Montag, der 9. Januar 2006.

4.37 Uhr:
[Vor der Bamberg/Innsbruck-Reise.]
S c h o n seltsam, wie sich Leute nach Art der >>>> Feministin (anonym) (dort um 22.43 Uhr) anonym entblößen und sogar Haßtiraden auf mein „schrumpliges, faltiges, kleines Pimmelchen“ loslassen; da ist doch nun wirklich klar, daß hier jemand ein heftiges Sexualproblem hat, dem man(n) eigentlich nur noch mitleidsvoll begegnen könnte, wäre die anonyme denunziatorische und üble Nachrede nicht so hämisch. Andererseits, was soll mir das schaden? Im Zweifel wird es andere Frauen locken, sich überzeugen zu wollen, ob feministin (anonym) denn recht habe damit, daß man mein von der Natur derart benachteiligtes Organ auf solche Weise aufrichten müsse.
Ärgerlicher ist schon Bärbel Jäschke, die, seit ihr hier irgend etwas nicht paßte, mich permanent persönlich und unter wechselnden Pseudonymen attackiert. Wenn ich sie bitte, das zu unterlassen, tut sie es privat per email. Gestern nacht bekam ich eine solche noch und finde heute früh >>>> einen nahezu gleichlautenden Beitrag in Den Dschungeln. In der Tat hatte sich Bärbel Jäschke 1983 oder 1984 als Rezensentin der VERWIRRUNG DES GEMÜTS gemeldet und a n e r b o t e n, für dieses Buch und mein damals gerade erst skizziertes Werk auch weiterhin etwas zu tun. Ich habe sie nicht darum gebeten, sie hat sich aufgedrängt, hat sich auch in die DSCHUNGELBLÄTTER hineingedrängt, schien mir aber auch eine interessante Autorin zu sein, zumindest eine, die sich gut collagieren ließ – so nämlich, auf der Montage des Heteronomsten, war die Zeitschrift konstruiert. Jedoch wurden Jäschkes Beiträge zunehmend wirr, und was sie an „Bildender Kunst“ zuwege brachte, war so schlecht, daß ich es nicht einmal kommentierte. Eines Tages kam ich in ihre Wohnung und erschrak: sie hatte jeden Gegenstand, jedes Buch, jede Gabel, jeden Teller, jeden Stuhl – schwarz angemalt. Kurz nach der Episode, die sie an der verlinkten Stelle hinterträgt und auf die ich hier gar nicht eingehen mag, schickte sie mir in einem kleinen Päckchen mit einem auf einen Zettel gekritzelten Gruß zwei von Nadeln durchbohrte Oropax. Ich habe das “Kunstwerk” aufgehoben, käme ich heute noch in die Arbeitswohnung, ich würde es fotografieren und das Bild hier einstellen. Wie auch immer, ich hielt mich von Bärbel Jäschke seitdem sicherheitshalber fern. Nun hat sie, mit Den Dschungeln, ein Forum gefunden, ihr „Wesen“, das ich nicht kommentieren mag, weiterzutreiben. Lesen Sie die Kommentare von heute nacht selbst, ich lösche da nichts, und machen Sie sich Ihr eigenes Bild. Allerdings habe ich Katanga gebeten, für die Zeit meiner Abwesenheit ein Auge auf Die Dschungel zu werfen; sollten die persönlichen Attacken wieder allzu überhand nehmen, wird er die Kommentarfunktion bis zu meiner Rückkehr deaktivieren.

Bärbel Jäschke hat im übrigen nicht nur mich so attackiert, sondern etwa an eine andere Freundin unter dem Namen von deren siebenjähriger Tochter Briefe geschrieben, die sie einer Form des Kindesmißbrauchs zeihen; dabei kennt Bärbel Jäschke persönlich diese andere Freundin nicht; sie hat sich ihr gegenüber in weiteren Mails als m i c h ausgegeben und lange Zeit auf diese Weise für Verwirrung und auch Rückzug der Freundin gesorgt; sie hat darüber hinaus einen mir gut vertrauten Weblog-Autor derart gemobbt, daß er – in Panik geratend – seine Kommentarfunktion einstellen mußte. Usw. Was immer in anderen Fällen der Hintergrund gewesen sein mag, in meinem scheint mir e i n e s ein Motiv zu sein: daß ich Bärbel Jäschke als Frau nicht attraktiv finde. Ich fühle mich schon in ihrer Nähe körperlich unwohl und hielt mich auch deshalb meist von ihr fern; wahrscheinlich ist es d a s, was sie zu ihren Ausfällen motiviert. Denn noch vor anderthalb Jahren und auch danach immer mal wieder schrieb sie mir bewundernde Briefe über meine poetischen und theoretischen Texte. Ich habe diese Post archiviert, sie läßt sich zeigen. Daß Bärbel Jäschke selbst kein Werk zuwege gebracht hat, jedenfalls keines, das ich diskutabel finde, kann und mag ich wirklich nicht ändern. Eine mit therapeutischen Überlegungen verbundene Kunstpädagik für depressiv gequälte Frauen ist nicht mein Metier. Also deutlichst: Als Künstlerin interessiert mich Bärbel Jäschke nicht. Und wenn mich etwas nicht interessiert, beschäftige ich mich damit auch nicht – soviel zu den vielen anderen, auf mich gerichteten Schmähtexten dort meist anonymer Kommentatoren. (Dennoch finde ich sowohl bei denen als auch bei Jäschke bisweilen einen Gedanken oder Hinweis, dem ich, wie im Fall Heideggers, folge.)

Meine Damen und Herren, Ihnen diese persönlichen Anmerkungen zumuten zu müssen, tut mir leid. Charactere vom Schlage der feministin (anonym) wie Bärbel Jäschkes lassen mir keine andere Wahl. Selbstverständlich könnte ich deren Beiträge einfach löschen… aber welch eine allmorgendliche Hinterherrennerei wäre das dann, und welch einen Aufschrei gäbe es wieder wegen vorgeblicher Zensur.

Ich werde jetzt meine Sachen für die Reise packen und an ARGO im Zug korrigieren; gestern nacht meldete sich tatsächlich A. aus Bamberg noch, so daß die Übernachtung nun gesichert zu sein scheint. Frauen sind eigenartig, sie machen einen ganz nervös; jetzt hatte ich schon um Notunterkünfte beim Innsbrucker Veranstalter und in der Villa Concordia angefragt, sogar Nadeschda von Meck meldete sich und wollte mir online ein Hotel in Bamberg buchen, damit ich nicht nachts auf der Straße stünde… nunmehr schrieb ich beruhigende und entwarnende Mails zurück; all das ist ein wenig peinlich. Aber es ist auch aufregend wieder, man hat den Eindruck, an einem sehr verschobenen, dennoch sehr intensiven Geschlechterkampf teilzunehmen; darüber, wie auch über Netzfrauen, die sich mehrmals real verabreden, dann plötzlich verstummen und sich wieder entziehen, werde ich in Innsbruck sprechen: die Verlagerung des innerpsychischen Raumes und der Konflikte des projektiven und realen Vermögens in das scheinobjektivierende Medium des Netzes.

8.58 Uhr:
[ICE Berlin-Bamberg.]
An der S-Bahn Schönhauser Allee trennen sie sich, Katanga, Jascha und mein Junge, von mir, ich muß zum Ostbahnhof weiter, Katanga bringt den Kleinen zur Schule. Kaum sitze ich dann im Zug, habe den Laptop aufgebaut, bin voller Gedanken wegen dieser massiven Attacken auf mein Werk und auf mich – klingelt das Mobilchen: Adrian habe sich in der Schule erbrochen, kaum daß er Platz genommen habe an seiner Bank. Also hat Katanga ihn wieder mit heimgenommenund mich gleich informiert, ich meinerseits sofort eine SMS an ****** geschickt, da Funklöcher das Gespräch mit Katanga bereits schwierig machten. Jedenfalls ist das alles jetzt geklärt, zweidrei Sätze wechselte ich noch mit dem Kleinen; auch seine Mama rief dann an,wurde von einem Funkloch unterbrochen, ich rief meinerseits an.
Es wird alles unwichtig, wenn ein Kind krank ist – auch und gerade die Haßexzesse auf mich von gestern und heute nacht; es stört mich gar nicht mehr. So ganz klein wird dann alles.

13.46 Uhr, BAMBERG:
[Bach, O Ewigkeit, Du Donnerwort; BWV 20.]
Wenige Schritte von der Villa Concordia entfernt, hat mich Alexandra in einer ihrer Ferienwohnungen unterbracht; einen Moment lang verspätet holt sie mich vom Bahnhof ab. Bindehautentzündung, etwas überlastet, so wirkt sie ein bißchen fahrig. „Bitte komm doch noch mal am Donnerstag her, du könntest die ganze Woche bleiben.“ Heute ist sie wegen des nahenden Drucktermins der Zeitung, für die sie arbeitet, furchtbar eingespannt; am Abend aber werden wir uns dann sehen, ich muß jedoch morgen bereits sehr früh nach Innsbruck weiter. Also fahr ich von Innsbruck dann noch einmal über Bamberg zurück; ein Umweg ist das nicht, und die Fahrt ist dann, derart unterbrochen, nicht mehr so lang.
Hübsch ist diese Ferienwohnung; das Haus kenne ich noch von 2003, damals notierte ich im Altblog meinen Bamberger Spaziergang. Es gibt sogar ein freies DSL-Kabel, das aber mal wieder mit meinem Laptop nicht funktioniert. Alexandra hatte mir – sie ist von herzberückender Umsicht, sogar zwei belegte Brötchen hat sie mir in der Küche angerichtet – ihren eigenen hierhergestellt. „Brauch ich nicht“, sagte ich. Nun muß ich halt d o c h noch für ein Internetcafé losziehen. In einer Stunde werde ich mich in der Villa Concordia vorstellen, danach vielleicht ein wenig schlafen. Und dann etwas an ARGO tun. Die Fahrt hierher verging mit ein paar DSCHUNGEL-Einträgen. Das Wetter ist strahlend hell. Und kalt.

20.12 Uhr:
[Britten, Double Concerto in b minor.]< Wieder in der kleinen Ferienwohnung; A. hat mir einen Riesenteller Früchte und einen Rotwein „Der Wein des Philosophen“ von Helmut Pape, Bamberg, Oktober 2005 vor die Tür gestellt – da sie sich verspätet ihrer Arbeit wegen. Ich habe zuvor einen Spaziergang gemacht, nach dem Antrittsbesuch in der Vila Concordia und einem netten längeren Gespräch dort sowie meinen DschungelPostings von dort aus. Und habe für Alexandra eines der großen Bücher antiquarisch gefunden (anders bekommt man es auf Deutsch nicht mehr): Louis Aragons La mis à mort (als Spiegelbilder hat es VOLK & WELT 1965 herausgebracht). Danach bin ich dann in eine altfränkische Kneipe, um ARGO zu korrigieren; doch die zwei Bier auf fast-nüchternen Magen waren für die Konzentration sagen wir: irritierend.
In dieser Kneipe folgende Notiz ins Bücherl notiert:
…die brusthohen Holzsimse an sämtlichen Wänden rundum sind mit echten sehr roten, langsam faulenden Äpfeln geschmückt, was einen Eindruck ergibt zwischen süßestem Duften und Gruft. Wie ich hier in Bamberg soll ein Jahr zubringen können, ist mir völlig unklar – ich spüre die Sehnsucht nach Berlin schon voraus. ‚Berlin’ heißt: nach S t a d t.Andererseits könnte gerade d a s reizvoll sein: den Cyberraum aus der Provinz heraus zu beschreiben.