Bamberger Elegien (29). Siebte Elegie (4). Entwurf der Fortsetzung.

(Fragt dich einer: Gibst du dein Leben für die Geliebte?
fragt es konkret – und für deinen Sohn? – und legt die Pistole
auf den Tisch, und nun mußt du wählen, j e t z t, will die Regnitz,
dann erst und n u r dann entscheidet es sich, wer du bist, und lügt nicht.)
Ah wie sie wispert! die Regnitz: längst, Heraklit, ist sie andres
Wasser, nachgeströmtes, täusche dich nicht, die Wehre
rauschen nur scheinhaft so stehend (rauschen scheinhaft leise),
stäuben auch hier Wasser durch Luft und beißen Metall an,
rostig wird es auch hier. Ich merk es nur nicht in der Stille,
ebenfalls scheinbar auch sie. Scheinbar wie meine innere
Ruhe, die dämpfende, splendid isolation, Entferntheit,
melancholisch eingewattet, der Aufruhr gewindelt,
winselt der Köter nicht einmal mehr, als wäre Versuchstier
er und das Stimmband durchschnitten, und stimmlos fixiert, so erträgt er’s.
Aber noch lebt er, noch hört er bisweilen im Rauschen das Pulsblut,
Hoffart und Wille und ein Begehren, dem er das Bild haut:
Brennend steht es, und will sie nicht lästern, ardet et floret*,
ernst für die Welt ein und feiernd, noch singt ihm nach svanrăd der Schwan nicht,
noch ist die Zeit nicht gerundet, abgerundet, kein Zyklus
hat sich in ihm ausgedreht, und er entzieht sich geschlagen
nicht, so sehr er auch wartet und läßt sie, schäumende Wirbel,
Moleküle, sich trennend, sich anderswie findend, durch sich
kreuzweise durch und liegt nur, momentan dümpelnd, vor dem Wind nicht,
schlingert in der Bamberger Flaute und lauscht, die Augen
anspruchslos zu, rekapitulierend der flappenden Leinwand.

[*) D’Annunzio.]

(4)

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2 thoughts on “Bamberger Elegien (29). Siebte Elegie (4). Entwurf der Fortsetzung.

  1. klassische Widerlegung des Kant’schen Imperativs.
    Was das Traurige ist: die Menschheit wird schon wieder in eine Situation finden, wo diese Art von Entscheidungen wieder für den nicht dramatisch Begabten anstehen.
    Ist es menschlich? Menschenbestimmt, den erstgeborenen Sohn für eine Idee zu opfern und sei es Gott?
    Sterben ist auch Bestandteil des Lebens, doch nicht das bewusste Morden, das ist ein Verstoss gegen das Prinzip Leben. Ein Gott, der dieses verlangt, kann nur eine Projektion des Menschen sein.

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