Schmerz ist ein anderes noch, ein größter. Denn ja!: wir fanden,
h i e l t e n es aber nicht und versagten. Es kam so nahe,
nahm unsren Kopf in die Hände und küßte ihn lange. War d a uns.
Immer vergeht, was wir wünschen, wenn wir’s dauernd erhalten,
wenn es uns bleibt und nicht ständig uns fliehen will, um zu bleiben.
Das aber muß es tun, sonst verliert es sich gänzlich in Nöten,
die zu klein für es sind, so daß es sich duckt und erniedrigt.
Wie oft putzten wir Zähne gemeinsam, ohne zu merken,
d a ß wir das taten und w a s? und aßen sprachlos zu Abend,
abgerieben Aufmerksamkeit und das pochende Sehnen,
das uns zusammengebracht? In Alltagsläuften verschüttet,
ohne daß wir’s recht merkten. Gegessen von Sorgen um Miete,
Stromrechnung und Finanzamt, Hausordnung, täglichen Einkauf.
Wie aller bleibender Wert uns vergeht, wie Bleiben s e l b s t, das
Sehnsuchtsvolle, schwindet, w e i l es bleibt, das Ersehnte!
D o c h, wir merken’s! spüren diesen Verlust, aber schweigen.
Sprächen wir nämlich, auch das wär Verrat, der das Unheil beschwörte.
Denken wir und verdrängen’s. Und stehen plötzlich als Fremde.
Sehen uns an, und du gehst. Und ich bleibe und rase vergebens.
Erst der Verlust ist des Bleibenden Anfang. Wie wir schmecken,
nun, da du fortwarst und dadurch zurückkamst, zurückgefunden
uns in Herz und Geschlecht, deine guten Lippen wieder!
Wie umhüllt uns, Geliebte, als ein verwehter, erneut dein
Duft! Und beharrt jetzt, unerreichbar geworden in fernster
Gegenwart, n ä h e r als nahe in uns, so Abschied und Träne,
Wind so, der von der Terrasse hereinstreicht, allgegenwärtig,
aus der fließenden Regnitz’ tiefem Himmel gestiegen.
Wir sehen Kies und die Brüstung, drauf stummen Steines Figuren:
Allegorien, die dich abwehren möchten, doch dich grad reizen,
unmerklich singend heimzuwehen in dieses Zimmer.