Zurück in Berlin. Das Arbeitsjournal des Sonntags, dem 7. August 2011.

11.20 Uhr:
[Arbeitswohnung. Alban Berg, Lyrische Suite idF für Steichquartett.]
Um sechs Uhr hoch. Mit dem zweiten Jungenroman begonnen, den nunmehr der nächste Racker dieser Kinderbande erzählt.

Das größte Chaos bei meiner Rückkehr war wohl die im Kühlschrank eingesetzte Verwesung vor allem der im Eisfach gelagerten Lebensmittel. Während meiner Abwesenheit war, wiewohl ich nahezu jeglichen Stecker gezogen, die Hauptsicherung durchgeknallt. Erst war die Ursache nicht zu finden; die Sicherung ließ sich problemlos wieder anschalten. Doch nachts um drei, ich war von einem Abend mit M. und Brossmann zurück und hatte noch mal in den Computer geschaut, knallte die Sicherung abermals. Die Taschenlampen lagen von der Reise noch bereit. Also eine Fehlersuche, die von Erfolg erst najage‚krönt’ war, als ich die getrennte Sicherung des Heißwasserboilers ausschaltete. Dann war da am nächsten Morgen auch zu sehen, daß ganz offenbar Wasser in die Elektronik gelaufen war, die direkt unter dem Wasserbehälter, in einer gesonderten runden Verschlußdose angebracht ist. Kein Wunder also.
Den Notdienst angerufen. Undsoweiter. Kommt vor, kommt alles vor, da muß man sich nicht aufregen. Aber der Verwesungsgeruch ist trotz Schrubbens aus dem Eisfach immer noch nicht raus. Immerhin kann ich mir das nun sinnlich merken, daß dieser spezielle Geruch stundenlang, auch wenn seine Ursache längst behoben, in der Nase haften bleibt.
Ansonsten gab’s noch in Rom das Erlebnis eines in die Realität fließenden Albtraums: Wir waren pünktlich unter der Piazza Bologna auf dem Ubahnsteig. Die erste Bahn wurde auch auf dem Display angekündigt, und sie kam auch. Aber was staunten wir da, als sie an meinem Jungen und mir sowie einem italienischen Pärchen, wir alle mit unsrem Gepäck, einfach vorbeifuhr, sehr langsam, sehr zielstrebig und sehr gewillt, sowie an einem schwarzen Arbeiter. Das Pärchen schimpfte laut hinter dem Zug her, faßte sich dann, wie sowieso der Arbeiter, in Geduld. Der nächste Zug sollte zehn Minuten später kommen, sagte das Display. Er kam auch. Und auch er, zielstrebig, ruhig, mit langsam rauschender Fahrt, blieb nicht stehen, sondern fuhr, sozusagen ohne uns anzusehen, einfach weiter.
Das Pärchen verlor die Geduld nach einer gezischten Fluchkanonade, die aber zu langsam war, um den wieder temponehmenden Zug noch einzuholen; so wechselte es den Bahnsteig und sah wohl zu, statt zur Tiburtina nach Termini zu kommen, von wo die teuren Touristen-Shuttles nach Fiumicino abgehen. Die kaum zehn Minuten länger währende, aber um fast zwei Drittel kostengünstigere Verbindung von Tiburtina zum Flughafen ist fast nur Einheimischen bekannt.
Ich dachte Insch’allah, der auch bei uns war, denn der dritte Zug, endlich, hielt.
So kamen wir, nach einer zauberhaften Nacht in der Massimo mit einigen Stipendiaten und einiger Crew, wohlbehalten in Berlin an. Wo es zwar regnete, aber warm war.Gestern dann hab ich nur Zeugs erledigt. Und heute früh mit dem zweiten Jungenroman begonnen, der selbstverständlich auch für Mädchen gedacht ist, sofern sie kletterblessierte Knie haben.

[Berg, Wozzeck-Suite (C. Kleiber).]

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