Hier liegt die Verwandtschaft mit den Träumen, die sich geradezu nach Art von Feldforschungen die surrealistischen Traumversuche zum Gegenstand erkoren, was wiederum eine Erbschaft des romantischen Einspruchs gegen die allewelt funktional zurichtende Industrialisierung war und logischerweise ein Reflex auf die Aufklärung. Horkheimer und Adorno haben gezeigt, wie diese selber mythisch wurde. Auch davon legt Phantastik, nämlich bildhaft, Zeugnis ab. Vielleicht hat sie das Privileg, wie in seinen besten Arbeiten Lem, ungefähre Perspektiven einnehmen zu können, vielleicht weiß sie, wie Borges, um ihren Rang. Doch immer schreibt sie mit Tinte in Sand. Oder zeitgenössischer: Sieht Tiefe, wo nur Screen ist. Und weiß zugleich, der Screen ist nicht tief, kaum räumlich, doch die flachen digitalen Zeichen sind wie Spins unendlich ineinandergerollt. Insofern ist der gegenwärtig modernste Phantastische Raum das Internet, worin sich, zumal fast in Echtzeit, persönlich Reales mit Fiktivem vermischt. Alles wird hier Literatur und der Autor, bzw. die Autorin selbst zur literarischen Figur, die mit anderen, teils realen, teils ebenfalls erfundenen Figuren ein Netzwerk aus avataren Kommunikatoren bildet, um deren Erscheinung im Netz, das ich einen ortlosen Ort nennen möchte, sich ausgeprägte Nester bilden.
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ohne Der rote Faden
läßt sich nicht durchschneiden
er zieht durchs Herz
ist Körper , Seele stets zugleich
er ist im Wort
was man nicht sieht
er scheut die Schminke,
das Pseudo und den Rest
der schlürft die Neige aus den Näpfen
die hingestellt im falschen Glanz nur blenden
die Spucke die da spauzt
garniert in Trögen
die da glitzern
er ist der Stachel und der Dorn
der rote Faden
ist der Atem
die Wahrheit in den Dingen
die Schatten in dem Wort
der Riß
der nie sich stillt
mit Sahne nicht und nicht
mit Geld und Gold
der abzieht allen Schafen
das falsche Fell
den feigen geilen Blick zum Hund
der rote Faden
läßt sich nicht durchschneiden
er ist die Freiheit
aus den Kettengliedern
die sich selbst zerstückeln
er löst in Fasern nicht sich auf
und bindet alle Fasern doch
zu einer Spannung
die wir unverknechtet sind
Avator Screen ist nicht Tiefe
und doch
totalisierend
die Tiefe des Sogs
in die Glätte hinein
die sich spannt
oberflächenhaft steril
in der das Gegenwort erstickt
und die zerplatzt
von nur einem
Tropfen Wirklichkeit
*
In der Märchenstadt
füttern sie
mit proletarischen Körnern
und gläsernen Knochen
die weißen Götter und Gänse
O Fallada wie du hangest
ameisengleich kleben
in einem Dschungelcamp
Schamanen
Buchstaben
an nackte Zungen
*
Sand verweht
Tinte verblaßt
bis ins Blut
zucken digital Zeichen
da es keine Tiefe
mehr gibt
ist das Ertrinken im Sand
über den rollen
weiße Kiesel
Sonnen Walt Whitmans
stumme Laute Celans
*
Im digitalen Zucken
ein blinder Avatar
Spins huschen über
Dornenhecken und Seen
stanzt er
in Asche und Blei
aus der Flughaut der Netze heraus
ein unerreichbares
Schwingen
*
geschrieben am 23. November, Geburtstag Celans, nach der JVA
gut gemacht!
andererseits: vielleicht auch nicht!