Zweiter Tag nach der Augen-OP. Das Arbeitsjournal des Donnerstags, dem 21. April 2011. Mit Erinnerung an einen Zyklus Othmar Schoecks und vor Andrea Breths Wozzeck-Inszenierung an der Staatsoper im Schillertheater.

10.31 Uhr:
[Arbeitswohnung. Beethoven a-moll op.132.]
Als ich heute morgen erwachte, hatte ich mir im Schlaf die transparenten Augenklappen abgefriemelt, die ich mir vorm Zubettgehen drüberkleben muß, damit ich nicht nachts die Augen reibe. Das rechte Auge war leicht verschleiert, vor allem sieht es jetzt schlechter als das linke, dessen Sehschärfe perfekt geblieben ist. Also bei der Augenärztin angerufen. War doch etwas beunruhigt. Nein, nein, das sei normal, das könne auch aufs andere Auge wechseln, weil das Gehirn sich erst einstellen müsse. Tatsächlich ist es unterdessen wieder etwas besser geworden; außerdem sehe ich im Vergleich zu vor den Operationen immer noch irre scharf. Vielleicht, denke ich mir, hätte ich gestern abend auch nicht bereits mit dem Fahrrad zum Konzerthaus, nachher zur Bar und von dort wieder zurück in die Arbeitswohnung fahren sollen, weil ich das nachts dann ja auch ohne Augenschutz tat; Sonnebrillen, zumal so dunkle, sind schlichtweg albern in der Dunkelheit. Aber. Nun ja.
Und dann ruft mich ein befreundeter (sehr guter) Schriftsteller an (von dem ich nicht weiß, ob er hier namentlich genannt werden will), der mit einer (zu recht) berühmten Sängerin liiert ist. Ob ich heute abend >>>> Andrea Breths Wozzeck-Inszenierung an der Staatsoper sehen möge? Es liege eine Freikarte dort. Wobei wir ins Plaudern geraten, das Gespräch selbstverständlich auf meine Augen-OP kommt und sich herausstellte, daß er, allerdings schon seit drei Jahren, auch so einen Eingriff hat vornehmen lassen, allerdings über die Krankenkasse mit entsprechender Versorgung, und daß er seither die furchtbarsten Ereignisse auszuhalten habe; ein Auge sei quasi nicht mehr nutzbar. „Und was hat der Arzt gesagt?” „Ich solle mich nicht so haben, schließlich sei ich über sechzig.” Ich hab gedacht, ich hör nicht richtig, und hab ihn aber sofort zu meiner Augenärztin geschickt. Mal sehn, was dabei herauskommt. Ich weiß doch, daß sich solch eine Operation wiederholen läßt. Unfaßbar, was sich die Menschen gefallen lassen.
Abermals ruft er an: da sei noch eine zweite Karte. Woraufhin ich sofort den Profi angerufen habe. Nun kommt er mit. Ich solle bitte nicht schon wieder das Fahrrad nehmen. Gut, ich seh’s ja (knirschend) ein und werde also heute abend mit der U-Bahn in den Westen fahren. Die Breth-Inszenierung sei, übrigens, großartig. Mir hat schon vorgestern, glaub ich, jemand davon geschrieben.

Dann Telefonat mit >>>> Stang: Wann das Kreuzfahrtschiff in Lissabon ankomme, wie lange es sich dort aufhalte usw.? Es gebe ein Interesse des dortigen Goethe-Instituts. Möglicherweise kommt da also eine weitere Lesung auf mich zu. Dafür hat Tammen wegen einer Lesung nach meiner Ankunft in Bremerhaven noch nichts rechtes erreicht: Terminkonfusionen und -engen. Aber er wirkte weiter. Jedenfalls rückt die Kreuzfahrt jetzt deutlich näher, so daß ich mich um die Texte für die einzelnen Häfen kümmern muß. Am besten, ich tippe sie ab oder scanne sie ein, damit ich nicht noch mehr Bücher mitnehmen muß, als ich ohnedies schon dabeihaben werde – wegen meiner Bamberger und Ingolstädter Lesungen, die direkt vorher stattfinden. Die Zeit rennt… Für den mir momentan verbotenen Sport wäre momentan eh keine Zeit. Aber ach mein Fahrrad.

Jetzt will ich zu gestern abend die Kritik schreiben.

3 thoughts on “Zweiter Tag nach der Augen-OP. Das Arbeitsjournal des Donnerstags, dem 21. April 2011. Mit Erinnerung an einen Zyklus Othmar Schoecks und vor Andrea Breths Wozzeck-Inszenierung an der Staatsoper im Schillertheater.

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