Da ging ein Schauern durch den Raum. Von Gelbes Messer hatten sie alle gehört, Gelbes Messer war die Legende, mit der man den Kindern bereits zu Zeiten der Mandschu Angst gemacht hatte; Gelbes Messer war ein Djinn, ein böser Geist, geschaffen aus rauchlosem Feuer*. „Ein sehr l e i b l i c h e r Dämon aber jetzt“, sagte Sisrin, die zu jung war, um die Erzählungen noch aus erster Hand zu kennen, „ein sehr verschnürter Dämon.“ „Ist es wahr“, fragte Thisea, „daß du dein Messer jedem bietest, der dich bezahlen kann?“ Sie schien einen Gedanken gefaßt zu haben, man sah ihr an, daß sie innerlich stritt. Brem antwortete nicht. „Nein“, beschloß Thisea die kurze innere Diskussion, „du bist zu gefährlich. Wir können dich nicht am Leben lassen.“ „Tu, was du willst.“ „Aber du sollst hören, was e r“, deutlich meinte sie Markus Goltz, „vorgehabt hat. Und vielleicht ist dir das dann die höchste Bezahlung, die dir je zuteil wurde. Du weißt, was der Lichtdom ist? Du weißt, was geschieht?“ „Der Mann hat für den Westen gearbeitet“, sagte Brem unvermittelt, und auch e r meinte Goltz. „Nein. Das war vorbei. Das war schon damals vorbei.“ „Eine neuerliche Erhebung im Osten,“ sagte Brem, „hätte zu einem neuerlichen Bürgerkrieg geführt.“ „Deshalb hast du den Achäer erstochen?“ „Er brachte Unruhe. Ich will Ruhe. Ich habe mich eingerichtet.“ „Das ist der einzige Grund?“ „Eine höhere Legitimation gibt es nicht.“ „Für d i c h.“ „Außer mir i s t nichts. Frei bin ich von dem was ich los bin.**“ Da hatte er Thiseas flache Hand kurz auf der Wange; die Amazone, nur kurz, hatte nun d o c h die Beherrschung verloren. Der Schlag war präzis, im Klatschen fiel Gelbem Messer das Gesicht schräg zur Seite; aber der leere Ausdruck darin ging auch in der Rötung nicht verloren: doch, der Anflug eines Lächelns kam hinzu.
2) >>>> Max Stirner: Der Einzige und sein Eigentum.]