ohren noch, bestimmt gibt es eine auch klanglich und rhythmisch passende Alternative.“]
Dies erstmal nur als Anfang. Ich meinerseits werde mich wohl morgen an meinen zweiten, nunmehr an den Versfüßen orientierten Übertragungsversuch setzen. Momentan schreibe ich über Dorothea Dieckmanns Nachtbrief und möchte die Besprechung dieses wunderbaren Buches bis heute abend fertig haben.