[Arbeitswohnung. Hans Werner Henze, Nachtstücke und Arien auf Ingeborg Bachmann (1957).]
Die Nachtstücke entstanden in Henzes langer napoletanischer Zeit; das rechtfertigt es, sie für das Hörstück zu verwenden. Seit heute morgen um sieben sitze ich an den Clips; eigentlich muß ich nur noch die Henze-Stücke auswählen, also zurechtschneiden, dann bin ich mit der Ton-Vorbereitung fertig. Wobei das Internet wieder einmal segensreich ist: Ich habe für nahezu alle verwendeten Musiken, soweit sie auf der Grundlage von Texten, bzw. Dichtungen entstanden sind, diese Dichtungen und Texte auch gefunden und in eine eigene Datei kopiert.
Dann beschloß ich, daß es mit dem grippalem Infekt ein Ende hat, beschloß das eigentlich schon heute früh um fünf, als ich mich im Bett hin- und herwälzte, wartete mit der Realisierung meines Entschlusses aber noch ab, bis mich mittags die Dusche rief, vor allem rief auch der Rasierpinsel mitsamt seiner scharfen Klingenfrau. Wenn ich krank bin, oder kränklich, neige ich entschieden zur Verlotterung. Geht die mir auf die Nerven, hört auch die Krankheit auf. So bin ich also jetzt gesund, wieder gesund, viereinhalb Schwächeltage reichen. Morgen werde ich das Training wieder aufnehmen, vielleicht aber erst mal nur fünf statt zwölf Kilometer laufen, um den Körper nicht gleich zu sehr zu fordern. Ab übermorgen dann alles wieder normal. Damit wir uns recht verstehen: Ich dulde diesbehufs nicht den geringsten Widerspruch.
Und nun ist auch der Giacomo Joyce gekommen:
Unser Berner >>>> Verleger bat darum, die Ausgabe noch nicht zu annoncieren, weil er während seines Urlaubs keine Bestellungen ausführen könne. Also halte ich mich dran und werde auf die Ausgabe erst nach seiner Rückkehr eingehen. Aber eine kleine Meldung hier, also im Arbeitsjournal, läßt sich nicht vermeiden: einfach aus Gründen meiner Seelenhygiene.
So, weiter mit den Clips. Henze:
20 Uhr:
Mit sämtlichen Clips fertig geworden; jetzt kann ich mir erste Tonmontagen überlegen. Das Europaprojekt, allerdings, hat Vorrang, mit dem ich mich morgen beschäftigen will. Und auch muß. Jedenfalls sollte.
Dann geschah ein kleines Wunder. Ich blätterte in meinen Schreibtisch-Lexika, und was fällt mir entgegen? Richtig!: zwei Scheine fledern zu Boden, 50er, ich sah beinahe fassungslos hinterdrein, aber schnell auch beglückt. Und habe nun einkaufen gehen können, obwohl der Freund immer noch keinen Geldeingang verzeichnen konnte, jedenfalls keinen für mich. Nahezu vier Wochen ist das jetzt unterwegs. Nur Angestellte, die ein festes Monatseinkommen haben, können sowas verschleppen – schlichtweg, weil ihnen die Vorstellung restlos abgeht, was es bedeutet, selbständig zu sein. Man kann sogar sagen: Sie haben Angst vor dem, was sie selbst und vielleicht gerade deshalb ingang setzen, um sich ihre Ängste zu rechtfertigen.
Momentan werden sämtliche Tonschnitte auf die Sicherungs-FP der Hörstücke übertragen. Noch etwa eine Stunde soll das dauern: Zeit genug, um etwas zu essen.
nee, noch steht der schirm ohne buch in der ecke… fast wäre es dann aber wieder zeit, einen solchen draußen an die tür zu hängen.
Hier, lieber Parallalie, leider auch.
(Aber nachmittags, mir und den Tondateien im Rücken, klarte es allerdings leicht auf, und für kurzes ließ sogar die Sonne ein paar Strahlen sehen.)
Nur heute? Die Daybooks sind immer verflixt gut!
es sind ja nur wolken hier, und der schirm nur ein zeichen
Würde einfach jeder Gummianzüge tragen, es würde niemand komisch schauen. Das wäre furchtbar praktisch und es gäbe keine Regenschirme mehr. Sie wären dann sinnlos schöne Objekte. Dachte ich mir heute weil ich Morgen in den Regen fahre.
sind nicht sinnlose objekte nur deshalb schön, weil sie sinnlos sind und nur die worte anstoßen, die sie hervorrufen, ohne zu meinen, was sie bedeuten?
Ja! Oder sie bilden schöne Gebilde. Wenn zu einem sich viele aufgespannt legen, wie selbstverständlich, um zu trocknen. Mir so passiert, als ich an einem Morgen meinen in der Umkleide liegen ließ. Gegen Mittag wollte ich an den Spind, schloss die Tür auf und der ganze Raum war von einer riesigen Schirmblume eingenommen. Kein einziger lag gesondert. Der Schirm verführt sowas zu bauen. Unabgesprochen. Sich einer Sprache einig. Wortlos.
Wortlos ? Ich hab neulich unseren Schirmstäner durchgschaut, da er langsam übergeht.
Jeden Schirm hab ich aufgespannt. Es war wie in einer Werbepause im Fernsehen. FAST überall waren Logos von Firmen aufgedruckt, ich will jetzt keine Namen nennen.
Also lieber lass ich mich durchnässen, als dass ich so einen Schirm benutze.
(Sie wurden alle im Lauf der Jahre von Besuchern hier vergessen)
Soviel zu wortlos.
Wie Seegras.
Aragon, Le Paysan de Paris:
Passage de l’Opéra.
Cannes Wobei canne eigentlich Spazierstock bedeutet, Schirm wäre parapluie-canne.
@Zazie. Ich weiß. Aber das poetische Bild scheint mir so sehr passend zu sein, gerade auf die Wortlosigkeit hin, die ein Kennzeichen ist für jeden, der sich unter Wasser auskennt.
Unter Wasser Ja, ich habe gelesen, daß Sie in Italien tauchen . Ich kann da nichts dazu sagen, denn ich bin noch nie mit Flaschen getaucht. Die Stille da unten kenn ich nur aus Dokumentationen, was man sicherlich nicht mit der eigenen Erfahrung vergleichen kann. Ich glaube, ich würde vollkommen paniken.
@Zazie Vielleicht wurden sie gar nicht vergessen. Vielleicht ließ man sie dort, wo schon viele von ihnen sind. Ein Asyl für Schirme, die für Werbezwecke herhalten mussten. Ich war jetzt zwei Tage im Regen, ohne Schirm am Bodendsee. Und es war schön.
@read An Daran, dass sie vielleicht gar nicht vergessen wurden, hab ich auch schon gedacht. Obwohl ich finde, sich meinen Schirmständer als Asyl auszusuchen, ist eine Gemeinheit.
Muss an Ihnen liegen. Vielleicht ist dies der Schirme zweite Chance. Denn Sie haben sie ja auch nicht entsorgt. Sie könnten sie z.B. neu bespannen. Oder ihnen einen Ort in ihren Darkrooms geben.
Schirme Also, wenn das an mir liegt, kann ich mich eigentlich nur noch aufknüpfen. Nein es liegt nicht an mir. Ich denke mal, ich bin eine sehr gute Gastgeberin.
Allerdings, was die Schirme angeht, werde ich sie raus aufs Trottoir stellen, angelehnt an die Hausmauer. Ich wette, am nächsten Tag sind alle weg. Gut so.
Nein, nicht aufknüpfen. Ich denke auch nicht dass es einen als schlechten Gastgeber auszeichnet. Gastgeber bei denen ich Dinge lasse oder vergesse sind mir die liebsten …
Mmh, würde ich jetzt in Ihrer Nähe wohnen wären sie Morgen bestimmt weg.
Objet trouvé *Lach* Erstens stell ich mich nicht an meine eigene Wand und ich wär auch nicht weg. Ich glaube, ich würde Sie als Gast mögen. (ich muss nur etwas Platz im Schirmständer machen) Ich hätte da auch noch ein paar vergessene Jacken.
Sorry Ihr zweiter Absatz war etwas zweideutig, drum hab ich ihn auch falsch verstanden, sorry. Hab mich trotzdem sehr amusiert, danke.Alles ok.
Nö, schon gut. Das Aufknüpfen fand ich nett zweideutig. 🙂