Très chaud le vent, merkte es vorhin in der Windkanalgasse, die dann gleich an den Kartenspielerinnen in ihrer Garagengruft vorbeiführt, die ihre Gewohnheit nach einer Mittaugustpause wieder aufgenommen. Gewiß, ich ging Zigaretten hummeln, ohne zu summeln, obschon es brummelte: schon wieder die Schuhe anziehen (der état c’est moi in mir erlaubt kein Barfüßiges)! Wie ich das aushalte, meinte die fast schon unbekleidet wirkende Tullia neulich nun schon zum zweiten Mal: Jeans, geschlossene Schuhe??! Ein “verschmidtst” als Antwort zu erklären, wäre indes zu kompliziert gewesen. Ich könnte insofern Tullia auch “Fränzl” nenn’n. Mutatis mutandis.
Es schluffte sich der Gang in ein “Ecco!”, als ich den Laden betrat. Hingefläzt wie sonst vor der Bar schon wieder dem krückenbewehrten Wieheißterdochgleich (mich befällt zuweilen ein Namen-Tumor) begegnet, der einem/einer Trans zuliebe, wie ich hörte, die Philippinen aufgesucht, die/den er nur übers Internet kannte, von der/dem er mir immer vorgeschwärmt, als wir noch näheren Kontakt hatten, der spätestens dann aufhörte, als er mich ein zweites Mal um Geld anpumpte. Woran er sich nie wieder erinnert hat. Insofern ist es nur recht, daß ich mich jetzt nicht an seinen Namen erinnere. Und bin zu stolz, ihn darauf anzusprechen. Liegt eh’ 2-3 Jahre zurück. Hilft immerhin, die mittlerweile als unangenehm empfundene Bekanntschaft in ein Kühles zu verkehren. Kühleborn.
Vielleicht liegt dahinter sogar eine gewisse Eifersucht. Vom Arbeitszimmer, vor dessen Fenster sich unten auf dem Platz eine Begegnungs- und Konversationskonzentration entwickelt, zumindest in den zentralen Stunden des Tages, hör’ ich ihn oft jovial die Leute ansprechen, und er weiß stets den Namen der Leute, die er mit den jeweiligen Namen tatsächlich auch anspricht. Ich hab’ von all diesen Namen nicht die geringste Ahnung, erinner mich bloß an bloß Gesichter.
Genauso ging’s mir, als ich den Tabakladen verließ. In ihrem Suzuki fuhr vorbei die Pferdeschwänzige, die bei der Mondwanderung neulich (im Juli?) mit einem anderen Ziel als ich den Weg hinunterging, den ich eingeschlagen, aber schneller als ich, und die ich nach ihrem Namen fragte, bevor sie mich überholte. Nada. Ok, “nada” war das rechte Wort: Nadia. Erst jetzt fiel er mir ein.
Er heiße also fortan der Namenlose. Er wäre der Typ durchaus hierfür. Das Stapfen seiner Krücken (irgendeine Deformation seiner Beine), das sein Vorbeigehen signalisiert.
Genau, Bernhard als Krücke:
Auf das Blatt schrieb ich in Versalien ALEXANDER, MEIN PHANTAST genau in die Mitte des Blattes, ohne zu wissen, warum überhaupt ich das Wort ALEXANDER auf das Blatt schreibe. Grundlos, wie mir schien. (Auslöschung)
So heißt er denn auch tatsächlich, zumindest in der italienischen Version, und es kam mir erst über diesen Umweg in den Sinn…
Der Taufname Scander bedeutet abgekürzt, wie der ebenfalls vorkommende Sander, Sandy, Sanny nichts als Alexander… (Jean Paul, Selbertrauung des schottischen Pfarrers Scander-Y mit Miss Sucky-Z, Herbst-Blumine, Zweites Bändchen, VI).
Nach Namen zu suchen, kommt einem Botanisieren im Unterholz der eigenen Synapsen gleich!
Er sei, sagte der Vater des Ich-Erzählers der ‘Auslöschung’, eigentlich ein Waldmensch…