>>>> Paglia vertritt in den meisten ihrer Äußerungen die radikale Gegenposition zu meiner Position, wobei wir in den Grundthesen vollkommen übereinstimmen; ich wäre in den Zeiten des Matriarchats ganz sicher kämpferischer Patriarch gewesen; es hat schon seinen Grund gehabt, daß Männer die Frauen unterwarfen. Denn letztlich, aus Natursicht, sind sie, Männer, Anhängsel mit sehr kurz befristeter Funktion. Die Unterwerfung der Frau war möglicherweise ein Emanzipationsakt.Männerbund und Patriarchat waren die Rückzugsbastionen, in welche die Männer hineingezwungen wurden von der gefürchteten Macht der Frau, ihrer Unergründlichkeit, ihres archetypischen Pakts mit der chthonischen Natur. Der Körper der Frau ist ein von Mauern umgebener Garten, der mittelalterliche ‚hortus conclusus’, in dem die Natur ihre dämonische Zauberei wirkt. Die Frau ist der ursprüngliche Verfertiger, der wirkliche Erste Beweger. Sie verwandelt einen Schleimauswurf in das sich ausbreitende Gespinst eines fühlenden Wesens, das an der schlangengleichen Nabelschnur hängt, mit der die Frau jeden Mann bindet.
Paglia, 39.So ist es nicht ganz ausgemacht, ob ich dieser Patriarch nicht eigentlich sogar weiterhin b i n. Dafür spricht mein Machismo. Nur ist so wenig zu kämpfen übrig, wenn die Bereinigung von Welt durchs Apollinische eben diese Welt letztlich destruiert. Der Mann, der – apollinisch, mit Paglia und Nietzsche gesprochen – ‚gesiegt’ hat, hat sich zugleich die Grundlage entzogen, die Natur ist und bleiben wird. Ja, Natur kehrt in den technischen Errungenschaften w i e d e r, und „das Albumin im Blut, die Schleimhautfetzen aus dem Uterus, Plazentaquallen aus dem weiblichen Meer“ (Paglia, 36) quillt aus der Unübersichtlichkeit der technologischen Welt abermals unaufhaltsam vor. Daß >>>> „alles einfach sei“ ist eine patriarchale Verkehrung, die qua Behauptung zeugen will, aber de facto impotent ist, jedenfalls gegenüber dem Chthonischen nicht satifaktionsfähig. Das macht einmal Patsch, und bumms liegt der Mann d a. Und zugleich hat er das Problem, daß die sogenannte Männerposition – eine anti-chthonische – von Frauen längst übernommen ist, was a u c h einer Unterwanderung männlicher Positionierung gleichkommt. Das platzt sozusagen von innen. Deshalb meine Beschwörung mythischer Frauen – es sind ja, >>>> etwa in der Vergana, aber auch in „Alma Picchiola“ T y p o i: Faszination, tatsächlich wirkende Bedrohung und das Bewußtsein, mit etwas zu kämpfen, das auch sichtbar ist, wirken hier mit. Stärke, das wußte schon Cäsar, will starke Gegner, und nur Stärke, in diesem Fall männliche, kann sich Stärke – weiblicher, nach wie vor naturhaft wirkender, auch wenn es nicht mehr so aussieht, sondern sich zivil (apollinisch) verkleidet hat – entgegenstellen: daraus entsteht dann Lust: gerichtete (männlich erektive; klare, ‚reine’) gegen ungerichtete (weiblich aufsaugende; unklare, ‚unreine’) Kraft:: fällt beides zusammen, kommt es zu Orgasmen.
Paglia übernimmt affirmativ die männliche Position und vertritt sie mit klaren, unhintergehbaren Argumenten für Kultur; übersieht aber dabei, daß die Kernfolge der künstliche, gentechnologisch in Retorten erzeugte und dann programmierbare Mensch ist. Das Weibliche, nicht-Technologische, Zufällige und zugleich Schicksalhafte, hat insofern denselben Widerstandscharacter bekommen, für den beim Aufbruch der Kulturen die Männer standen. Diese Dialektik gestalte ich in meinen Frauenfiguren – von Anna im >>>> WOLPERTINGER, über >>>> die Vergana, bis jetzt zu >>>> Melusine Walser und der >>>> Morrigain – wieder und wieder. Selbst das so ganz anders klingende Projekt >>>> “Willige Frauen” gehört vollkommen in diesen Komplex, denn diese “Willigen” sind s t a r k e, ja eben w o l l e n d e, nicht moderierbare Frauen. Sie alle formen die Amazone wieder aus dem, was sich apollinisch, mit Paglias Wort:,maskiert’ hat. (Daß meine entsprechenden Texte genau das verdeutlichen, ist wahrscheinlich einer der Gründe für das Unwohlsein, das sie bei Lesern erzeugen: sie zeigen etwas, das man verdrängt hat.)
Deshalb, übrigens, wollte ich immer matriarchale Frauen als Partnerin. “Was willst du mit diesen Zicken?” fragte mich sehr oft mein engster Freund. “Was soll ich mit anderen?” fragte ich dagegen. Und h a b ja nun meine matriarchale Frau (wieder)bekommen – mit allen Schwierigkeiten, die das aus männlicher Sicht bedeutet. Aber eben auch mit aller Lust der liebenden Positionierung. Übrigens spielt es überhaupt keine Rolle, ob eine solche Frau um ihr Matriarchat w e i ß:Die Frau träumt nicht davon, dem Naturzyklus in die Transzendenz oder in die Geschichte zu entrinnen, da sie selbst dieser Zyklus i s t.
Paglia, 32.
Eine Frau selber ergänzt.
…dass Pinot-trinkende Männer zu den Frauenverstehern gehören, Cabernet-trinkende aber zu den Nehmern (und somit jenen, die die Frauen kriegen).
>>>> ConAlma.
Matriarchaler läßt sich dieser Prozeß (der eine Erwartung, einen Anspruch formuliert) gar nicht beschreiben; es ist umgedrehter Machismo und erwartet Machismo. Das gleiche Gefühl: ich will keinen schwachen Gegner; wohlgemerkt, im Sinne des libidinösen Geschlechterkampfes gemeint. Dahinter steht selbstverständlich a u c h: mein Körper ist für schwaches Erbgut zu schade.