Das Arbeitsjournal des Montags, den 28. August 2023, doch auch für einige Tage vorher und mit ein wenig Tagesspiegel-Deutsch begonnen.

„… ein Mann mit tätowierten Armen und schwarzem Cap,
einer in Holzfällerhemd und zusammengebundenen Zopf„,

TAGESSPIEGEL, → 28. 8. 2023

was auf enorme Haarmasse schließen läßt, wenn da ein
ganze Mann drin steckt, von der Grammatik ganz zu
schweigen.

 

[Arbeitswohnung, XXXX Uhr]

 

schrieb ich gestern abend Sabine Scho im Messenger. Denn in der Tat, für das kleine Radiofeuilleton, um das ich → für GUTENBERGS WELT gebeten wurde, habe ich vier Tage gebraucht, mühsame Tage; ich bin aus der Routine gefallen. Liebe Freundin, Sie merken es ja selbst: Auch von regelmäßigen Arbeitsjournalen und/oder sonstigen Einträgen in Der Dschungel läßt sich kaum noch sprechen… gut, abgesehen von den Zitaten aus und Leseeindrücken zu → meiner derzeitigen Lektüre – ungefähr das einzige, was mich derzeit literarisch erfüllt. Alles Eigene hingegen kommt mir derzeit wie brüchig-zähes Stückwerk vor. Selbstverständlich hat dies nach und vor mit der, sozusagen, Warteschleife zu tun, in der ich wegen der Triestbriefe geparkt worden bin, weil ich auf die Rückmeldung meines Arco-Verlegers und seine etwaigen Einwände und Vorschläge warten muß, die nun schon so lange auf sich warten lassen. Mich macht sowas kirre — oder ich werde, aus gewissermaßen Notwehr, phlegmatisch. Überdies ist jetzt auch noch ein katastrophaler Trauerfall, zumal aus heiterstem, ja gelöstestem Himmel eingetreten, der seine, des Verlegers, Energien tief erschüttert hat, wo außerdem nun schnell gehandelt werden muß, so daß seine Lektüre abermals stopt. Komplett nachvollziehbar, und ich will und werde helfen, wo ich kann. Doch spüre ich, auch wenn ich’s niederzuhalten versuche, einen Zweifel in mir aufsteigen, nämlich den, ob das Erscheinen des Romans selbst im kommenden Herbst noch sicher ist. Und erst recht schalte ich auf den, sagen wir, „Aushaltemodus“ — wie wenn man in Duldungs- nicht -starre, aber einer Form von Ergebung verfällt. Da ist kein Feuer mehr, wir halten nur die Glut am Glimmen.
Dazu kam, daß ich zwei Monate lang nichts mehr, trotz meiner Nachfragemails, von dem Liederprojekt in der Deutschen Oper hörte; allerdings hat sich der organisierende Künstler heute endlich gemeldet. Vorher schaute ich wenigstens mal im Spielplan nach; da war es schon ganz schön, d a s da zu finden:


Problematisch nur, daß auch hier nicht alle Lieder genannt sind, die vorgetragen werden und für die ich die Idee hatte und habe, sie auf Deutsch nachzudichten, möglichst sogar sangbar. Also erneut an die Deutsche Oper geschrieben, und tatsächlich: Vorhin ist nicht nur komplette Programm gekommen, sondern auch die Noten lagen dabei.
Jedenfalls habe ich gestern, nachdem ich über Youtube Mitschnitte, dann die Dichter gefunden hatte, – … habe ich mit dem ersten Gedicht schon mal begonnen, A.E.Housmans Ludlow and Teme, vertont von Ivor Gurneys. Knifflig, knifflig, allein schon „Amsel“ für „Blackbird“, wobei ich „Amselhahn“ in diesem Fall bevorzuge; bei „Amsel“ haben wir es im Deutschen mit einem generischen Femininum zu tun, hingegen nicht bei „Blackbird“. Es gibt einige Stolpersteine mehr.
Insgesamt sind es siebzehn Gedichte, die ich übersetzen und poetisch setzen müßte, zumal gereimt und — vor allem! — in Sinn und Duktus der Partituren. Es ist durchaus nicht heraus, ob ich’s bei meinem derzeitigen zähen Arbeitstempo überhaupt hinbekommen kann. Auch hier deshalb der Ergebenheitsmodus; auf keinen Fall nervös werden:

 

Gut, liebste Freundin, vielleicht mögen Sie sich diesen Termin schon mal vornotieren, 11. Oktober, 20 Uhr, Foyer der Deutschen Oper Berlin.***

Überrascht freilich hat mich, auf wunderbare Weise überrascht, wie Manuela Reichart, die mich um den Radiotext gebeten hatte, auf mein, nun jà, Zusammengestoppel reagiert hat. Ihre Nachricht erreichte mich am Sonnabend auf dem Sommerfest Joachim Helfers, wo einige Köpfe des PENs Berlin zusammenkamen; wir saßen grad an der flammenden Feuerschale, die Dunkelheit war bereits, um uns zu umhüllen, herab zu uns gesunken. Ich mag die Mail hier nicht zitieren, doch tat sie wirklich gut. Eine kleine Streichung ward ich gebeten vorzunehmen; tags drauf schon warn wir einig, und morgen vormittag werde ich den kleinen poetischen nicht „Nach“-, sondern Nachttext (tatsächlich ist er einer des Lichts) im ARD Hauptstadtstudio einsprechen; gesendet werden wird er → am Sonnabend dieser Woche (2.9., 15.04 Uhr).

Ihr ANH

[19.59 Uhr]
Trainingsprotokoll


 

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