7 thoughts on “Sechsundzwanzig.

  1. Edgar Rice Burroughs, Die Tarzan-Romane.

    Meine Kindheit, medial, war von Afrika erfüllt – erst dem weiten der Serengetis, dich nicht sterben durften, und der Ostküste, dann, bezeichnenderweise am Übergang in die Pubertät, mit den dunklen Regenwäldern des Kongos, die mir Burroughs nahebrachte, ohne daß ich ahnte, aus welcher Quelle, einer ganz anderswo situierten, er sich ein bißchen schamlos bediente und mit dem Trick, auf noch viel ältere Archetypen rückzugreifen, deren Wirkung er schon voraussetzen konnte: den armen Jungen nämlich, der, ohne es zu wissen, aus einer alten Familie stammt, einer oft der Aristokratie und eingebunden in die Kultur ihres Herkunftslandes, nicht selten auch versehen mit großem materiellen Besitz. Lord Greystoke, also, für den eben deshalb >>>> Lex Barker eine ideale Filmbesetzung war, nicht hingegen Johnny Weissmüller und schon gar nicht, viele Jahre später, Christopher Lambert, auch wenn der noch so sehr auf die MacLeods bezogen werden sollte und damit einigen Scott inkarnierte, sowie vor allem Stevenson.
    Erst aber standen da die „Urwaldtrommeln rufen“, Jungenbücher von oder w i e von >>>> Schneider, den die Kinder lieben, mit ihren besonders harten Umschlägen und den einfachen Illustrationen, vorne drauf bunt, innen schwarzweiß, ein Jeep rumpelt über die Savanne, und Pferdeschwänze wehen. Die Schwarzen, wir schreiben die frühen Sechzigerjahre, selbstverständlich noch in Kriegsbemalung, echte Mohren also, in den Händen Speere, deren Spitzen federflauschgeziert, und ovale Schilde mit Zickzackbemalung. Auch mal Hyänen, die besonders schöne Tüpfel haben, und das Nashorn sowieso. Die Löwin Elsa dann, was aber schon ein Film ist – damals war ich zehn – wie auch Hatari, uraufgeführt drei Jahre früher, mit einem ausnahmsweise akzeptablen Wayne – dennoch hab ich ihn als Junge nicht gemocht, aber Hardy Krüger, der auch, im Nachhinein betrachtet, ausgezeichnet spielte, und einer, gegen die sie alle blaßt warn, grandiosen Martinelli. Keine Ahnung, wie oft ich diesen Film auch später noch gesehen.
    Medial stand in meinem Zuhause der Fernseher im Mittelpunkt. Ins Kino wurde kaum je gegangen; dazu war das Geld nicht da. Wir Jungs, mein Bruder und ich, durften mal, aber selten. Der Mann, den sie Pferd nannten. Winnetou I. Hatari aber war schon Fernsehn, soweit ich mich erinner. Und Tiere sehen dich an. Es gab nicht eine Sendung Bernhard Grzimeks, die wir verpaßten, also meine Großmutter und ich. Meine Mutter war, ebenfalls meiner Erinnerung nach, niemals zugegen. Sie arbeitete bis acht oder neun; wenn sie heimkam, schliefen wir Kinder meistens schon. Doch auch an Wochenenden mit ihr erinner ich mich nicht.
    Manchmal brachte Grzimek einen Affen mit ins Studio, mal eine Schlange, mal sogar ein Löwenjunges. Seit damals war für lange Zeit der Frankfurter Zoo mein Sehnsuchtsort. Einmal sind wir dagewesen, da war ich noch sehr klein und sah ihn erst wieder mit sechsundzwanzig.
    Grzimek war einer der ersten, der populistisch für ökologisches Denken warb. Der Unfalltod seines Jungen, Michaels, der über der Serengeti abstürzte, war auch für meine Großmutter ein Trauerfall, ganz so, als wäre ein naher Verwandter gestorben, den man allerdings selten persönlich gesehen, weil er zum Beispiel, wie eine meiner Tanten, in „Amerika“ gelebt hat. Ja, der frühe Fliegertod eines ihrer Jungen, eines mir nie begegneten Cousins, berührte, zwar, unser Herz, aber um vieles weniger.
    Mit Afrikaliteratur versorgte ich mich nicht selbst, anders als dann später, etwa ab dreizehn, mit aller anderen, sondern sie bekam ich von den Verwandten geschenkt, zu Weihnachten und zum Geburtstag. Alles übrige fand ich im Bücherschrank meiner Großeltern, Bestseller der Zeit, worunter sehr viel John Knittel, Pearl S. Buck, sowie M.M.Kaye: Der Monsun hielt den Atem an. Das waren die Bücher meiner ganz frühen Jugend, quasi alles las ich, was mir da in die Finger kam. Wenn es mich aus überhaupt nicht klaren Gründen lockte. Wieso hätte ich je zu den >>>> Dämonen greifen sollen? Ich weiß nicht einmal, weshalb die Übersetzungen >>>> E.K.Rahsins überhaupt in diesem Bücherschrank standen; sie paßten da überhaupt nicht hinein. Aber auch Ceram stand darin und quasi alles von Erich Maria Remarque. Der mich übrigens schon damals nicht berührte. Dafür aber, ein ganz frühes „seriöses“ Lese-Erleben, wirklich alles von >>>> Cronin (nie vergessen: Die Zitadelle). Dagegen aber auch die Angélique-Reihe, die ich mit etwa vierzehn verschlang – ebenfalls aus dem Bücherschrank meiner Großmutter. Das waren nun Vorschlagsbände, denn selbstverständlich gehörte damals, wer auf sich hielt, dem Buchclub an; das war auch mit wenig Geld zu leisten – eine der wirklich genialen Ideen Bertelsmanns. Dostojewski, nebenbei, stammte daher aber nicht, sondern die edlen Leinen-Ausgaben standen da in ihrem mittelhellen Rot, und als Dünndruck mit Bleisatz. Welch ein Glück es ist, daß ich sie heute noch habe.
    Nun aber Tarzan. Das steht am Übergang zur frühsten Pubertät, wenn Liebesgeschichten interessant zu werden beginnen. Tarzan ist eine solche, anders als des poetisch unvergleichlich größeren Mowglis. Zum Lord kam die Lady. Was mich faszinierte, war die Spanne ihrer Identitäten: daß man Baummensch war, sehr wohl aber auch ein Aristokrat, der sich in die Konventionen der „Besseren Gesellschaft“ so schnell einzufinden weiß, daß er sie für seine eigenen Zwecke nutzt, ohne dabei sich zu beugen. Unbeugsamkeit war früh schon mein wichtigster Wert. Dabei waren Affen mir viel fremder als die Wölfe Kiplings; meine Art des Lesens hat sie gleichsam ausgeklammert. Nicht von ungefähr ist mir eines der liebsten Tarzan Bücher „Tarzans Tiere“ gewesen, die ich in einer noch in, die zu lesen ich mir selbst beibrachte und für die ich dann eine ausgesprochene Vorliebe hegte, alten Schrift gedruckten Ausgabe von 1924 (Dieck Verlag, Stuttgart) der überhaupt ersten deutschen Übersetzung las wie auch, vor allem, „Tarzans Sohn“:

    Ein Boot der „Majorie W.“ trieb zur Zeit der Ebbe den breiten Ugambi mit den Strömen hinab; es war der Bemannung anzusehen, daß sie sich freute, die harte Ruderarbeit der Stromaufwärtsfahrt hinter sich zu haben, und jeder machte es sich, so gut es ging, bequem. Man war ja noch etwa drei Meilen von der „Majorie W.“ entfernt, die allerdings sofort in See gehen sollte, sowie sie das lange Boot mit seinen Insassen an Bord hatte.
    Als so jeder seinen Gedanken nachhing oder sich mit seinen Kameraden mehr oder weniger angeregt unterhielt, wurde plötzlich die Aufmerksamkeit aller nach dem Nordufer des Stromes gelenkt: Dort stand jemand… War es ein Mensch? Weit ausgestreckt die dürren, abgemagerten Arme… und dazu die bettelnden Rufe in höchsten Fisteltönen!

    Geben Sie zu, daß das für einen angeblichen Kitschroman ein ziemlich eleganter Beginn ist, und zwar nicht nur wegen seines exquisiten Umgangs mit dem Semikolon, sondern auch, weil darin etwas aus dem Trinklied vom Jammer der Erde schwingt >>>> des durch Gustav Mahler vertonten Hans Bethges:Ein Affe ist es! Hört ihr, wie sein Heulen hinausgellt
    in den süßen Duft des Abends?

    Tatsächlich ahne ich jetzt erst, daß mich diese Zeilen, als ich sie mit zwanzig zum ersten Mal hörte, so heftig ergriffen, weil darin Tarzan mitklang. Eine solche Erinnerungs„arbeit“ sind die >>>> Prägungen a u c h. Übrigens sieht der Übersetzer, Walter Saxe, auch in den Tarzan-Romanen, den Dschungel weiblich – sehr wahrscheinlich auch das von Kipling hergenommen; ein Gutteil der poetischen Strahlkraft dieser alten Bücher mag auch daher rühren:

    Es war noch finster, als Mr. Morison Baynes im Lager aufbrach, um auf jeden Fall rechtzeitig zur Stelle zu sein. Er hatte darauf bestanden, daß ein Führer mitgegeben würde, weil er – wie er angab – die kleine Lichtung in der Dschungel kaum wiederfinden würde. In Wirklichkeit brachte er aber nur den Mut nicht auf, sich allein in die dunkle Dschungel zu wagen. Der Schwarze ging zu Fuß voran… und über den beiden folge ungesehen Korak, den die Frühaufsteher unten im Lager munter gemacht hatten.

    Zumal, mit welcher Selbstverständlichkeit der Konjunktiv hier gesetzt ist, und zwar korrekt und ohne, daß er störte.
    Ich las dann alles, was um Tarzan herum so entstand, etwa TIBOR,

    eine deutsche Comicserie Hansrudi Wäschers, die ich ebenfalls antiquarisch erstand; ansonsten gingen Comics fast überhaupt nicht an mich. Ein bißchen Fix und Foxi, aber Mickey Mouse so gut wie nie. Allerdings…. Prinz Eisenherz… – dazu aber später.
    Burroughs Romanserie selbst entwickelte sich zunehmend in eine Fantasy, die Steven Spielbergs Jurassic Park um Jahrzehnte vorwegnahm – ebenso wie ein Jugendfilm, der „Reise in die Urzeit“ hieß und auf meine Kinderfantasie ungeheuer wirkte: tatsächlich blieb sie unerfüllt, bis ich als reifer Mann Spielbergs Inszenierung der Laufsaurier miterleben durfte, wofür ich dankbar bin bis heut, die wie ein Vogelflug im Zickzack über die grünen Hügel kommen. Afrika aber, für immer, ist für mich Die Dschungel Tarzans geblieben, der afrikanischen Westküsten also, wohin heut leider keiner darf, der nicht gemetzelt werden will. Doch zieht es mich nach wie vor hin.
    1. NACHTRAG. Mir fiel eben, als ich das Geschirr des Abendbrotes abwusch, das mein Junge und ich eingenommen, bevor wir ein Gespräch über das Weltall führten (“Aber was, Papa, ist vor dem Urknall gewesen? Das geht doch gar nicht, daß da nichts war” – so daß sich notwendigerweise ein kleines Gespräch über Unendlichkeit ergab), – also mir fiel ein, daß möglicherweise meine Lust an antiquarischen Bücher etwas war, das dann auch später meinen Schreibstil bestimmt hat. Von Anfang an verwendete ich eigentlich nicht mehr gebräuchliche Wörter mit. Und ich habe fast nie umgangssprachlich geschrieben, es sei denn, als Rollenprosa. Wenn ich oben von der Eleganz dieser alten Tarzan-Übersetzungen schrieb, so ist das möglicherweise ein Zeichen dieser Prägung. Pragmatisches, das sogenannte “einfache”, Erzählen, das sich zum Beispiel durch kurze Sätze auszeichnet, hat mich tatsächlich nie berührt; von daher könnten meine Vorbehalte gegen den sogenannten Realismus schlichtweg stilistische Vorbehalte sein. Ebenso, wie ich gefrozzelte Sprache manchmal zwar mag, nie aber selbst verwenden würde; und Bücher, die in ihr zur Gänze geschrieben sind, lege ich immer schnell weg. Einfach aus Langeweile. Und ein einziger Kalauer in einem ansonsten tollen Buch kann mir den ganzen Genuß zerstören. Eine Ausnahme hier ist nur Pynchon.

  2. Dass Tarzan von englischem Adel war, haben mir die Filme nie offenbart, bis ich “Greystoke” mit Lambert sah. Ihre Wahrnehmung, die ich zumindest etwa zeitgleich machte, allerdings nur in Form der TV.Vorführungen der alten Filme, die Bücher kannte ich gar nicht, finde ich daher sehr interessant! Insofern fand ich Weissmueller immer besser als Lex Baker, der mir irgendwie zu zivilisiert, zu sauber (?) erschien, wohingegen der Schwimmer die Urkraft ausstrahlte, fuer die ich Tarzan hielt.

    Danke für Ihre schönen Erinnerungen!

  3. Bolero Tarzan nie. Nie als Heft, nur im Film. Tarzan hat das Gesicht von Johnny Weissmüller, eigentlich das von Lex Barker. Und später geriet sein Gesicht ganz in Vergessenheit neben der Gestalt von Bo Derek.

    Aber Comics – okay. Comics in Maßen, nicht in Massen. Als ganz kleiner Junge: „Bessy“! Oder hieß es „Andy und Bessy“? Der Jüngling im roten Cowboyhemd mit seinem Collie (wie Lassie). Andy Cayoon (oder so ähnlich). Erste Richtschnur für wie man ein Held wird (und anständig). Wirtschaften gelernt. Das Heft kostete 70 Pfennige. Wir bekamen 50 Pfennig Taschengeld die Woche. Konnten also immer abwechselnd ein Heft kaufen.

    Und später gab es Zack“. Eine großformatige französische Sammlung internationaler Comics. Michel Vaillant, der Rennfahrer. Lieutenant Blueberry, der Banditen jagt. Bruno Brazil, der Geheimagent mit dem Kommando Kaiman. Andy Morgan, der auf seiner Yacht, der „Cormoran“, die Welt nach Abenteuern durchschippert.

    Tarzan nie. Wenn schon Dschungel, dann „Das Dschungelbuch“. Aber auch als Comic-Film. Das Dschungelbuch als eigene Prägung vermisse ich übrigens hier in Ihrer Serie bislang, lieber ANH!!! Von „Mowgli“ im „Dschungle Book“ hatten Sie an anderer Stelle so eindringlich berichtet, das ich es mir angeschafft habe (und demnächst lesen werde).

    Was waren das für unbeschwerte Kinderzeiten mit den Comics. Das verbinde ich damit in erster Linie. Allerdings nicht nur. In der Oberstufe meines Gymnasiums hatten wir eine begnadete (wie ich heute urteile) junge blonde Deutschlehrerin, die hatte kurzerhand einmal Comics zu einer Unterrichtssequenz erklärt und dementsprechend für ein paar Wochen einen Jerry-Cotton-Comic behandelt (danach dann wieder Kurzgeschichten von Ilse Aichinger und Freunden, mittelhochdeutschen Minnegesang (davon müssen Sie einmal gehört haben!) und immer wieder Heinrich Böll).

    Na ja, wie ich jetzt bei Ihnen nachlese, lieber Herr Herbst, ist nicht eigentlich der Comic an sich Ihr Thema, sondern Afrika. Das habe ich gerade auch bei Ernst Jünger in dem großartigen, schaurigen „Kriegstagebuch“ so gelesen, der wollte da auch immer hin und Abenteuer erleben, hat sich nur deswegen vom gehassten Schuldienst in die Armee geflüchtet. Bei mir war es aber der Wilde Westen (siehe Andy und Bessy).

    Trotzdem (und weil es so viel Spaß macht mit Ihrer-Prägungsserie) noch 2 Anmerkungen zu Afrika:

    „Hatari“ ist most certainly einer der besten Filme überhaupt, zeichnet ein grandioses Afrikabild, und „Dallas“ war in der Tat zum verlieben (also: Mama Jambo natürlich, Mrs. Dallassandro, nicht J.R. in Texas). Und „Pockets“ kriegt die hübsche Tochter, die lässigen coolen Jungs im Jeep, Hardy „KURT“ Krüger und „der Franzose“, nicht – das hatte mich doch etwas irritiert damals.

    Wenn es etwas gibt, das im Leben einem Menschen unvergesslich bleiben wird für alle Zeiten, dann ist es „in echt“ in einem Jeep zu sitzen mittendrin in der Herde der Elefanten und nahe an den ums gerissene Gnu versammelten Löwen und unter dem Baum, auf den ein Leopard das Impala gezogen hat.

    Beste Grüße

    NO

    1. Afrika @Dr. No. Ja, Afrika war das Thema – und zugleich der Irrtum, weil ich ja doch den Regenwald, von dem ich träumte, eher in Südamerika gefunden hätte; der Kongo ist und bleibt uns verschlossen, weil, wie Hans Christoph Buch zu mir sagte, 10 km hinter dem Flughafen das Abenteuer anfängt, aber nicht eines mit dem Regenwald, sondern mit Söldnern, die ethnisch zu säubern dabei sind. Sonst wär ich längst schon dortgewesen.
      Und direkt neben dem Elefanten, und stundenlang am Wasserloch für die Krokodile, und ich nicht, wie Sie, direkt mit dem Jeep in der Herde Elefanten, sondern – Sie werden wissen, was das heißt – mitten in den Büffeln – -. Der Sonnenuntergang über der Steppe, so riesig, daß Berlin wenigstens halb da reinpaßt, und so nah, daß man hindurchschreiten zu können meint wie Dürers Wahrheitssucher in den Himmel hineinguckt und, hat es den Eindruch, auch -kriecht. Ja. Nie verloren.
      Wegen Mowgli: Die Serie hier gilt den Prägungen. Das konnte Kipling nicht sein, da ich ihn erst nach 1981 las, was einen Ratschlag Borges’ unbedingt beherzigte und das nie bereut hat. Ich werde viele meiner wichtigsten Bücher nicht nennen können, aus demselben Grund. Manchmal zieh ich hier Exemplare heraus, weil ich ernstlich denke: die selbstverständlich auch. Dann schlage ich den Umschlag auf und lese: 1986 oder sogar 1992 oder, wenn es gut geht, das wär an der Grenze, 1981. Wirklich wichtige, hinreißende, beneidenswerte Bücher, denen ich dankbar bin. Aber sie gehören nicht dazu. Das ist das Verfahren. Deshalb kommen hier auch so gut wie keine Frauen vor; nur eine wird es hineinschaffen, eine, in Zahlen: 1. Nach 1981 ändert sich das.
      Dieses Jahr habe ich gewählt, weil es, das werde ich aber noch in einem der Buchtexte erzählen, von da an mich gibt, imgrunde fertig und so auch erfunden, den Schriftsteller Herbst, der dann das Recht hat, sich auch so zu nennen. De facto ging er zu früh an den Start; um das richtig schmerzhaft zu wissen, muß ich mir nur meine Texte von damals anschauen. Es ist nicht erträglich. Sehr sehr wenig davon blieb, die Lyrik kam sowieso in die Tonne. Fast. Mein erstes Bändchen im Eigenverlag habe ich aufgehoben. Dumm von mir. Aber ich bin noch jetzt zu eitel, um es zu vernichten, oder zu sentimental. Hatte aber immerhin den Impuls.

    2. Scipio Africanus Lieber Alban Nikolai Herbst,

      zu Afrika Schwarzer Kontinent noch die Träume des jungen deutschen Kriegers aus einer Stellung in Frankreich während einer Feuerpause im 1.Weltkrieg:

      „Dann schweifen meine Gedanken weit fort von Krieg und Kriegsgeschrei ….

      Und noch weiter, viel weiter nicken gewaltige Bäume, klingen seltsame Töne, leuchten nie gesehene Farben. Da ruht jemand unter dem Schutzdach im Tropenstuhle, erschlafft von der strahlenden Sonne Afrikas. Schwarze Menschen arbeiten lärmend zwischen hohen Tabakpflanzen und unter blühenden Kakaobäumen. Rings um den freien Platz sperrt der unermessliche Wald den Blick mit einer unbeweglichen, grün-schwarzen Mauer, in der ein Zug schwer beladener Träger verschwindet.“

      (Jünger, „Kriegstagebuch“, Verlag Klett-Cotta)

      Beste Grüße

      NO

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahren Sie mehr darüber, wie Ihre Kommentardaten verarbeitet werden .