„Nicht vergessen!“ (Ein Notat). | Nabokov lesen, 46.

„Mein“ Nabokov ist m e i n e r, auf keinen Fall der Ihre. Den „objektiven“ allerdings gibt es nicht mehr.

Der war allein der Seine.

 

 

(Soviel zur Objektivität von Lesart und Interpetation. Wir lassen uns nicht nur von ihm, mehr wohl noch von uns selber täuschen, über uns selbst freilich auch. Ergo mag es Schnittmengen geben.)

Foto: Albrecht Conz (→ Wikipedia)

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Nabokov lesen 45

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10 thoughts on “„Nicht vergessen!“ (Ein Notat). | Nabokov lesen, 46.

  1. Aha – ja, mein Nabokov ist ebenso „meiner“, na klar, ich hangele mich an seinen Fotos entlang, versuche mich in „seine Sprache“ einzufühlen und spüre immer nur Eines, dass ich meiner eigenen Interpretation ausgeliefert bin.
    Also sehe ich es so, wie eine Bildbetrachtung.
    Das in Kürze…

  2. smile ist ja lustig, „Ihr“ Nabokov ist nicht „meiner“, so hoffe ich doch, manchmal kann man sich selbst nicht über den Weg traun, was so im Untergrund schlummert, und was ist schon objektiv, unverkennbar jedoch ist Ihre Begeisterung für ihn, ich teile sie nicht, ein Dackel mit einem Blumenkranz, o weia

    1. Wieso au weia, lieber Franzsummer? Sie hat es, das Dienstmädchen also, offenbar getan, mit den Händen, in denen sie einen Blumenstrauß hielt, über dem armen Tierle zu klatschen, so daß der – wahrscheinlich mehrfache – Klatscher ein Rascheln war zugleich.

      (Es ist nicht nur Begeisterung, manches stößt mich, wie ich es schreibe, auch ab; es ist aber immer höchste Achtung:

      Verachtet mir die Meister nicht,
      und ehrt mir ihre Kunst!
      Was ihnen hoch zum Lobe spricht,
      fiel reichlich Euch zur Gunst.
      Nicht Euren Ahnen, noch so wert,
      nicht Eurem Wappen, Speer noch Schwert,
      dass Ihr ein Dichter seid,
      ein Meister Euch gefreit,
      dem dankt Ihr heut Eu’r höchstes Glück.
      Drum, denkt mit Dank Ihr dran zurück,
      wie kann die Kunst wohl unwert sein,
      die solche Preise schliessest ein?
      Hans Sachs, Meistersinger von Nürnberg )

  3. Ja danke, von Hans Sachs bin ich auch begeistert, sorry von Nabokov nicht, er schwärmte eventuell zu viel von Dienstmädchen, hielt er sie für Dackel? Nix für ungut, der Mann ist tot und zu Lebzeiten wusste er gekonnt zu provozieren, oder, Kindfrauen, Dienstmädchen, Inszest zwischen Geschwistern… man muss ihn ja nicht mögen, und ich mag ihn nicht. Und ich sag nur, was ich empfinde, jeder wie er mag und von dem, was ihm bekannt ist. Ich möchte niemanden überzeugen.

  4. Lieber ANH, ich danke für die Lesehilfe, die mich dieses Mal vor einer sumerischen (so plump würde es VN niemals formulieren, obwohl Zwei-Läuse-Fragesteller für Toulouse Enquirer…) Reaktion bewahrt hat. Was mich wundert, ist, warum Sie nie aus der durchgesehenen Übersetzung (Friesel/Zimmer) zitieren, obwohl diese neben dem Tafelteil, Chronologien und 1300 Anmerkungen auch eine wirkliche Verbesserung des deutschen Textes ist, die „in diesem Fall kein Akt feindlicher Übernahme war, sondern in mehre als einjähriger freundschaftlicher Kooperation mit Uwe Friesel entstanden ist, in einer ununterbrochenen gegenseitigen Konsultation…“ (Nachwort S. 675).

    Das hat nicht immer geklappt, so hat DEZ bei seiner Durchsicht der Pale-Fire-Übersetzung Sachen verbessert, ich glaube z. B. „Stockings“ statt schwarze Strümpfe, aber nicht gemerkt, dass die später wieder auftauchen und stehen gelassen. Aber Übersetzungskritik interessiert keinen toten Hund.

    Und wie es der Ada’sche ‚Tschort‘ will, höre ich nach der göttlichen Aida mit den Wiener Philharmonikern unter Karajan (Renata Tebaldi und Carlo Bergonzi) gerade ebenfalls, rauf und runter, die erstaunlichen Meistersinger, ebenfalls unter Karajan, Staatskapelle Dresden mit René Kollo als Stolzing, Peter Schreier als David, Theo Adam als Hans Sachs und Helen Donath als Eva.

    Schön ist auch, dass ANH, wenn er etwas zitiert, auch weiß, wann man mit dem Zitieren am besten aufhört. Ihr FJK

    1. Lieber Herr Knelangen,

      warum Sie nie aus der durchgesehenen Übersetzung (Friesel/Zimmer) zitieren:

      Es liegt einfach daran, daß ich mit der ersten Ada-Übersetzung sozusagen aufgewachsen bin und an ihr hänge; die andere habe ich auch noch gar nicht hier. Aber wenn es zu dem, wie Arco möchte, Nabokov-lesen-Buch tatsächlich kommen sollte, werde ich die überarbeitete Fassung zumindest hinzunehmen und ggbf. die von mir gewählten Zitate vergleichen und ggbf. austauschen.

      (Ich erinner mich gut daran, daß bei einem Frankfurtmainer Bloomsday Reinhold Batberger aus der der alten → Goyert-Übersetzung des Ulysses vortrug – woraufhin mit lautstarker Entrüstung Klaus Reichert aufsprang und wutentbrannt den Saal verließ, weil es längst die neue → Wollschläger-Übersetzung gab (an der er selbst, ich sag mal, „stützend“ mitgewirkt hatte, auch wenn er seinen Beitragsteil offenbar aufrechter sah); da könne man nicht mehr usw. – Batberger war zurecht verstört deshalb; er hatte Goyert gewählt, weil er als junger Mann durch dessen Fassung geprägt worden war; Wollschlägers, weil da noch gar nicht existent, hätte das logischerweise nicht gekonnt. Und Prägungen, in aller Regel, bleiben. Es wären sonst keine.)

      *

      auch weiß, wann man mit dem Zitieren am besten aufhört:

      ANH lacht (mit reinstem Engleinsherzen).

      Der Ihre

  5. Ich lache auch und zitiere meinen Lieblingsdichter Tucholsky: „Nichts ist schlimmer, als wenn Literaten Literaten Literaten nennen“
    sorry, wenn ich störe und gute Nacht in die Runde 🙂

    1. Hat er denn auch einen Grund genannt oder ging’s allein ums Bonmot? Dann könnt ich kontern: „Vieles ist besser als Satiriker, die selbst Satire sind.“

      (Eigentllich müßte ich, um der Form zu genügen, „Alles“ schreiben statt „Vieles“; nur wär der Satz dann nicht wahr.)

  6. Keine Ahnung, wann und wo er es von sich gegeben hat. Tucholsky war ja unglaublich produktiv in der Weimarer Republik und schrieb unter fünf Pseudonymen in allen möglichen Zeitungen, aber auch Bücher, „Schloß Gripsholm“ und so was, in der DDR erschienen etliche Gedichtbände, Kritiken… einer meiner Lieblingszitate: „Nichts ist schöner und nichts erfordert mehr Charakter als sich in offenem Gegensatz zu seiner Zeit zu befinden und laut zu sagen: Nein!“ Das müsste Ihnen doch auch gefallen, lieber Herr Herbst 🙂

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