Vyacheslav Artyomov, Requiem
ich kam einfach nicht aus dem Bett, nicht vor kurz vor acht, und auch dann noch war ich benommen. Die Decke mochte nicht von mir lassen oder ich nicht von ihr, umarmte sie mit Armen und Beinen so tagscheu seit erstem Weckruf um Viertel vor sechs. Immerhin habe ich gestern noch meine Laudatio auf Ecker füs Netz umformatiert und sie sich quasi selbst >>>> heute früh schon einstellen lassen, so daß sie einer größeren Anzahl meiner Leser:innen zugänglich ist, bevor sie im Lauf des kommenden Jahres im >>>> Hebbeljahrbuch auch geduckt zu finden sein wird. Außerdem habe ich eben >>>> read Ans neuen Josephbrief auf die Hauptsite gestellt, wohin diese Serie zweifellos gehört.
Eine Veranstaltungsabsage brachte mich gestern aus der psychischen Balance; ich dachte, nein: fühlte, wenn schon die Freunde so reagieren, was werden dann erst die Gegner tun, bzw. eben n i c h t tun? Dabei war meine innere Reaktion sicherlich unangemessen. So vieles läuft derzeit derart ausgezeichnet, daß mit kleinen Rückschlägen gerechnet werden muß. Die Seele aber mag es nicht wahrhaben. Außerdem, nun ja, Du fehlst mir. Auch daran freilich sollte ich mich unterdessen gewöhnt haben. Hab ich aber nicht.
Artyomovs Chormusik ist dunkel und schwer. Schwer lastet heute der Himmel über Berlin. Die österliche Helle hat sich belegt. Ich werde in >>>> Frank Witzels Riesenroman fliehen, den ich gestern bei >>>> Matthes & Seitz als Buch abgeholt habe, nachdem ich die ersten Seiten in einer noch unkorigierten Pdf las. Nun liegt der fette Wälzer hier:
(Ich muß dringend die Musik wechseln. Vielleicht gar keine hören. Nur diesen Roman lesen, der gleich zu Beginn einen ausgespochenen Drive hat; faszinierend dabei, wie Witzel es versteht, elaborierten Code, etwa die genauen Konjuntive, aber auch Zitate und klassische Fremdsprachigkeit mit Jugendsprache zu amalgamieren – das habe ich mir als ersten Eindruck schon auf die erste Vorsatzseite notiert. Außerdem liest sich der wenn auch sehr enggedruckte Text ausgesprochen vergnüglich.)
Es kann aber auch sein, daß mir zwei Tage der quasi arbeitslosen Ruhe, so sehr ich sie genossen habe, letztlich nicht guttun, daß ich permanente Tätigkeit brauche, solange es, um auszuruhen, nicht objektiv einen Grund gibt. Etwas fertiggestellt zu haben, und sei es noch so glückhaft, ist keiner. Denn alles, was ich tue, Geliebte, steigt zwar an und erhebt sich dabei bisweilen sehr hoch, doch kann es jederzeit fallen und wird dann am Boden zerschlagen. Für Frank Witzels Roman will ich mich schon deshalb einsetzen, weil ich weiß, was er, wie auch >>>> der Fahlmann tat, riskiert. Das bißchen Honorar, das von Volltext in Aussicht steht, rechtfertigt den Aufwand jedenfalls n i c h t.
A.