SevenStars Gaganien. Faustkultur-Tip: Noch bis zum 29. Januar.

[Fotografie 1 © : → Bernward Reul]

 

 

Als Portraitfotografin in den Berliner Szenen längst bekannt, wenn nicht sogar – zurecht – berühmt, hat die Künstlerin nunmehr ihr bislang allein im Netz gezeigtes »Sentimentales Archiv« auch physisch zugänglich gemacht – in Thorsten Heinzes fast schon kanonisch-subkulturellen Räumen der Galerie SevenStar, Gormannstraße 7. Und wir sehen, wie hauteng die Künstlerin ihrer Stadt verbunden ist, begeistert wie verwundet. Doch ebenso deutlich wird die Verwandtschaft eines zweiten Fin de siècle, des Berliner, mit dem Wiener ersten. Dem von Nielsen geliebten Blattgold, das eben nicht nur an die Neue Prächtigkeit erinnert, sondern deutlich oft an Klimt, fügt sie indes, auf ersten Blick kaum sichtbar, Stiche zu und Risse, die das Ornamentale wie ein Fieber durchziehen, das sich im schönen Scheinen verbirgt. Die verwendeten Materialien hauchen es aus. Dabei … nicht nur dies! Denn unversehens schauen Franz von Stuck und Max Ernst um die Ecke, die es nicht im entferntesten stört, dass – eigens für diese Ausstellung – selbst die Lichtschalter vergoldet worden sind. Nämlich ist es Prunk ohne Chic, weil so ironisch wie verloren; vieles atmet Traurigkeit. Kein ander Ort wär möglich als eben dieser eines Berlins, dessen Leben immer auch Untergang ist, beides ineinander verschlungen zugleich.

Darin steckt ein Abenteuer wie im Begehen der Galerieräume selbst. Also lassen Sie sich nicht täuschen! Die Treppe in den Keller hinab birgt Gefahr, egal ob gesichert links durch ein Seil. Es gibt Menschen, die steigen da lieber rückwärts hinab. Wir fahren, begreifen wir, hier über See – eine, die unter der See geht.

(Ein Tip für Sammler: Wer gerne provoziert, doch dezent und nicht grob, wird bei Gaga Nielsen ständig fündig werden.)

Täglich von 14 bis 19 Uhr.

QR-Code: Sämtliche Exponate

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