Dein Haus

Spürst du, dass du dich dort oben befindest? Mitten auf dem Marktplatz der Stadt. Bemerkst du das Ungleichgewicht? Dein linker Arm ist kräftiger als der rechte. Deine Augenbinde ist dir die eigentliche Obsession. Und hat mit Gerechtigkeit nichts zu tun. Trotzdem haben sie dir einen falschen Namen gegeben. Das hat der Leibwächter im Anzug da unten überhaupt nicht geblickt. Auch er sieht, wie alle anderen, auf dem Weg in dein Haus, die Tauben, hat aber immer nur die gleiche Wahrnehmung von ihnen. Allenfalls deine freigelegten Brüste hat er, kurz einmal aufschauend, besehen. Anfassen kann er sie ja nicht, dafür stehst du zu hoch.

Ich sehe manchmal die Weibchen heraus, besonders an ihrem schönen Nacken erkenne ich sie. Oft ist ihr Kopf zierlich und schmal. Manche haben eine Halsbandzeichnung. Bewegen sich anders. Beobachten. Fliegen davon. Nimmst du deinen eigenen Körper noch wahr? Ja, du tust es. Denn dein linker Arm ist kräftiger als der rechte. Er hält ein Ungleichgewicht. Du spürst es. An ihm. Und überall. Dein Schmerz, das sog. Richtschwert. Ist eigentlich kein Ding. So plakativ verleiht der Mensch dir Attribute. In deinem Haus.

32 thoughts on “Dein Haus

    1. Das war ne gefühlte Entscheidung mich für obenrum luftig zu entschließen. Ist der Wahrnehmung geschuldet. Und dem Soma. Oder anders gesagt: ihrer eigentlichen Prudentia.

    2. Ja, eben, mein Aszendent ist Waage! Und ich fahre oft an ihr vorbei. So nehme ich sie wahr.

      (Aber es sei noch gesagt, ich selbst mag Anzüge. Manche.)

    3. Ja, ich meine Waage, wegen der Luft als Element. Und wegen Justitia!

      Sie sind ein Wassermann? Oder zumindest das Wasser ist Ihr Element?

      Anzüge? -Kommt im Text vor.
      Ich selbst mag Anzüge.

    4. Ja und nein, Wassermann ja, Schwimmen aber muß nicht sein, außer im Meer natürlich. Mein Element, um zum Text zurückzukommen, ist die Luft!

      Ach so, weil der Leibwächter im Anzug steckt! Habe ich überlesen, wahrscheinlich weil ich mir die immer im Anzug vorstelle.

    5. Um es auf´s Eigentliche zu bringen. Wahrnehmung: Körperlich. Seelische.
      (Das mit der Lust daran ist allenfalls meine Obsession. Entspringt aber auch dem Verstehen. Dem Eigentlichen.)

    6. Also Lustgewinn durch Einschränkung der Wahrnehmung? Aber das Eigentliche wären ja die Fakten, die zu beurteilen sind, und zwar denkerisch, nicht körperlich – ich bin aber ohnehin der Ansicht, dass die „Gerechtigkeit“ hinzusehen hat, nicht auf den Glitter, aber in die Augen der Menschen!
      (Was heißt Ihre Obsession: das ist ja auch Ihr Text! Verstehen/Begreifen/Spüren.)

    7. Einschränkung der Wahrnehmung? -Nein, im Gegenteil! Ich verstehe diese Sprache viel besser. Sie war mir immer deutlicher als jede andere. Seien es Fakten, sei es das Wort, oder das, was einem so auf den ersten Blick ins Auge fällt.

      An Gerechtigkeit glaube ich nicht. Weiß nur, dass Dinge oft ungerecht sind. Aber was soll Gerechtigkeit denn bitte definieren? Die Natur ist es schon einmal nicht. Das ist ein gesetzlos anderer Fakt. Diesen aber erkenne ich an.

    8. Einschränkung in dem Sinne, dass eben alle anderen Sinne außergewöhnlich wahrnehmen können, also, da haben Sie recht, keine Einschränkung im negativen Sinne. Seltsamerweise ist ja das Telefonieren auch solch ein Vorgang, da spürt man den anderen Menschen am anderen Ende der „Leitung“ auch, ohne ihn zu sehen.

      Ich glaube schon an die Gerechtigkeit, weiß aber, daß es sie nicht geben kann, oder nur als Annäherung.

      Die Natur kennt keine Gerechtigkeit, aber durchaus das Gleichgewicht!

    9. Aber der Mensch ist immer noch Natur, grad auch wenn er denkt und fühlt, also quasi „ganz“ ist! Spinoza schreibt: „Nach dem höchsten Recht der Natur bildet sich daher jeder sein eigenes Urteil über gut und schlecht“ (Die Ethik, IV, Lehrsatz 37, Anmerkung 2), wenn auch der Mensch aufgerufen ist, um des Friedens untereinander willen geduldig, ja, auch pirschend, der Vernunft zuzustreben – wobei wir wieder bei Ihrer Gerechtigkeit sind!

    10. Ja, der Mensch ist Natur! Das ist schön, oder?! Aber Vernunft, ist nicht immer das, was mir liegt. Und auch nicht immer angebracht. Deswegen hadere ich oft mit ihm, dem Menschen, dem ich begegne! Meine ich ernst. Wirklich! Sie wägt nicht ab. Nicht immer jedenfalls.

    11. In ihren Texten ist immer viel Leidenschaft, viel Körperlichkeit und Sehnsucht – aber die Vernunft steckt allein schon darin, daß Sie, sich mitzuteilen, Sprache benutzen müssen, die beim Leser über das Verstehen zum Begreifen führt!

    12. Be:greifen? -Das wäre ja schon haptisch! Hätte Sprache ins Taktile überführt. Herr Schlinkert, das ist zwar, was ich mir wünsche, aber wohl vorbei an dem, was meine Dichtung beim Leser zu erzeugen vermag. Vermute ich mal.

      Und sollte ich es doch einmal so weit bringen, ist ja wohl die logische Konsequenz, das Schreiben sein zu lassen. An dem Punkt war ich schon. Aber aus anderen Gründen. Ich schriebe auch lieber auf Haut.

    13. … 1) Die Lust am Abgründigen, das Lustsuchende, auch wenn der Kopf sagt, du wirst dich grämen danach!? Tu es nicht, und dann tut man es doch? Klar kenne ich das, sie, die Lust der Unvernunft, kann hier und da ein wenig nachlassen der Erfahrung wegen, aber ganz kriegt man sich nie in den Griff!

      2) Nicht haptisch – Begreifen im Sinne des Durchdringens mit allen Sinnen und mit dem Verstand.

      3) Ihre Leser treffen sich mit Ihnen als Autorin in der „Mitte“, so erst entsteht der Text als Welt in des Lesers Gemüt!

      4) Sie können das Schreiben nicht mehr sein lassen!

      5) Sie schrieben lieber auf Haut? Tun Sie es doch!

    14. … 1) Griffe: kann man üben! Manche sind schön. Einfach nur schön.

      2) Abgründe: hat jeder. So sind sie für jeden auch relativ. Wie sehr er sie eben als solche wahrnimmt. Abgründe sind Meerestiefen. Wimmelnd vor Leben. Bioluminiszentes!

      3) Meine Leser? Sollten mir desöfteren Rückmeldung geben. Bin ADHSler. Kokettiere damit natürlich auch! Aber was die lesen, überlasse ich denen, sobald ich den Sichernbutton drücke. Ist in Ordnung. Geht klar!

      4) Das Schreiben nicht mehr sein lassen. Wir werden sehen!

      Nachtrag 5) Wie? Soll ich mir den Nächstbesten auf der Straße schnappen?

    15. Griffe kann man üben, ja, Schreibzugriffe! Und was Ihre Texte angeht, so sind die eigenständig, sobald sie in der Welt sind, aber sie sind immer noch von Ihnen, die Verbindung von Ihnen zum Leser geht durch die Texte (Resonanzräume)!

      ADHS? Ich denke, die Aufmerksamkeit sucht sich immer den ihr gemäßen Ort, andere „Orte“ bleiben dann eben unbeachtet. Das Maß an Aufmerksamkeit aber ist nicht vermindert – kenne ich von mir selbst!

      zu 5) Schreiben Sie mir auf den Rücken – in Spiegelschrift!

      Nachtrag Abgründe: sie sind eben nicht relativ für einen selbst, sondern real!

    16. Ihnen auf den Rücken? In Spiegelschrift? Das wird dann aber umgesetzt. Nehme Sie beim Wort. Und Pictures! Mit Spiegel dazwischen.

      Beschreibungen. Haben Sie eigentlich keine Angst, dass das Bannschriften sein könnten?

      Orte. Oder Comfortzonen. Hat wohl jeder seine eigenen. Außer ich. Nein, stimmt nicht, ich liebe den Wald. Aber auch das Wasser.

      Nachtrag: Kann sein! Abgründe sind real. Wenn es solche sind für einen. Ich tauche noch immer nach meinen. Die liegen offenbar sehr tief.

    17. Angst? Nein! Schon gar nicht vor Bannschriften, die funktionieren ja schließlich nur mit Angst. Bilder sind da schon diffiziler!

      Wald und Wasser, der Buchenwald auf Rügen, direkt am Meer, oder der Wald am Langen See (= Dahme) in Berlin – lieben tue ich das auch, komme ich nur so selten hin!

      Abgründe fordern Mut ein, auch Texte, vor allem lange, wollen, daß man in sie hineingeht, ohne Rückversicherung und nicht immer auf Sicht.

    18. Ohne Rückversicherung. Alles klar! Imgrunde das, was ich immer hören will! Zieh´ mir nen Helm auf … Undsoweiter. Aber nur für ein All mit Sternen!

      Ich wäre gerne Astronautin. Dafür aber hätte ich fleißiger lernen sollen. Außerdem habe ich in zwei meiner Zähne Plomben. Noch aus Kindertagen. Mein Zahnarzt hieß Dr. Pele.

    19. Wenn der Rückweg, die vermeintliche Rettung aus dem schmerzhaften Text heraus (Sie wissen, was ich meine!), nicht besser sein kann als weiter vorzugehen – was machen Sie dann? Muß auch nicht zwangsläufig Craschboombang sein.

      Was Sie immer hören wollen? Von wem? Warum? Was machen Sie mit dem Gehörten?

      Astronautin? Mit all dieser Technik? Schon Novalis schrieb, daß man allein mit seinen Gedanken ins All reisen kann!

      Plomben!

    20. Gibt kein Heraus, nur ein Weiter! Positiv gemeint. Ich mag doch Kollisionen.

      Novalis? Ich lebe nicht in meinen Gedanken. Die bereiten nur die Handlung vor, oder die Vorfreude!

      Plomben! Ja, hab Plomben.

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