Letztlich war es ein Produkt der Hochtechnologie: aus deren Abfall und mit organischen Sporen verbunden und zu Leben gelangt. Man kann das gar nicht scharf genug sehen: Die Zivilisation selbst, je ausgeprägter und feiner sie ist, erzeugt neu den Mythos, das heißt einen Zustand, der sich nur noch mythisch beschreiben läßt. Wo physiologische Organik eigentlich nicht mehr möglich war, ging sie fruchtbare Bündnisse mit ihren im Wortsinn Todfeinden ein, so entstanden die Mutanten: experimentelle Evolutionssprünge waren sie, ihrer Natur fehlte gar nichts als Zeit:: eine geraffte Zeit waren sie, die stoffwechseln mußte, als sie zu materieller Erscheinung und Atem gelangte. Dafür waren Pardubices industrieverklappten, von Atommüll durchseuchten Teiche ein allergeeignetstes Labor. >>>> Gott würfelt, das ist gar keine Frage. Das Leben findet einen Weg, sagt bei Crichton & Spielberg Ian Malcolm. Und nun fiel es, entsetzlich wütend einmal mehr, in die Schänder ein, die ihrerseits als industrielle Abfallprodukte entstanden waren. Dabei nahm es eine frühe feste Gestalt an, Blut ist Leben, um auch anderwärts zu zitieren, die trank und trank sich ihm zu. Da wuchs das Geschöpf und begann, für wahr zu nehmen. Und es erblickte erstmals Konturen Gestalten, die waren nicht er.
Gott würfelt? In dem Link geht es “nur” um Sexualisät, aber der Überzeugungston reizt schon zum Widerspruch. Denn wenn es ihn geben sollte, ist Gott zweifellos auch eine(r) von jenen, die zunächst die Regeln setzen und ihnen dann folgen. Nach dem eilig durchwühlten Bildungsrucksack der griechischen Mythologie nun auch noch die ganze kreationistische Texterei? Eher nicht. Trotzdem habe ich mich mal zu Seite 1 dieses Werkes vorgeklickt, um nach den so wichtigen ersten Sätzen des Schöpfers dieses Universums zu suchen. Die sind aber auch nicht so berauschend: da erwacht jemand und bemerkt, dass er ein Medienprodukt ist, na ja. Und natürlich gibt es auch gleich Cybersex. Buenos Aires erinnert an die “Starship Troopers 1”, die islamistischen Popanze strapazieren die Gähnmuskeln, viel aufgeschriebenes Lebensgefühl, prosaisches Ekeltheater, jede Menge Gerenne und Geballere, aber kaum etwas ist gegen den neoliberalen Strich gebürstet. Und eine ausgewachsene Polemik würde der Autor wahrscheinlich sofort löschen. Darum höre ich lieber auf und warte auf bessere (Lese-)Zeiten…
Sie verstehen einfach g a r nichts in Ihrem galoppierenden Vorurteil. Mir ist bei alledem nur nicht ganz klar, was Sie eigentlich hier noch suchen. Sprache kann es ja nicht sein, da Sie d i e ganz offenbar nicht zu genießen, ja nicht einmal wahrzunehmen vermögen. Und zu einer ‘ausgewachsenen Polemik’ bedürfte es der Kenntnis von Zusammenhängen. Sie scheinen wie die Jungfrau zum Kinde zu meinen Arbeiten gekommen zu sein, keines der bisherigen Bücher in die Hand genommen, geschweige gelesen zu haben und darüber hinaus völlig zu verkennen, daß Die Dschungel ein Arbeitsjournal ist, das sich ganz bewußt mit noch-nicht-Fertigem präsentiert – also sehr ernst mit dem Ansatz der literarischen Moderne macht, den Entstehungsprozeß eines Werkes selber zu e i n e m seiner Gegenstände zu machen.
Ob man Gefallen an dieser Art Arbeit findet oder nicht, hängt ganz wesentlich von der Perspektive ab, die man dazu einnimmt: von den Vorbestimmtheiten, die einen leiten. Die Ihren sind, jedenfalls gegenüber m e i n e r Arbeit, mißgünstig, sie w o l l e n gar keine Nähe. Was Ihnen bei solch einer Haltung entgeht, kann ich Ihnen deshalb nicht geben. Sie hätten im übrigen bemerken können, daß das von Ihnen angeführte >>>> Meistersinger-Zitat nicht nur >>>> von mir selbst einige Male ins Feld geführt worden ist, sondern obendrein von Ihnen auch noch falsch zitiert wird. Eben das meine ich: Es wäre doch ein Leichtes, in Wagners Libretto einmal hineinzusehen; selbst Google hilft hier weiter.
Im übrigen spricht Hans Sachs von einer Regel und nicht von einem Gesetz, was ein grundlegender Unterschied ist (Regeln kennen Ausnahmen, etwa; vgl. hierzu Rilke über das Sonett sowie Aslaam).
Bleiben Sie doch einfach Den Dschungeln fern in Zukunft: Sie müssen sich dann nicht dauernd ärgern, und ich muß mich nicht dauernd wiederholen. Das fällt uns doch beiden lästig, meinen Sie nicht?
[Übrigens interpretieren Sie auch d a s bereits falsch, weil vorurteilsbesetzt: “da erwacht jemand und bemerkt, dass er ein Medienprodukt ist, na ja.” – Von Medienprodukt ist nicht im entferntesten die Rede, sondern die Szene (die es unterdessen in der Ersten Fassung des bislang fertiggestellten Textes anders als in seiner Rohfassung gar nicht mehr gibt) schließt an das Ende von BUENOS AIRES. ANDERSWELT an, des zweiten Bandes der Trilogie, deren dritter nun ARGO wird. Dort ist Deters f a k t i s c h digitalisiert und in einer Archivdatei abgelegt worden. In der erwacht er nun; die Beschreibung zitiert das Ende von “2001 – A Space Odyssee” vermittels des Raum-Interieurs, das zugleich verschoben wird. Das Geschehen als solches ist Teil einer Erzählung.]
Aber Sie haben recht Warten Sie auf bessere (Lese-)Zeiten. Die Mäkler haben schon immer auf sowas gewartet, sei’s im Falle van Goghs, sei’s im Falle Mahlers, sei’s – ach, was soll’s?
Hinaus “gevoteter” Leser Mag ja sein, dass ich persönlich und charakterlich völlig daneben bin, aber das wollte ich eigentlich nicht sagen. Jetzt, wo Sie es mir so deutlich vor Augen führen, kann ich natürlich gar nicht anders, als die Größe der Texte anzuerkennen …