9 thoughts on “Fünfundzwanzig.

  1. Perry Rhodan, die Science Fiction und Wernher von Braun. Sowie ‚On Escalation‘.

    Um mich politisch zu betätigen, was Kindern meines damaligen Alters fast ausschließlich über soziale Bindungen zum Bedürfnis wird, war ich sozial nicht gebunden g e n u g, schon gar nicht e i ngebunden. 1968 war ich dreizehn. Das ging alles an mir vorbei, von Kleinigkeiten wie Ich bin ein Elefant, Madame, die wir im Unterricht sahen, einmal abgesehen und von dem Umstand, daß sich immer häufiger Lehrer duzen lassen wollten, weil man wohl meinte, damit Klassenunterschiede abzuschaffen. Ich hielt das schon damals für distanzlos, machte aber, bisweilen, gute Miene zu dem Spiel der Illusionen. Man hätte auch schlecht auf einem Sie bestehen können, mit dem Fünfzehnjährige nur in höchst seltenen Fällen schon angesprochen wurden.
    Andererseits finden sich in meinem damaligen Tagebuch bisweilen Einträge, die das Politische, wenn auch sehr persönlich gefärbt, durchaus streifen, immer aber auf sozusagen Weltniveau: der Nahostkonflikt scheint ebenso sehr in meinem Bewußtsein gewesen zu sein wie ein drohender Dritter Weltkrieg. Das hatte mehr als im Alltag seinen Grund im allsonntäglichen „Internationalen Frühschoppen“, der bei uns zelebriert wurde wie in anderen Familien der Kirchgang. So findet sich etwa zum Tod Nassers 1970 folgende, mich heute geradezu rührend ankommende Eintragung:

    Im selben Jahr vermerke ich auf einer eigenen, „Jahresbilanz“ genannten Seite auch den Tod Charles de Gaulles. Folgerichtigerweise las ich damals auch, wohl aber erst 1971, Hermann Kahns gerade ins Deutsche gekommene Übersetzung von „On Escalation“, 1965; ich fand das fette Taschenbuch – von Ullstein, glaube ich – ebenfalls, als Mängelexemplar ausgezeichnet, auf einem meiner geliebten Grabbelkisten bei Karstadt. Ich habe das Buch heute nicht mehr, sehe aber noch jetzt die Erde auf dem Titel brennen.
    Militärpolitisch war Kahn ganz sicher reaktionär, >>>> Wikipedia über ihn ist sachlich sehr erhellend. Andererseits war er einer der bekanntesten damaligen Futurologen. Und damit sind wir beim Thema.
    Was mich tatsächlich bewegte in den Anfangszeiten meiner Pubertät, weil es bereits aus der späten Kindheit mitgenommen war, vor allem aber beschäftigte es die ganze halbe Welt, war der Vorstoß ins Weltall mit seinem Höhepunkt, der Mondlandung nämlich, von 1969. Wir saßen alle um den Bildschirm, was selbstverständlich den bei uns damals noch schwarzweißen des Fernsehers meint, und sahen Neill Armstrong diese ersten Schritte, die Sprünge waren, tun. Ich hatte ab etwa zwölf/dreizehn alles gesammelt, was von Gemini über Apollo zu bekommen war; die Liebingsfiguren meiner vorigen Kindheit, Ritter, waren von den Astronauten der jetzigen abgelöst. Ich las popularwissenschaftliche Bücher über Astronomie, las auch wirkliche Fachbücher, die ich mir ebenfalls antiquarisch besorgte, voller mathematischer Listen und Formeln, aber in den meisten von ihnen war noch der Pluto nicht entdeckt. Am Kepler änderte das nichts. Wobei meine ständigen Fünfen in Mathematik es unwahrscheinlich machen, daß ich die Formeln auch verstand. Es war vielmehr, als wäre mit der Erreichbarkeit des Weltraums eine der phantastischen Welten bereits Wirklichkeit geworden, die in mir nicht nur träumten, wenn ich schlief. Sehr viel mehr und intensiver lebte ich in ihnen als in ihr.
    Dann bekam ich Wernher von Braun geschenkt,

    der ein frühes Idol war, übrigens auch allgemein, denn über die Operationen des Schlages Overcast wurde, auch wenn man drum wußte, möglicherweise deshalb geschwiegen, weil diese Art Legitimation, vom bewunderten Amerika vollzogen, durchaus geeignet war, auch von eigner Kriegsschuld zu entlasten. Ja, von Braun war zu einem Musterdeutschen geworden, unerachtet der Tatsache, daß er längst US-Bürger war. In meinen Augen war von Braun ein bundesdeutscher Held wie John F. Kennedy ein US-amerikanischer. Ich brachte ihn mit Nazideutschland nicht zusammen. Als ich später die Wahrheit erfuhr und von den Leichenbergen Doras las, an denen er fühllos vorbeiflaniert war wie irgend ein Wissenschaftsmonster vom Schlage des Doktors Mabuse, der seinerseits ein populistischer Romantizismus Mengeles ist, empfand ich wenn nicht Schuld, so doch Scham. Ganz ist das noch heute nicht weg. Andererseits stand von Braun tatsächlich, darin Kahn durchaus ähnlich, für eine helle, menschengerechte, vor allem aber eine Zukunft, die Geheimnisse noch kennt und Forscher, die hineinexpedieren. Das waren meine Astronauten. Denn die Erde selbst – abgesehen von den Meeren – war restlos vermessen; es gab, mit anderen Worten, keine geheimen Orte mehr und also keine Mysterien. Die Ressourcen waren verteilt und gehörten ökonomischen Kalkülen, nicht aber länger Menschen an, die neugierig und abenteuerlustig waren. Auf dem >>>> Wildtöter war endgültig der Deckel drauf. Da kam keine Luft mehr rein, und er erstickte.
    So las ich denn alles, was mit Zukunft zu tun hatte. Ich las nicht, sondern verschlang es. Das Wort Science Fiction war da, jedenfalls in meinem Umkreis, noch völlig ungebräuchlich. Statt dessen gab es Goldmanns Weltraum Taschenbücher – bis heute eine der literarischsten Serien des Genres, die je auf Deutsch herausgekommen. Nicht selten waren die Texte für einen Fünfzehn-, ja selbst Siebzehnjährigen noch viel zu schwierig, weil sehr oft einer philosophischen Grundierung aufgetragen, deren Spekulationen an Mystisches grenzten. Aber von Mystik, aller möglichen Couleur – auch von solcher, die heute unter Esoterik zählte – war ich damals auch bewegt; das reichte von Selbsthypnose bis Graphologie, von Astrologie bis zu Religiösem; selbstverständlich flirtete ich mit dem Buddhismus.

    Was dann s o aussah:

    Auch Drogen kamen vor, aber in der spekulativen Spielart Huxleys, dessen Pforten der Wahrnehmung ebenfalls zur Lektüre meines fünfzehnten oder sechzehnten Lebensjahres gehörte.

    Über den von Huxley darin erwähnten C.D.Broad und seine Bewußtseinstheorie habe ich schon damals referiert – eines der am Tagesgymnasium sehr abzählbaren Male, daß ich eine 1 bekam – und bisweilen später noch geschrieben. Aber diese Beschäftigung blieb rein theoretisch – besser aber, ich sage: empathisch. Denn vor der praktischen Berührung hatte ich Angst. Es lagen einfach zu viele Drogentote in den Medien herum, und auch bei uns im Bekanntenkreis gab es Heroinkollabierte. Zudem gehörte die Drogenszene einer Kultur an, von der ich sowohl ausgeschlossen war wie ich sie auch ablehnte. Was mit Musik zu tun hat. Ich hörte nicht, was man frühen Pop nennen konnte. Ich mochte es nicht, mochte auch Rock ‘n Roll nicht, und den Jazz entdeckte ich erst später. Da war ich schon ein junger Erwachsener. Ich hörte damals fast nur Klassik, sowie Spätromantik. Noch waren mir sowohl der Barock als auch die Neue Musik verschlossen. Was daran lag, daß ich ein Kitschherz hatte.
    Diese Texte jedenfalls waren imgrunde mein Einstieg in die Phantastische Literatur, und was de facto bei der NASA passierte, war eine ihrer Teil-Inkarnationen. Weshalb ich meinen Berufswunsch, Astronaut zu werden, auch nicht praktisch nahm und von jeder schulischen Leistung, bzw. ihren Mängeln, völlig absehen konnte. Ich beobachtete eine Allegorie und wurde von ihr eingesogen. Genau deshalb gestaltete sich die Kehre zum Schriftsteller so ohne jeden Bruch wie ohne ein Bedauern.
    Anlaß dafür, am Übergang vom vierzehnten zum fünfzehnten Lebensjahr, ist meine damals schreiende Angst vor dem Zahnarzt gewesen, mit dem ich einige schlimmer Erfahrung hatte. Man konnte mit plombierten Zähnen den Astronautenberuf seinerzeit noch nicht ergreifen; die Alternative wäre gewesen, sich sämtliche Zähne ziehen und durch ein Gebiß ersetzen zu lassen. Das fand ich keine diskutable Option. Zumal es, siehe Allegorie, sowieso nicht drauf ankam. „Nirgends wird Welt sein, Geliebte, als innen“: das las ich aber erst mit dreißig.
    Meine Science-Fiction-Lust fing mit zwölf oder dreizehn an, vor allem, abermals Antiquariat, Hans Dominik las ich,

    sowie, selbstverständlich und alles, Jules Verne, dessen 20.000 Meilen unter dem Meer mir leider verlorengegangen ist. Aber ich habe die Ausgabe eben im Netz gefunden und werd sie gleich bestellen:

    Meine meisten Jules Vernes waren und sind leider die von Arno Schmidt wohl zurecht als „Verballhornungen Vernes“ geziehenen Fischer-Taschenbücher. Bei einem Vorlesewettbewerb gewann ich für meinen Vortrag eines 20.000-Meilen-Kapitels, an dessen Ende er weint, bevor er Orgel spielt, mein Held, der dunkle Nemo, meinen ersten literarischen Preis. Nemo gehört in ein Feld Ausgestoßener, die mir Richtlinie wurden und das immer noch irgendwie sind: sie sind >>>> Parias, aber sie wehren sich und lassen nicht darin nach, ja entwickeln genau aus dem Ausgestoßensein eine besondere Aura. Ohne das hätten sie nie zu sich gefunden oder wären ihrerseits Diktatoren geworden. – Wo las ich das neulich? „Man kann mich töten, aber nicht beugen.“ Dieser Satz beschreibt sehr genau die innere Verfassung meiner frühen Jugend-, vielleicht auch schon der Kinderjahre – und aller fast, die noch folgten. Er ist eine Art Lebenskonstante.
    Zu den Goldmanns Weltraum Taschenbüchern gehörten auch Romane Daniel F. Galoyes, eines wie Philipp K. Dick utopischen Visionärs, die nicht nur von einem mir damals undurchdringlichen, doch umso soghafteren geradezu lovecraftschen dunklen Licht erfüllt waren, sondern sie haben William Gibsons Cyberspace um mindestens drei Jahrzehnte vorweggenommen und sind ausschlaggebend auch für Rainer Werner Faßbinder gewesen, Welt am Draht nämlich, sowie nochmal Jahrzehnte danach für die gesamte The-Matrix-Serie. Eigentlich ausschlaggebend ist aber für Galoye, daß er, anders als die stilistisch höchst dürftigen Gibsons und Dicks, wirklich ein Prosapoet war, dessen Sprache Kafkas Dichte erreicht.
    In diese Zeit fiel dann, schon weil nicht so hermetisch, sondern offen auf auch für Jugendliche nachvollziehbaren Plot gebaut, meine erste Begegnung mit Perry Rhodan. Die Heftromane um ihn verschlang ich gleichfalls, wobei es mir vor allem die Serie um Die Springer angetan hatte, geheimnisvoll-brutale, oligarchisch handelnde Händler, denen unbedingt beigekommen werden mußte. Perry Rhodan ist gleichfalls visionär, denn die Serie arbeitete damals schon mit sämtlichen Strategien, die heutzutage die Soap Operas und die Serien etwa >>>> J.J. Abrams weltweit derart erfolgreich machen. Selbstverständlich wird sie von mehreren Autoren geschrieben, die sich an einen Kodex halten müssen, der der Geschlossenheit der Saga verpflichtet ist. Über die Jahrzehnte haben diese Autoren gewechselt, schon, weil manche verstorben sind. Zugleich wird die Entwicklung Perry Rhodans von Fangemeinden, ja: überwacht. Es ist unterdessen eine Second World; die Serie selbst gilt als die umfangreichste (vom Verlag selbst „die größte“ genannt) der Welt, jedenfalls im Genre. Daß in den Romanen, immerhin deutschen, so ungeniert von einer „Dritten Macht“ gesprochen werden konnte, ist ganz sicher Nach-Nazi-Deutschland geschuldet. Was sie insgesamt, nach wie vor, für Intellektuelle spannend sein läßt, ist nämlich ihre politische Entwicklung: Soziologen können aufgrund der Hefte die jeweiligen politischen Bewegungen quasi der gesamten Zeit von der Wiederbewaffnung bis heute nachvollziehen. Es gab sogar eine ökologische Kehre in der Perry-Rhodan-Galaxis; es gab die Zeit des Kalten Krieges, es gab die offene Aggression, es gab die Zeit der Entspannung. Ich kann mir gut vorstellen, daß es unterdessen auch Globalisierungshefte gibt und solche, in denen Migrationspolitik verhandelt wird.
    Ich selbst habe zwanzig Jahre später die Lektüre noch einmal aufgenommen, weil es mich reizte, zu schauen, was mich damals so aficioniert hatte; auch meine Gefährtin Do las mit. Wir waren beide, ich nunmehr Mitte Dreißig, höchst überrascht, wie oft diese Hefte das Niveau dessen locker hielten, was da schon Neue Literatur genannt wurde, nämlich die Renaissance des Realismus als Liaison der Nachfolge des ästhetischen >>>> Kahlschlag-Ideologems mit jener Spielart US-amerikanischer Romane, die in Kerouac ihre Wurzeln haben. Nur daß es eben Science Fiction war und weil es das war, sowieso für unseriös gehalten wurde und wird. Fast sämtlichen Perry-Rhodan-Autoren wird damit Unrecht getan. Doch immerhin, anders als die meisten ihrer Kollegen aus der „Ernsten“ Literatur, wurden – und werden sie n o c h – nach Hunderttausenden gelesen.
    1. nur ein kleiner Abriss Die Goldmann Taschenbücher, Umschläge blau-orange, beinhalteten wunderbare Geschichten. “Der kleine Gott Eep” oder “Utopia mit kleinen Fehlern”. Letztere pflege ich manchmal Freunden zu erzählen, weil es eine derartig gute Darstellung ist, wie leicht man mit Wunschvorstellungen falsch liegen kann.
      Glücklicherweise las der Vater eines Schulfreundes Perry Rhodan und über seinen Sohn bekam ich die Hefte relativ zeitnah zu lesen. Ab Heft 37 bis zum Heft 250(?) las ich jedes Heft. Die MdI (Meister der Insel) waren sehr geheimnisvoll, Die Vorstellung eines Methanatmers (Icho Tolot, der Haluter) war interessant, doch darf man auch nicht vergessen, dass die Serie auch über den “putzigen” Mausbiber Gucky verfügte, der in Wirklichkeit ja gar nicht so putzig agierte. Man muss sich aber auch die detaillierten Zeichnungen über die Kugelraumer mit den Wulsttriebwerken in Erinnerung rufen. Ich würde meinen, dass es lange gedauert hat, bis die Filmindustrie mit dem Todesstern kapiert hat, dass die Kugelform die beste Form im Weltraum ist. Wenn ich da an die “Barken” in Dune denke, muss ich nachträglich noch lachen.
      Aber man darf natürlich eine wesentliche Tatsache nicht vergessen: Die Amis waren viel zu früh auf dem Mond. Kein Wunder, dass sie da noch keinen Arkonidenraumer vorgefunden haben. Wie weit hätten wir kommen können, wenn wir nicht so ungeduldig gewesen wären.
      Mein Freund (heute Uniprofessor) und ich leisteten uns manchmal den Luxus, ein Heft zu lektorieren. Die logischen Unstimmigkeiten waren derart, dass jede Seite von roten Markierungen übersät war. Natürlich ist eine spätere Startrek-Folge genauso so unlogisch, doch bringt es nichts, den TV-Schirm voll zu schmieren. Im Gegensatz dazu habe ich die Sammlung aller Babylon-V-Folgen geschenkt bekommen und bin auch heute noch davon begeistert.
      Heute lade ich mir manchmal eine aktuelle Perry-Rhodan-Folge auf den Kindle. Für einen Flug von Wien nach Belgrad ist das gerade die richtige Lektüre. Ich bin überrascht, wie konsequent eine Dimension nach der anderen aufgebaut wird. Der Gedanke, dass das gesamte Sol-System versetzt wird, ist irgendwie hübsch.
      Irgendwann habe ich mir die Sammelbände für Heft 1 bis 50 gekauft. Aber bis zum Großadministrator habe ich es leider nicht geschafft.
      Beruflich hat mich aber Isaac Asimov mehr beeinflusst. Es hat eine Zeitlang gedauert, bis ich kapiert habe, dass Asimov Grace Hopper i nder Figur von Susan Calvin ein Denkmal gesetzt hat. (Heute wissen nicht einmal Informatiker, wer Grace Hopper war.) Die Foundation-Series halte ich für großartig.
      Dann sind aber meine Favoriten Philip K. Dick, Frank Herbert, Herbert Franke, Stanislav Lem, Johanna und Günter Braun, um nur die aufzuzählen, die mir so gerade einfallen. Dann müsste man noch Kurt Vonnegut erwähnen, aber den zähle ich irgendwie nicht zu den Sci-Fi-Autoren. Slaughterhouse-V ist einfach zu real.

    2. Der fiebernde Planet von Isaac Asimov war glaube ich auch von Goldmann herausgegeben. Faszinierend. Der Schlüsselsatz war: “Ich analysiere das Nichts” Eine Kriminalgeschichte um einen Planeten, der als einziger einen bestimmten Stoff produzieren konnte, weil sich gerade eine Sonne in der Nähe im Pränova-Stadium befand, was der Wissenschaftler herausgefunden hatte. Wenn ich heute daran denke, kann ich nur feststellen, dass mir diese Bücher damals einen unheimlich Eindruck hinterlassen haben.

  2. Gucky, der Mausbiber Perry Rhodan!!! Perry Rhodan, ich hätte nicht gedacht, dass ich von dem noch einmal höre. Das gibt’s doch gar nicht! D A S war prägend, lieber ANH?

    Dann bedeutet „prägend“ jdf. auch, dass man damit eine manifeste Erinnerung verbindet, so könnte ich das einordnen. „Meine“ „Literatur“ war das nicht – aber gelesen habe ich es! Teil meiner Jugend war das. Im Postbus von und zur Schule. Heimlich im Lateinbuch, damit der Vater denkt, man lernt Vokabeln.

    Zu der Zeit wurde die 3.Auflage verlegt, die ich dann las (und die laufende 3. dafür ruhen ließ), um den Anfang von allem zu verstehen. Reginald Bull, Bully. Landung auf dem Mond, noch mit einer Rakete. Erstes Raumschiff, die Good Hope. Atlan. Und dann dies sensationelle Heft „Das Mutantenkorps“. Ein Ralph Irgendwas, der Teleporter war; Telekinese; Gedankenlesen; und dann natürlich, vor allem, Gucky, der Mausbiber. Goratschin mit den 2 Köpfen. Frischzellendusche und ewiges Leben. Wie hießen noch die beiden Haluter?

    Und ein Freibeuter, ein Pirat der Raumschiffe, in alten Kleidern und sympathisch. Roy? Danton? Jetzt, wo ich das schreibe, erinnere ich mich, dass mich eine Figur in Ihrem Wolpertinger daran erinnert hatte, als ich den las. Aber ich dachte natürlich: Nee, nie und nimmer, der ist ja Literat, der Herbst, und hab‘ dann lieber gar nicht gefragt. Tja, wenn man gewusst hätte, was alles so „prägend“ ist.

    Es gab – neben vielen schwachen – einige großartige, starke Autoren unter den Hefteschreibern. Ich erinnere, glaube ich, einen K. H. Scheer, oder so ähnlich, kann das sein? Trotzdem: Prägend in meinem, dem eigentlichen, Sinne war das nicht. Ohne Ihre Serie hier hatte ich das bisher abgehakt als: Na ja, man liest auch viel Unsinn in der Jugend …. Also, bestenfalls war es wohl negativ prägend, denn ich lese auch heute kaum SF-Literatur. Oder hat das gar nichts damit zu tun? — Ahhhh, jetzt sehe ich auf Ihrem Foto da den Namen, der Scheer war Herausgeber auch. Heft und Titel da aúf dem Foto erinner ich jetzt plötzlich. Merkwürdig – die Welt und das Gehrin auch.

    Ich bin ja einmal gespannt, ob wir hier bei Ihnen auch noch zu Jules Verne kommen …. – Ach, jetzt sehe ich, das haben Sie sozusagen mitverhackstückt. Schade, so bleiben “Die Kinder des Kapitän Grant”, “Der Stahlelefant”, “Der Kurier des Zaren” und viel andere ungerühmt.

    Beste Grüße

    NO

    1. Das ist ja toll, lieber NO! Auf diese Weise erhält meinereine doch mal eine Vorstellung davon, was aus den Jungs geworden ist, die damals dauernd Perry Rhodan-Hefte kauften. Hätte ein Mädchen wie ich ja nicht gedacht, dass die doch noch ganz nett werden ;-).

      Ganz herzliche Grüße

      Melusine

    2. @Dr. No. Ich fange selbst an, meine Serie zu lieben – weil so vieles offenbar und sinnlich wird, das verschwand. Und wegen Jules Verne bitte ich um Verzeihung, denn andere, für mich, prägten mehr. Ich habe bislang ja auch Stevenson nur immer am Rande erwähnt. Nur eben dieses eine, diese 20.000 Meilen unter dem Meer…. das ja. Ich habe es, glaube ich, Verne und Nemo zu Ehren auch innig erzählt.
      Ja, Der Stahlelefant. Tolles Buch. Aber es prägte nicht. Mich nicht. (Ich las aber nahezu alles von Verne).

    3. MelusineMelusine, der eine der beiden Jungs deutet eine Verbeugung an, errötet.

      Bei dieser Gelegenheit meinen großen Glückwunsch! Ich las bei Gleisbauarbeiten, dass Ihr Internet-Roman „Melusine featuring Armgard“ nun Gegenstand einer literaturwissenschaftlichen Betrachtung geworden ist. Das ist großartig!!

      Beste Grüße

      NO

      Ach, und noch etwas. Bei aller Augenzwinkerei Ihrer Beobachtungen zu den Perry-Rhodan-Lesern, da könnte etwas dran sein:

      Der Hamburger Klassenkamerad, mit dem ich die Rhodan-Hefte tauschte und las, ist schon lange tot. Er war ein wunderlicher Kauz. Kaum Freunde. Mathematik-Leistungskurs und Langstreckenläufer, später Sportschütze, ein im Studium Gescheiteter, geriet wirtschaftlich in raues Wetter, in zu schwere See. Er hat sich in einem Hühnerstall erschossen. Zu dem Zeitpunkt hatte ich schon lange keine Verbindung mehr zu ihm, aber diese Nachricht erreichte auch mich.

      Im selben Jahr noch haben meine alten Schulfreunde und ich uns in die Hand versprochen, einmal im Jahr zusammenzukommen, das Leben ist so kurz. Hin und wieder schaffen wir es. Wir treffen und in einer alten Hütte im Wald. Im Ofen brennt Feuer, wir haben eine Kiste Bier oder zwei und erzählen von alten Zeiten. Wie das war mit jener Lehrerin, wie sinnvoll das Griechisch, wer wann welches Mädchen küsste. Und manchmal auch, dass wir einen kannten, dem anscheinend im Leben nicht zu helfen war – o b w o h l der (nicht Kleist aber) Perry Rhodan gelesen hat, oder w e i l der Perry Rhodan gelesen hat, oder weil das alles damit gar nichts zu tun hat …

    4. @Dr. No zum Hühnerstall. Was für eine beklemmende Geschichte.

      (“Wirtschaftlich rauhe See”. Das geht mir nach wie Ihr Wort “gescheitert”, das Sie im Einstein ausgesprochen haben. Man wird sensibel über diese Prägungsreihe. Aber ich verspreche, wenn, dann keinen Hühnerstall zu wählen.)

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