Dieses höchst locker gefügte, doch zähe Gebilde hätte auch aus Dr. Spinnens militärischer Zweckforschung stammen können, es unterschied sich von den Flatschen nicht und nicht von jenen widerwärtigen biotechnischen Ameisenstämmen, die bei Feindberührung aus den Leukozyten platzten, unterschied sich nicht im Willen, nicht in der Absicht: töten und verdauen. Und fiel, entsetzlich wütend nun, in eine der Schändergruppen ein. Dabei nahm es die erste Gestalt an, sie trank und trank sich ihm zu, und er wuchs und begann, Konturen zu sehen – Gestalten, die waren nicht er. Doch: Er? Wieso das?
Pflanzte er sich eines Tages fort? Die uralte Frage: Gibt es mehrmals solche wie mich? W a r er nicht mehrmals? Doch eines konnte er nie, lernte er nie: mit sich selber verschiedene Wege gehen; er breitete sich weit aus, das gewiß, er konnte sich flachen wachsen runden, aber immer blieb etwas mit ihm und ihm verbunden, und war es nur ein Faden. Das alles erfuhr er erst später, als er zu sprechen lernte, als er lernte, daß er war. Es kann gut möglich sein, daß überhaupt erst sein Trauma ihm dazu verhalf, daß er ohne diese Begegnung pure Energie geblieben wäre, ein Vulkanausbruch geblieben wäre. Wir wissen es nicht. Aber wir ahnen, daß Bewußtsein aus der Verletzung rührt.
Die Dschungel. Anderswelt.
Das Literarische Weblog, gegründet 2003/04 von den Fiktionären.<BR>Für Adrian Ranjit Singh v. Ribbentrop.