Widerwärtigkeiten im Netz. Kleine Theorie des Literarischen Bloggens (28).

Bezeichnend, daß Veröffentlichungen, die nicht gefallen, von manchen Beiträgern nicht etwa diskutiert werden, sondern sie leben ihren Ärger in Form heftiger Attacken, die meist völlig den Ton verlieren, gegen den Autor persönlich aus. Das geschieht fast durchweg durch solche Kommentatoren, die sich verstecken, also denunziativen Charakters sind. Mag ein, daß sich das daraus erklärt, daß jemand sein soziales Leiden verschiebt und ersatzhaft ein im Wortsinn Müt c h e n zu kühlen versucht (das Netz tendiert ja auch zur ersatzhaften community-Bildung); dann gehörte das Phänomen in psychiatrische Behandlung. Mag aber eben a u c h sein, daß hier dieselbe Struktur wirkt, die Leute dazu veranlaßt hat, ihre jüdischen Nachbarn anzuzeigen, auf daß man sich hämisch und geschützt deren Leid zum imaginierten Feierabendsvergnügen machen konnte. Nichts eignet sich so sehr für üble Nachrede wie das Internet, da die Wahrscheinlichkeit denkbar gering ist, etwa in Anspruch genommen zu werden. Solange sich der Kommentator bedeckt hält, bzw. nicht konkret nachweisbar ist, daß den in Rede stehenden Kommentar jemand Konkretes schrieb. Die Dschungel werden diesen Zusammenhang fortan den PUCK-KOMPLEX nennen. Shakespeare möge ihnen vergeben.

[Die Dschungel haben gegenüber anderen Weblogs den Vorteil, daß ihnen jedes Phänomen sofort zu einem Werkstück gerät; sei es angenehm, daran zu feilen, sei es unangenehm. In keinem Fall sind sie hilflos.]

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