Der Dichter Jiří Orten und ein Cäsar im Frankfurtmainer Ägypten. Aus einem Venus-, das ist Läuterungsberg des Montags, dem 17. Dezember 2012, Arbeitsjournal, worinnen kurz von einer langen, zähen Zugfahrt erzählt wird, die zu einer Ankunft führte, die trotz einigen zeitlichen Spielraums fast nicht mehr rechtzeitig gewesen wäre. Doch der Stab grünet nur denen, die nicht verzichten. Vielleicht deshalb die dauernden vergeblichen Netzversuche.

>>>> Nachricht.



11.30 Uhr:
[„Palais“ Bijou, 35:Venushöhle. Händel, Giulio Cesare in Egitto.]

Der Tod schweigt vor Gedichten. Und ich erscheine drin
Jiří Orten, >>>> Elegien, Sedmá.



Irgendwie wollte mein Netzgerät mich heute morgen linken; kurz: Es zeigte an, ich sei verbunden, aber nichts funktionierte. Zwei Antworten, die ich geschrieben, sind verloren; ich werde sie nachholen müssen. Nun aber erst einmal das Arbeitsjournal, nachdem ich mich heute morgen als allererstes hinter die neuen Tondateien setzte, um sie zu schneiden; ansonsten bearbeite ich nur, später nämlich, wenn das einmal nötig sein sollte, etwa für ein Projekt. Ich mag den direkten, gewissermaßen nüchternen Klang.
An die Kritik zu >>>> gestern abend will ich mich setzen; es wird einiges zu sagen sein. Fast aber hätte ich die Aufführung verpaßt. Der Leipziger ICE fuhr fünf Minuten zu spät ab Südkreuz los, dann gab es Geruckel während der Fahrt, bereits vor Wittenberg schlichen wir nur noch, dann standen wir frei auf der Strecke. Man möge den Aufenthalt entschuldigen, es gebe einen technischen Defekt. Der offenbar nicht gleich behoben werden konnte, so daß der Zug nach Wittenberg, im Schneckentempo, umgeleitet wurde, womit mein Leipziger Anschluß schon über alle Berge war. Wir möchten bitte aussteigen; nach Frankfurtmain fahre in einer halben Stunde ein Intercity. Der ebenfalls mit Verspätung ankam und diese Verspätung wegen einer nächsten Umleitung perfekt zu erhöhen verstand. Wir schlichen und schlichen. Ich hattre 2 1/2 Stunden Verspätungszeit eingerechnet, sowieso schon, aber fast hätte auch die nicht gereicht. Zehn Minuten vor 18 Uhr erreichte der Zug endlich Frankfurt Süd, spätestens zehn Minuten später waren die Karten abzuholen. Es ist ein entschiedener Vorteil, daß Frankfurtmain >>>> ein Scheinriese ist; zwei Stationen bis zum Theaterplatz, der kunstfeindlicherweise heute Willy-Brandt-Platz heißt; die Umbenennung habe ich in meiner Frankfurter Zeit noch mitbekommen und bereits damals notiert, es habe eine Stadt, die ihren Theaterplatz egal in was umbenenne, gegen die Kultur die Pistole gezogen. Passenderweise wurde dann gegenüber dem Opernfoyer als dauernde Kampfansage gegen den guten Geschmack >>>> Hörls unsägliche Euro-Gebilde aufgerichtet; man sollte keinen Spaziergang durch Frankfurt machen, ohne öffentlich dagegenzupissen. Vielleicht stinkt es davon eines Tages so sehr, daß die Stadtregierung es abreißen muß. Das wäre erlösender Anlaß eines großen städtischen Festes.
16.30 Uhr:
(nach langer von Vodafone erzwungener Pause):



Der kurzen Rede langer Sinn: Kurz nach 18 Uhr langte ich, mitsamt dem Reiserucksack auf dem Rücken und dem Arbeitsrucksack über der Schulter an der Oper an, stapfte zur Kasse, grinste, so genervt ich auch war, und man grinste zurück – dann saß ich im Saal:

*****

Während der Fahrt immerhin alle Orten-Elegien gelesen. Es gibt starke Passagen in ihnen, auch wenn mir an Demetz‘ Übersetung das Versmaß nicht deutlich geworden ist, sondern ich den Eindruck habe, er habe vor allem semantisch übersetzt. Da ich kein Tschechisch kann, waren mir auch die je links abgedruckten Originale nicht wirklich hilfreich; dennoch versuchte ich‘s mit Hexameter, Pentameter, aber das war wenig sinnvoll, weil ich wenigstens den Eindruck bisweiliger Vierfüßigkeit hatte. Doch das ist, selbstverständlich, eher empfunden als geprüft; mir sind logischerweise tschechische Betonungsregeln unbekannt.
Wie auch immer, das bei Arco erschienene Buch will mehrfach gelesen sein, schon, wenn Sie an solche Stellen denken:Einmal im Himmel (ich sage das von Gott)
schnitt sich die Helle an dem roten Horizont
blutete dann und ging dahin, versank.

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Danach eine phantastische Erzählung >>>> Gogolins auf dem neuen Kindle; ziemlich viele Fliegen kommen darin vor. Und jetzt will ich endlich an die Kritik zu gestern abend. (Wenn etwas technisch nicht funktioniert, das ich für meine gewohnte Arbeit nutze, dann habe ich leider die Macke, mich auf nichts anderes konzentrieren zu können als bis der Dienst wieder hergestellt ist. Daran sollte ich dringend arbeiten, diese reichlich zwanghafte Neigung abzustellen. Erst wenn ich aufgebe, wird mein Kopf jeweils frei, wenn ich endlich, endlich sage, mir selbst: „Dann geht es eben nicht. Egal.“)

Außerdem hab ich den Anschluß verloren, bin aus dem Fluß. Gehe erstmal was einkaufen. Sò.

5 thoughts on “Der Dichter Jiří Orten und ein Cäsar im Frankfurtmainer Ägypten. Aus einem Venus-, das ist Läuterungsberg des Montags, dem 17. Dezember 2012, Arbeitsjournal, worinnen kurz von einer langen, zähen Zugfahrt erzählt wird, die zu einer Ankunft führte, die trotz einigen zeitlichen Spielraums fast nicht mehr rechtzeitig gewesen wäre. Doch der Stab grünet nur denen, die nicht verzichten. Vielleicht deshalb die dauernden vergeblichen Netzversuche.

  1. En Attendant … Die Sitznachbarin ist ausserordentlich gespannt und voller Neugier auf Ihre Eindrücke des Abends in Frankfurt.
    Haben Sie (vor Jahren) den JC an der Komischen Oper mit Kowalski gesehen?

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