III, 338 – Neunerprobe

Ein Hin- und Herschauen, es spannet sich nicht wirklich der Bogen, des Sehne ein wenglein nur straff, fast so wie neulich der Mittwoch (der, einer damaligen Sagerei zufolg’, der Feiertag der Berliner sei, da an ihm dort die Woche geteilt werde), aber heute ist einfach nur Freitag (nach der Abgabe am Morgen) mit Betonung auf der ersten Silbe und es kam fast nichts für die nächste Woche. Und die nächste wird tatsächlich durch einen Feiertag geteilt, den 1. November. So daß mir außer dem Ausstellen von Rechnungen am Einunddreißigsten zum Klang eines “Ein feste Burg…” wohl nicht viel mehr bleiben wird. Und das Schwerherz muß sich zum Brandbrief wegen nicht bezahlter Rechnungen und zum Öffnen des Eingemachten entschließen.
Es handelt sich, wollt’ ich gestern noch schreiben, aber ich kam nicht weiter, doch immerhin, sag’ ich heute, nachdem ich es grad nachgerechnet, schon um eine fünfstellige Summe, die einfach so aussteht, wo der Fiskus mit seinen vierstelligen Sümmchen ansteht. Es heißt bzw. es hieß (fragen kann man niemanden mehr), meine Mutter habe die Wehen um meinethalben beim Melken bekommen, und sei es auch nur meinethalben. Quann’isso te clamava / e “Mate!” te vocava – Jacopone da Todi.
Da kommt die Doppelzeile aus Ibn Hamdîs ziemlich recht, an der ich heute saß:
Du glaubst, sie, die Hand, und ihre Schwester spielten
mit den Fingern auf dem Rechenbrett und übergäben dem Ohr das, was zählt.

Es geht um ein Zupfinstrument. Ist aber noch nicht eingestellt. Insofern kein Link. Klinglink aber zu diesem: >>>> “Eulenklugheit starrt aus ihren Augen, die sich bei ihrer Summa gegen die Heiden ganz auf die Neunerprobe verlassen.”
Doch weder Schwert- noch Schwesterherz lassen sich dagegen ziehen. Es bleibt ein Geschiedenes. Ein Eingescheidetes. Ein einwärts Gebogenes. Im Rechnen verkieselt sich das Wasser, das die Mühle antreibt. Und murmelt immer dazwischen.
Der Gedanke selbst schon erniedrigt, daß einen das in utopischen Vorstellungen von Reichtum erniedrigt zum pseudohedonistischen Tagträumer. Es sei schon Humbug genug, sagt er sich, daß er dem ganzen Humbug bisher dennoch widerstanden. Man kommt da auch immer leicht durcheinander, wie meinetwegen M., die mir neulich sagte, wir seien darum allein, weil wir grantelten, und per Mail anfragte, ob ich sie einlüde zum Oltre-il-Visibile-Event. Gern, schrieb ich. Nur meinte sie heute abend, und ich den Mittwoch.
So traf es sich nicht. Sie habe, schrieb sie, mit den Daten sich etwas vertan. O Vérgen plu ca fèmena – Jacopone da Todi.
Straft um den Wunderbau der Welt ihn nicht,
Der ihn, auf einen Augenblick, verwirrt.

Kleist, Das Käthchen von Heilbronn, V,1

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