Vorgestern die fast menschenleere, ebene Gasse bis zum Hinabweg entlang, denn um 18 Uhr fand >>>> dieses statt. Immerhin war der Autor mal persönlich bei mir erschienen, um mir Gedichte von ihm zu bringen. So ziemlich der einzige, mit dem ich hier über so eine abwegige Angelegenheit wie Poesie sprechen kann, was auch regelmäßig passiert bei Begegnungen auf der Straße. Er hat schon die richtige Besessenheit. Es gäbe noch jemand anderen, bei dem es sich aber nur ein marginales Randgebiet handelt. Auch wenn der mich heute fragte, wie ich es gefunden, nachdem ich ihm vor dem Café in der “Fußgängerzone” grüßend kurz die Hand auf die Schulter gelegt, da er meinem Weg den Rücken zugekehrt, und mich gerade deshalb aus meinem Weitergehen zurückrief.
Da, an einer Ecke (dort, wo einst der Notar seine Kanzlei hatte, wo ‘wir’ den Kaufvertrag fürs Landhaus einst unterschrieben (1999)) spricht mich nach kurzem Blickkontakt Einer in mittleren Jahren (obwohl ich das alles nicht mehr recht unterscheiden kann, vielleicht war er auch genauso alt wie ich) an. Makellos weißes Hemd, weite Stoffhose à la 50er Jahre. Hielt mir einen Packen Zeitungen entgegen: “lotta comunista” (Proletari di tutti i paesi unitevi! / organo dei gruppi leninisti della sinistra comunista / Opposizione proletaria all’imperialismo europeo e all’imperialismo unitario heißt’s im Kopf; immerhin Jahrgang LIII!) . Er machte ganz den Eindruck einer wie aus dem Nichts sich materialisierenden Erscheinung. Und er sprach mit der Herzensruhe eines Seligen. Es entspann sich ein Gespräch. Eher waren’s noch Erinnerungen bei mir, als ich für kurze Zeit auf der Wolfsburger Porschestraße die ‘Kommunistische Volkszeitung’ feilbot. Aber er war schon auf Mission aus. Verweigerte ihm aber dann meine Telefonnummer. Aber weil’s so rührend war, kaufte ich ihm ein Exemplar ab.
Weiter vorn ein Modeschmuckverkäufer, der seinen Stand für den abendlichen Rummel aufbaute. “Hat der dich auch erwischt.” Damals habe man sich mit denen gekloppt.
Und als auch einer der Vor- und Lobredner der Veranstaltung im Chiostro Boccarini einleitend eine Begegnung mit dem Kommunisten beschrieb, die ihm ähnlich wie mir in ihrer Unwirklichkeit als ein “momento poetico” erschienen war, konnte ich es mir nicht verkneifen, meine sozusagen Trophäe hochzuhalten.
Eine besondere Atmosphäre bekam die Veranstaltung noch durch eine Trauung in der Kirche daneben. Irgendwelche Hochzeitsgäste kamen hinteren Räumen des Kreuzgangs vorbei, und dann auch die Brautleut’ selbst. Allgemeiner Beifall. Dann trudelten dauernd Papierkringelchen von oben in den Kreuzgang. Enorm die Saxophonistin, deren Interpretation der italienischen Nationalhymne in nichts dem Stars Spangled Banner von Hendrix nachstand: >>>> auf dem ersten Foto könnte man mich eventuell erkennen.
Dem Rest wie etwa dem Weißbier vorvorgestern vor Valdas Pizzeria mit dem Halbmond, dem Luzifer beharrlich auf den Fersen blieb, der so langsam sich hinter die Zypressen senkte, wie sich der Weißbierpegel sich senkte (während Valda sich während ihrer Zigarettenpausen neben mich setzte), und dem leicht humoristischen Scharmützel gestern mit der Bürgermeisterin in der Amelia-Gruppe bei FB wegen der etwas lax geregelten Parkplatzregelungen auf dem Platz vor meinen Fenstern (heißt, man weiß immer erst zwei-drei Stunden vorher, ob oder ob nicht… es war nämlich ein Auto abgeschleppt worden (später der Geruch von Grillfleisch)), stelle ich den Titel des Buches ‘Bocca mio taccio’ voran. Schade nur, dass das tadellos in Schwarz handgebundene Buch wegen einer beigebundenen Originalgraphik einen Preis hatte, den eine enorme und dito ganz in Schwarz gekleidete foeminine Rotunditas mit ihren knallroten Lippen zu einem “cento euro” formte.