Böse Farben. Argo. Anderswelt. (249).

Es kam mir wie eine halbe Stunde vor, bis wir unten auf dem zerklüfteten Gelände anlangten. Da gab es nur Fels und Klippe und eine Gischt, die von so hoch oben nicht anders als wie eine weiße Linie zu sehen gewesen war. Nun war sie türkisgrün. Das fiel mir nicht gleich auf, sondern etwas anderes, etwas Fürchterliches: Das Meer nämlich selber, nein, es war nicht blau, sondern rot: war weinrot wie das Blut des Katholizismus. Mir wurde unmittelbar schlecht. Nicht nur mir.
Wir starrten.
Ich übergab mich. Auch der Sanfte übergab sich, und Carola Ungefugger, und Broglier, sogar Willis – ich weiß nicht, wer alles noch. Ich kann auch den Geruch nicht beschreiben, ich meine nicht den scharfen, den man der plötzlichen Kotze zuordnen konnte, sondern den unklaren, fremden der Thetis. Er drückte sich in die Nase den Mund, ja: es war, als füllte er die Augen. Die Farbe, begriff ich, war der Geruch. Nur die Felsen wirkten noch irgend vertraut. In unseren Rücken die ungeheure Mole, die jetzt blaßgrün aussah, sowie einen Kilometer entfernt die noch viel ungeheurere ebenfalls blaßgrüne Europäische Mauer mit ihrer – strahlend weißen! – Klaff, durch die immer und immer weiter das Meer jetzt fast schon ruhig wogte. Auch dort und vor uns alles weinrot. Und der Himmel, er war gelb. Als wär er eine S o n n e – ganz. Die hatte sich unermeßlich konkav um die gesamte Erdhälfte gelegt.

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