Es kamen kaum mehr als je zwanzig Leute zusammen. Gelangweilte Unsterblichen-Gattinnen mit holomorfen Fingernägeln und den Gesichtern fünfzehnjähriger Greise. Zwei Professoren, die, um sich zu kämmen, nachgestellte Reflexivpronomen verwandten. Eine Kritikerin, deren Befähigung vor allem darin bestand, ihre Gegenstände auf die rechte Moral abzuklopfen; nachts onanierte sie mit einem Dildo, auf den ihr Katechismus gedruckt war. Und eben, völlig fremd, der junge Hertzfeld. Schon sein Vater hatte hier eher einen statuarischen, wenn nicht linkischen Eindruck gemacht; die Anrufungen Thetras, die Thetisfantasien waren den Versammelten immer so eine Art Varieté gewesen und nach Varieté-Art unverbindlich amüsant. Dabei hatte Borkenbrod immer geglüht. Etwas davon war in seinem Sohn erhalten, eine Art sehr klarer Ernst, der die Dinge, vor allem aber die Menschen seines Umgangs nie für beliebig nahm. Diese Haltung stieß in Pontarlier an ihren Grund. Den sie deshalb verlor. Nur, interessanterweise, bei Carola Ungefugger nicht. Die dümmste von allen kam dem jungen Hertzfeld als die tiefste vor, ihr Törichtes wiederholte auf eine weibliche, also letztlich grausame Weise den Parzifal, so daß Jason Hertzfeld, ohne davon zu wissen, eine Kundry gab und Medea verführte, ihre Drachenzähne zu säen. Was sie denn auch tat, wenn auch unbewußt und ziemlich ziel-, das heißt ackerlos; statt dessen überall, in den Séancen, bei den repräsentativen Pflichten, gegenüber dem Personal und der Presse (was sie nicht ganz unberechtigterweise für eines nahm), selbst im Beisein ihres Mannes. Für Außenstehende, die darauf geachtet hätten, wäre das Geschehen erkennbar gewesen, durch die Beteiligten selbst glitt es völlig hindurch. Sie waren wie Tänzer eines selbstbewegten Spieles. Drachenzähne zu säen, das heißt: nach Wirklichkeiten zu fragen. „Ob das wohl echt ist?“ ließ die Frau bisweilen vernehmen, da stand sie vielleicht vor einem Mikrofon und sammelte Geld für Zunami-Opfer oder schnitt das grüne Plasteband der Hoffnung vor einer neuen Kita durch. „Ob das wohl echt ist?“ Lachte aber schon. Über sich selbst, schien es. Und über die Situation. So daß auch die anderen lachten, manchmal lachte ein Saal.
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