Auffälligerweise sind v.a. Frauen von den plötzlichen Verwandlungen betroffen. Während Deters die Weltenwechsel meistens zu meistern weiß und Broglier einfach verblaßt, sind die Frauen den plötzlichen Wechseln, Verwandlungen und Verschleifungen mit anderen Frauen unterworfen oder werden Opfer programmierter Metamorphosen, wie besonders deutlich im Falle von Brogliers Freundin, der, um ein neues Medikament zu testen, Brustkrebs einprogrammiert wird. Selbst Niam Goldenhaar, die auch in Buenos Aires wieder auftaucht, scheint ihre periodischen Häutungsmetamorphosen, mit denen sie sich weg von einem Menschen und hin zu einem mythologischen Schlangenwesen, zu Thetis selbst, verwandelt, weniger unbeschadet zu überstehen als ihr Vater und Leidensgenosse Borkenbrod. Im Gegensatz zu Borkenbrod, in dessen Figur die Einheit und Identität der Person gewahrt wird und der sich körperlich wie psychisch trotz aller Häutungen derselbe bleibt, wandelt sich nicht nur Niams Körperlichkeit, sondern auch ihre gesamte Persönlichkeitsstruktur. – Eine feministische Analyse, die hier nicht intendiert ist, könnte mit Gewinn die Strukturen des Opfers untersuchen. Die Frauen in Herbsts Romanen erscheinen in gewissem Sinne alle als Iphigenie-Varianten, die einen seltsamen Status zwischen selbst- und fremdbestimmtem Opfer für etwas anderes, eine politisch motivierte „Sache“ einnehmen.
ANH – Samples, Recycling und Technisierung: Romantik meets Cyberspace.