Die Vorhänge der Wirklichkeit. 7.6.2012, WDR3, open:WortLaut, 23.05 Uhr.


Alban Nikolai Herbst

Die Vorhänge der Wirklichkeit
Improvisationen um das erzählerische Werk
von Daniel F. Galouye
Mit Einwürfen von Thomas Pynchon
und einer Einführung von Platon



Kavita-Janice Chohan – Simone Barrientos-Krauss
Sascha Broßmann – Adrian v. Ribbentrop
Michael J. Stephan



Ton: René Bosem (ARD HS)/ANH (Herbst & Deters Fiktionäre)
Redaktion: Imke Wallefeld
Klänge & Regie: Alban Nikolai Herbst


WDR 3
open:WortLaut
7. Juni 2012, 23.05 Uhr



>>> Die Produktion:

Die Vorhänge der Wirklichkeit 1 – 10 (jeweils verlinkt)
.

9 thoughts on “Die Vorhänge der Wirklichkeit. 7.6.2012, WDR3, open:WortLaut, 23.05 Uhr.

  1. Sicher in die 60-er Jahre So klang es gestern und ein Feature über Nicholson Baker soll deshalb verdrängt worden sein?

    1. Sicher ins Abseits stellt man sich mit Kommentaren, die ohne Erläuterung einfach draufhauen, finde ich.
      Ich selbst hab’ das Hörstück genossen, mag es, aus meinen Hörgewohnheiten entführt zu werden, mochte die Auswahl der Sprecher:innen und den Bau des Stücks, seine – für mich – Sperrigkeit.

    2. @Loch Chapeau, Sie haben wirklich ein treffendes Pseudonym. Darin erschöpft sich dann aber auch die Trefferquote. Aber vermutlich wollten Sie ja eh nur ein wenig herumtrollen, oder?

    3. @Loch zur Avantgarde vs. Baker. Sie haben mit Ihrer Bemerkung zu den 60ern vollkommen recht, soforn Sie die Avantgarde um B.A.Zimmermann meinen, um Stockhausen und andere vor allem Komponisten, aber auch Schriftsteller. Das ist das eine, daß ich jeglichen popmodernen Mainstream meide, sondern an progressiven Ästetiken weiterarbeite, auch wenn sie unterdessen nicht mehr “in” sind, weil man alles glatthaben möchte. Denn nicht deshalb wurde die Sendung zu Baker, von der Sie sich vielleicht ein ungetrübteres Entertainment erwarteten, verschoben, sondern meines Wissens schlicht deshalb, weil es Szenen in dem Baker-Feature gab, die >>> die Sendeleitung, die ja Ihren offenbar konsumistischen Bedürfnisse vorausfliegt, der Meinung war, sie, diese Szenen, seien für Fronleichnam unangemessen. Das war keine Entscheidung der Redakteurin, sondern schlichtweg eine Anordnung.
      Nun wissen wir aber ja beide nicht, weder das Loch noch ich, seine Füllung, wie das Baker-Feature klingt; wir wissen nur: Nicholas Baker. Das scheint mir für Ihre Kritik nicht zu genügen. Außerdem schrieb Galouye, um den sich meine Improvisationen drehen, einen Großteil seines Werks in den Sechzigern, und in denen verfilmte auch Faßbinder seinen Roman “Simulacron 3” – übrigens sehr viel eindringlicher als das von Emmerich produzierte Remake “The 13th Floor”; d e r Film ist geradezu öde gegen Faßbinders Sechziger-Jahre-Ästhetik.

      (Daß Baker ein Mainstream-Autor ist, hat übrigens wahrscheinlich nicht er zu verantworten; aber ich gönne ihm seinen Erfolg von Herzen, finde nur Ihre Gegenüberstellung Baker ./. Herbst absurd; wenn, dann müßten Sie sie anders formulieren: Baker ./. Galouye. Oder aber Herbst ./. den Autor des Baker-Features. Ich weiß aber nicht, wer es ist.)

    4. … und hält doch Habe mir vorhin Bakers “Haus der Löcher” als Ebook gekauft und finde es wirklich packend, aber nicht eindimensional pop(p)ig oder gar sexistisch, sondern als ein grandioses clowneskes Gleichnis auf das Amiland und seine Wurmfortsätze. Mehr davon!

    5. @Loch. Das müssen sie i h m, nicht mir schreiben, den mich das “Amiland” für die Bohne nicht interessiert. Ich bin in E u r o p a verwurzelt.

      Ein bißchen schade ist, daß Sie auf meine Entgegnung nicht argumentativ reagieren; so bleibt ihr 60er-Jahre-Einwand gänzlich ohne Boden stehen. Übrigens habe ich nicht von sexistisch gesprochen, als ich erklärte, weshalb das Baker-Feature nicht gesendet wurde, sonderrn von pornographischen Szenen. Das ist ein prinzipieller Unterschied. Außerdem wurde mir lediglich erzählt, ich kenne das Feature ja ebenso wenig wie sehr wahrscheinlich Sie. (Ebenso sprach ich im Falle Bakers sehr bewußt nicht von Pop, sondern von Mainstream. Auch Foster Wallaces Unendlicher Spaß war Mainstream, wiewohl nicht eindimensional; dennoch fand ich’s bekanntlich – als Roman – schlecht.)

    6. Eine kleine Nachtkritik Sehr geehrter Herr Herbst!

      Ihr Hörstück über Daniel F. Galouye war herausragend! Selten kommt es vor, daß ich ein Werk – und sehr selten ein Hörwerk – gleich zwei mal hintereinander anhöre!
      Wo soll ich beginnen? Zunächst einmal der Gesamteindruck: das Stück rief in mir Erinnerungen an Filme hervor, etwa “Der Himmel über Berlin” und die Filme von David Lynch. Mit ihnen hat Ihr Hörstück die Musikalität, die feine Strukturiertheit und überbordende Materialfülle gemein. Zudem die verblüffende Originalität – da dachte man, im Hörfunk sei schon alles gesagt und gespielt, den Ohren könnte nichts ungewöhnliches passieren – da kommen Sie daher und platzieren eine solche Sounddroge in die Gehörgänge!
      Bei dem Stück haben Sie eigentlich nichts falsch gemacht – alles stimmte. Sowohl die Besetzung der Stimmen, der Wechsel zwischen Information und Freispiel/Improvisation und den Klangwelten, O-Tönen war sehr gelungen. Am stärksten jedoch war die Besetzung der Laien in diesem Spiel – die alten Stimmen und auch Ihr Sohn. Sie sollten öfter dazu übergehen, Hauptcharaktere mit Amateuren zu besetzen. Dies ist zwar nicht neu – Passolini, de Sica und andere italienische Neorealisten spielten es uns ja vor Jahrzehnten vor – ist aber für ein Hörstück eine enorme Bereicherung.
      Sehr schmunzeln mußte ich über die selbstreflektiven Einschübe, etwa den Schriftwechsel mit den Faßbinder-Erben, oder die verpatzte Tonaufnahme und deren Wiederholung. Dies paßt schon dazu, wenn man über Realität, Schein und Sein, redet.
      Es gäbe noch viel über “Die Vorhänge…” zu erzählen, ich schließe jedoch hier und setze noch einmal meinen Kopfhörer auf, um ein wenig diesem genialen Hörstück zu lauschen.

      Mit besten Grüßen

      MP

    7. Mit Dank an Stromberg. Zum Hörstück. Erst einmal ist es sehr schön, Sie >>>> nach so langer Zeit in Der Dschungel wieder kommentieren zu sehen, ganz unabhängig von dem, was Sie jetzt schrieben. Ich hätte selbstverständlich eine kritischere Stimme ganz ebenso akzeptiert, sofern sie, wie Sie das tun, ihre Gründe nennt und nicht nur, minder und mehr persönlich, herumtrollt. Mir ist es sehr wichtig, dies so zu sagen.

      Zum Stück noch mal selbst, so weit ich nicht schon >>>> speziell dort und in den anderen Texten zur Produktion, die von da aus verlinkt sind, sowie >>>> allgemeiner da dazu geschrieben haben. Aus Sicht der Rundfunkanstalten und des Finanzamt sind in diesem Fall sämtliche Sprecher Laien gewesen, nicht nur die alten Menschen und der Junge. Aber ich habe vor allem mit Chohan, die wie von Natur aus diese nahezu unfaßbare Sprechkultur hat, und den anderen jetzt bereits einige Produktionen inszeniert. Von daher wissen sie, wie ich arbeite, d.h. vor allem, worauf es mir ästhetisch ankommt. Sehr gerne, indes, möchte ich auch wieder einmal mit Mellis, Gerald Schaale, Antje von der Ahe arbeiten; doch seit ich selbst die Stücke produziere, ist mein eigener Aufwand sehr viel größer geworden; das muß sich irgendwie “rechnen”. Produktionen in den Sendeanstalten direkt geben für so ein Stück zwei, wenn es gut kommt, drei Tage Zeit, Sie werden das wissen; an meinen eigenen Produktionen sitze ich Wochen. Als – soweit ich mich erinne, sind Sie das – Kameramann haben Sie einen Blick, also auch das Ohr für Schnitte.
      Was die verpatzte Tonaufnahme anbelangt, so ist sie natürlich nicht tatsächlich verpatzt, sondern als eine solche konstruiert, nämlich als ein Fehler im schließlich völlig ausfallenden System; einerseits; andererseits ist es “mein Hitchcock”: solch ein kleines Stückchen baue ich seit einigen Stücken generell mit ein – aber genau aus dem von Ihnen genannten Grund: um immer irgendwo den Scheinzusammenhang ein wenig zu durchbrechen. Das war ein Anliegen der neuen Moderne, seit es sie gibt; ich setze das in einer Zeit nur fort, die den Scheincharakter zunehmend fetischisisiert, um ihn ungestört als Ware handeln zu können. Die Szenen sind, und sollen das meistens auch sein, nicht ohne Witz, aber ihr Hintergrund, ihre Motivation, ist politisch.

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