Atem des Riesentieres Meer. Horcynus Orca (1). Sätze I.

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Giuseppe Posillipo via → Googlemaps]

 

 

Da machte er sich in dem tiefen Dunkel blindlings wieder auf und fand unerwartet, nach wenigen Schritten, schließlich eine Öffnung zum Meeresufer: Auf seiner Haut spürte er einen Lufthauch, die Dunkelheit vor ihm war frei von Häusern, und der Atem des Riesentieres, des Meeres, blies ihm ans Ohr und schlang sich um ihn wie ein dünner Faden, in unendlichen Umschlingungen von Speichelfäden, die versteinerten, wie die Fäden einer Muschel, die mit den Echos ihrer geheimnisvollen, unermesslichen Belebung kamen und gingen. So stellte er sich das Meer zwischen Skylla und Charybdis vor, mit einem sonderbar körperlichen Empfinden von Orientierungslosigkeit, so, als würde er nicht mehr wissen, wie und wo er war, oder als wäre er nicht mehr da, aufgrund irgendeines neuen, neuen und jedes Mal schlimmeren Erdbebens oder genauer: Erdseebebens, wo und wie er es in Erinnerung hatte, ein bestürzendes Riesentier, das mit seinem Atemstoß jede Finsternis, jeden Durchgang, jede Öffnung. Wie man es auch dreht und wendet, am Ende stehen wir doch wieder vor einem Meer (…).

Stefano D’Arrigo. Horcynus Orca, Roman (German Edition, Fischer E-Books, dtsch. von Moshe Kahn)
Kindle-Positionen3098-3104
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Horcynus Orca 2


 

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