Paul Reichenbachs Sonntag, der 1.Oktober 2006. Morgen in Jerusalem.

Verlassen von den Geschwistern Vor- und Rücksicht strömt die Lava der Leidenschaft, die sich sonst nur im schützenden Mantel der Nacht offenbart, heute morgen beim Abschied auf dem Flughafen noch einmal durch die Leiber. Ergießt sich in hastig beiseite geschobenen Stoffen. Und das Fließen ist uns Halt. Dann vor der Schranke ein: Ich liebe dich, ich will nicht alt werden ohne dich, und ein Versprechen, das wir uns immer wieder geben, flüstert: Morgen in Jerusalem.
Das Flugzeug nach Tel Aviv startete pünktlich. Ich bin wieder allein.
An meiner Pinnwand hängen seit heute ANH’s wundervolle Verse >>>Patou.

2 thoughts on “Paul Reichenbachs Sonntag, der 1.Oktober 2006. Morgen in Jerusalem.

  1. “Morgen in Jerusalem.” Bei diesem Satz erfaßte mich eben das Erschauern, von dem ich >>>> hier sprach. Wer, zumal als Deutscher, >>>> die Zusammenhänge kennt, die jüdischen, die christlichen, aber auch die islamischen, der weiß, warum. Doch wirkt hier noch etwas darüber hinaus: daß dies eine Eheversprechen ist. Eines, das mit einer ganz anderen, weltlichen Liebesgeschichte vereinbart werden muß, die ihm zu Recht widerspricht – b e i d e s hat Recht. Was auszuhalten ist. Und kaum ausgehalten werden k a n n. Momentlang kam mir ein Weinen. Ich schriebe jetzt gern ein Gedicht dazu, aber das wäre vermessen, wäre eine Lästerung des Einzelnen, wäre – Benutzung.

    Ich bin sehr dankbar, daß andere Menschen, in diesem chorischen Tagebuch, jetzt solche Beiträge schreiben.

    1. Ihre Rücksicht ehrt Sie. Aber ein Gedicht, lieber Herr Herbst, ist niemals eine Lästerung, es sei denn es will böswillig lästern ( auch das ist erlaubt, die Kunst kennt kein Tabu!) und ein Motiv darf immer verwendet werden. Die Spannungstiefen vom Allgemeinen und Privaten, hier in diesem kleinen Text, sind lyrisch auslotbar. Ich wünschte, ich könnte es schon.

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