Nun ist die Wohnung wieder hergerichtet, und meine Madame Pascale LaPutz, nächste Woche, wird staunen. Allerdings muß ich ihr sagen, daß ihre Hilfe für den August ausgesetzt werden muß; das wird sie nicht freuen, weil es den Ausfall zweier Honorare bedeutet. Ich könnte ihr allerdings einen Schlüssel geben und Sie bitten, während meiner Abwesenheit zu tun, wozu sie sonst nicht kommt, etwa die Bücher abzustauben, die Regale usw., den Kühlschrank zu säubern, den seit einem dreiviertel Jahr quasi ständig benutzten Backofen; ferner, Ecken leerzuräumen und zu putzen und danach wieder zu verstopfen. All sowas. Auch, die Fenster zu putzen.
Aber. Habe ich schon das Vertrauen? – Es ist eine humanistische Frage, unabhängig davon, daß ich eigentlich gar kein Geld für eine Putzhilfe habe und den gesparten Hunderter selbst gut brauchen kann. Dennoch, es geht in mir um, dieses Vertrauens„ding“.
UF hat mir einen Scan meiner Witzelkritik in Volltext geschickt. Ja, sehr gut aufgemacht. Nun wüßte ich gern, was ich für sie bekomme; doch der Chefredakteur meldet sich wieder mal nicht, auch nicht auf meine Anfrage wegen meines Schirmbecktextes. Längst hätte ich ihn in Der Dschungel eingestellt, wollte ich ihm, diesem Vortrag, nicht noch andere Chancen offenhalten. Auch meine an sich sehr geschätzte Musikredakteurin der FAZ antwortet seit zwei Monaten nicht mehr. Bisweilen habe ich das Gefühl, mich an fremnder Leute Silber vergriffen zu haben, ohne mich aber an die Stände erinnern zu können, hinter denen ich es, auf Flohmärkten also, verscherbelt hätte. Wär ja nicht schlimm gewesen, weil unter Mundraub moralisch abzuheften, doch entsinne ich mich einfach nicht.
>>>> Traumschiff. Heute mittag Gespräch mit >>>> Dana Buchzik, morgen, für den WDR, Interview mit Bettina Hesse. Gut, daß >>>> der Verlag schon meine Belegexemplare geschickt hat. Und: Gutes Gespräch mit dem >>>> Elfenbein-Verleger, beim Café au lait: Er sitzt an der eBook-Fassung von Anderswelt; bis Ende dieses Jahres sollen zumindest die ersten beiden Bände auch s o lieferbar sein, er will aber auch physisch nachdrucken. Man sollte, denke ich, noch einmal an die Taschenbuchverlage.
Hab >>>> den Perkampus angefangen (ich habe den Text noch als Bücherl bekommen); das syntaktische Verhalten erinnert an Arno Schmidt; man muß aufpassen, so etwas nicht voreilig als epigonal abzutun: Ich hatte diesen Impuls und fand ihn dann unangemessen. Warum sollte an neuen Formen nicht weitergearbeitet werden? In der Bildenden Kunst ist das völlig normal; nur in der Literatur schreit der Originalwahn -. aber nur dort, wo jemand scheinbar manieriert ist. „Realistisch“ schreiben dürfen die Leute unwidersprochen, obwohl nun das formal so epigonal ist wie gar nichts anderes sonst.
Parallel lese ich Pounds Personae, Englisch mit Eva Hesses Deutsch parallel. Seltsam, daß sich nicht mehr Übersetzer:innen an Pound gewagt haben; oder wurden andere Übertragungen, bzw., worum es ja geht, Nachdichtungen nur nie publik? Hat man sie unterdrückt, weggeblockt? Die Frage stellt sich, gerade in Netzzeiten. Oder hat es moralische Gründe, nach wie vor? Was die großen anderen Dichter wie Ginsberg, gewiß keine Faschismussympathisanten, sagten, zählt nicht? Ich habe manchmal den Eindruck einer speziell deutschen Verkniffenheit – und daß jemand es wagen muß, wider die Stachel zu löcken. Auch wenn man den dann mitverdammt. Wir sollten uns endlich abgewöhnen, danach zu schauen, wie etwas „wirkt“, anstelle zu sagen und vor allem das auch zu tun, an was wir glauben – egal, ob es Nachteile mit sich bringt. Raus aus der Kleinheit! Wir sind für Enge nicht geschaffen.
Guten Morgen.