Katrin. (WF 2).

Wenn wir ehrlich zueinander sind, sagte sie – es war überhaupt der erste Satz, den sie je zu mir sprach, und es war auch fast der letzte -, dann müssen Sie mich jetzt mit nach Hause nehmen. Und falls das nicht geht, müssen wir hier auf ein Zimmer. Es war tiefer Winter, und sie hatte recht, diese sehr kleine, taillenschmale, doch ausgeprägt weibliche Frau. Sie hatte ein hellgraues Kostüm an, darunter eine Bluse, den Kragen mit Spitzenzierat besteppt. Man sah, da sie ihr Jackett offen trug, deutlich den Büstenhalter, einen push up, hatt’ ich den Eindruck: kräftig formte er, was einer Formung gar nicht bedurfte. Eben das war von einem Reiz, der keinerlei Widerstreben erlaubte.
Ich antwortete nicht, sah sie nur an, wie ich sie schon den ganzen Abend über angeschaut hatte: anfangs nur flirrend, schnell immer wegguckend, dann, da s i e nicht wegguckte, gezielt. Dieses geschah zur Kommunion der Tochter eines Freundes, nachmittags, als wir im Marriott bei Kaffee und Kuchen zusammensaßen. Ich bin mir heute nicht mehr ganz sicher, ob nicht sogar sie zuerst geschaut hatte. Aber ich weiß seither: es gibt den Heiligen Geist. Er firmte auch u n s.
Es ging nicht bei mir Zuhause, nicht bei ihr. Damals waren wir beide verheiratet, sie ist es, glaube ich, noch. Wir verließen den blumengeschmückten Saal, erst ging s i e, wie zur Toilette, dann ging ich. Da hatte sie das Zimmer schon gebucht und auch bezahlt. Erst als wir die Tür geschlossen hatten, küßten wir uns. Bis dahin hatten wir uns nicht einmal an den Händen berührt. Und wir verließen das Zimmer so auch wieder: erst sie, eine halbe Stunde später ich. Die Feier währte noch lange. Wir sahen uns dort nicht und, weil ums Äußerste wissend, n i e wieder an.

WF 1 <<<<

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