Reichtümer und Strahlenenergie. Das Arbeitsjournal des Freitags, dem 31. August 2012. Berlin und Kiel.

4.43 Uhr:
[Arbeitswohnung. Holmboe, Siebzehntes Streichquartett.]
Latte macchiato. Morgenpfeife.
Dann bin ich gestern, nach der Goglin-Arbeit, d o c h noch, wenn auch nur für eine halbe Stunde, an mein Cello gekommen. So möchte ich es gerne auch heute vor meinem Aufbruch haben. Aber es ist hier in der Wohnung noch ein bißchen was zu tun, und an sich würde ich gern die 10.24er SBahn für den Hamburger ICE nehmen, weil ich dann vor Seminarbeginn einmal wieder bei meinem Tabakhändler, dem >>>> Pfeifenmacher Motzek, vorbeischauen könnte, von dem ich meine erstklassigen Tabake beziehe, die er selbst importiert und behandelt, fermentiert, mischt und europaweit, weil er seinen Ruf mit Recht hat, versendet; eine wirkliche, wie letzte Manufaktur. Ein bißchen angezogen ist er in den Preisen, aber unterläuft noch immer den gesamten Markt. Als Zweimenschenbetrieb ohne Angestellte geht das. Er hat das alte Ethos eines Handwerkers; etwa verkauft er keine Zigaretten, sondern nur Zigarren und Pfeifen, deren Utensilien, und die in den Kreisen der Connisseurs berühmten Tabake.
Zugleich will ich aber an Argo ff, >>>> den Giacomo Joyce und für den am besten schon die Abschnitte für morgen und Sonntag vorbereiten; inwieweit ich in Kiel dazu kommen werde, ist sehr ungewiß: Die Seminare sind streng durchgetaktet.
Hübsch ist, daß ich >>>> Phyllis Kiehl (Kiehl in Kiel) wiedersehen werde, sonst doch schreibt man sich nur Kommentare; führe ich erst um 13 Uhr, könnte ich in Hamburg sogar in ihren ICE dazusteigen. Also ich entscheide das ad hoc. Und leg jetzt gleich mal los.

(Abends noch mit Freund M. erst bei einer entzückenden Vietnamesin; absolut entzückend. Sie bleibt auch immer drei Spuren zu lang bei mir am Tisch. Asiatinnen gehören normalerweise nicht in meine Begehrenswelt, weil ihre Körper zu kindlich auf mich wirken. Diese aber ist anders. Da gehen Wellen von ihr aus, die wie eine Wärmestrahlung sind, wenn man nah an einem Heizkörper steht, ohne ihn aber zu berühren. Dennoch ist ihre Taille so schmal, daß sie in meine aneinandergelegten Handspannen ganz hineinpassen würde, Daumenkuppe an Daumenkuppe und die Kuppen der Zeigefinger aneinander. Und sie hat deutlich Brüste, die sie auch deutlich trägt. Mir hat das immer gefallen, wenn eine Frau weiß, wie sie wirkt, und wenn sie das auch inszeniert. Nicht nur ich, auch M. war becirct.
Er schwärmte von Musik, kennt halt auch, in Frankreich, Gott persönlich. Und platzt vor Ideen, die er nicht nur umsetzt, sondern viele verschenkt er einfach voller Hände. Sie wachsen ihm, diese Ideen, sowieso immer gleich nach. Es gibt das: Menschen, die sich niemals leeren lassen. Sie mögen keine sonderlichen Besitztümer haben, dennoch sind sie unfaßbar reich. Auch das ist eine Strahlung.)

10.04 Uhr:
Erstens kommt es anders. Und zweitens als es kommt.
Anruf vom Terrarium: der Zwillingsjunge sei krank, ob vielleicht ich… eine halbe Stunde… – Durch Nieselregen rübergeradelt und aufgepaßt. Jetzt klappt das mit Motzek nicht mehr. So hab ich aber etwas Zeit gewonnen, bin noch nicht mal richtig angezogen, hätte aber in zwanzig Minuten die SBahn nehmen müssen. Dafür nun alle weiteren Giacomo-Joyce.Abschnitte fertiggestellt, so daß sie automatisch eingestellt werden, wenn ich seminarhalber verhindert sein sollte.
Jetzt packen, dann vielleicht noch ans Cello. Argo-Seiten nehme ich mit, dann hab ich während der Fahrt schon mal was zu tun. Andererseits sollte ich im Zug meinen Mittagsschlaf nehmen. Gut, wir werden sehen.

13.40 Uhr:
[Berlin Hauptbahnhof (tief), ICE Berlin-Hamburg.
Lutoslawski, Dritte Sinfonie.]

So, im Zug. Neben mir Argo, wieder einmal. An sich sollte ich schlafen, aber ich hab an dem Roman heute noch gar nichts getan. Also reiß ich mich mal zusammen, wenn ich schon in dem vergleichsweise vollen ICE einen Tischplatz ergattert habe. Motzek habe ich angerufen und abgesagt; er wirkte ein bißchen betrübt. Dann, ich saß gerade eine Dreiviertelstunde am Cello, kam bereits mein Sohn von der Schule. Also stellte ich das Instrument wieder auf seinen Ständer, bereitete mir noch einen Espresso und plauderte mit dem Jungen, der weiter und weiter von seiner Waldorfschule begeistert ist, obendrein nunmehr als ein auch fachlich guter Schüler gilt. Das ist für ihn eine ziemlich neue Erfahrung, und er genießt sie.
Also Argo. Wäre das Stuttgarter Unternehmen schon gewesen, der Präsident hätte nicht ein Viertel solcher Sorgen gehabt; in seinen organischen Datenbänken standen hybernetisierte DNS-Präparate genug, um die Firma mit frischen Genen zu kreuzen, mit seinen eigenen sowieso, doch auch mit Elena Goltzens.

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahren Sie mehr darüber, wie Ihre Kommentardaten verarbeitet werden .