Francis Poulencs „Babar” nach Jean de Brunhoff am Konzerthaus Berlin. Musiktheater für Kinder.

Zu den beliebtesten Inszenierungen für Kinder im Musikclub des Konzerthauses Berlin gehört, neben >>>> dem großartigen Satie die liebevoll verspielte Arbeit zu Brunhoffs >>>> „Babar, der kleine Elefant” von 1931, zu der Francis Poulenc in den Vierzigern musikalische Illustrationen für das Klavier schrieb. Die Geschichte selber, ausgelöst von einem solchen Schockerlebnis, daß der erwachsene Zuschauer sie für Traum und Verarbeitung halten kann, vielleicht sogar für die letzte Glücksfantasie eines sterbenden Elefantenkalbs, ist ein lose aneinandergereihter Bilderbogen aus den sanften Wunschwelten eines Kindes um Aufgenommen- und Aufgehobensein. Kindliche Zuschauer erleben so etwas nicht als Metaphern, sondern konkret, die kindliche Fantasie glaubt, und letztlich funktioniert dies hier wie ein Kasperletheater, das sich der schwebenden Poesie verschrieben hat, nicht aber dem Spaß fürs Volk. Denn es geht sanft in Babars Kopf zu, selbst das Absurde wird niemals grotesk.
Mit liebevoller Leichtigkeit spielen Anne Swoboda, die auch das Buch schrieb, und am Klavier Angela Gassenhuber das aus. Diese gibt ganz zuweilen auch die französische Sprache hinein – was eine feine Verbeugung vorm Original ist, aber auch dramaturgisch etwas Fremdes in die Inszenierung bringt, das den Traumcharacter unterstreicht. Dabei bedient man sich ganz alter einfacher Bühnenstandards: wenn Frau Swoboda zum Beispiel einen leuchtenden Mond, den man doch gar nicht anfassen kann, quer über den schwarzen Bühnenrücken schiebt oder die Bühne über Miniaturbühnen verkleinert wird, in denen man entweder Handschatten spielt, oder es sind handgefertigte Kulissen von Puppenbühnengröße, die Tableaux vor unsre Augen stellen: der Akt der Konzentration auf sie erhöht die Imaginations-, ja Zauberkraft des Stücks. Einzelne Halbmodelle lassen sich öffnen, so daß wir ins Innere der Häuser, ja in ein Kaufhaus schauen können, worin es einen Fahrstuhl gibt. In den wird der kleine Elefant hineingesetzt, dann zieht Frau Swoboda an der Schnur, und siehe da: der Fahrstuhl bringt Babar nach oben. Wo er eingekleidet wird, weil’s ihm eine freundliche Dame bezahlt, die ihn auch aufnahm in der Stadt. Babar lernt da, Auto zu fahren.
Schließlich aber kehrt er in die Dschungel zurück, wo er natürlich König wird, der seine Königin findet, und alle Tiere kommen, für die Hochzeitsfeier, zu Gast. Da wird das Tableau zur Drehbühne selbst, und hinterher gehen die Zuschauerkinder auf die kleine Bühne, um es zu bestaunen. Nur anfassen, bitte, solln sie es nicht. Die Ausstattung allein ist schon das Traumlob wert, Poulencs Musik dazu pfiffig bis leise melancholisch und vorgetragen mit harmloser Freude am Spiel. Hier ist man, und bleibt es, in Sandmännchens Reich, darinnen selbst der eine, ein allerschlimmster, Schock nicht zu Entsetzen wird, sondern in weiche Kissen fällt, und eine Federdecke Trost legt sich mit Sanftmut darüber.
Für Berliner Kitas sind dieses Stück und seine Inszenierung eine ganz unbedingte Empfehlung.


[Leider keine Vorstellungen mehr in dieser Spielzeit. Man kann sie aber >>>> auch eigens buchen, ab 60-80 Kindern.]

2 thoughts on “Francis Poulencs „Babar” nach Jean de Brunhoff am Konzerthaus Berlin. Musiktheater für Kinder.

  1. Babar Wie nett, etwas über Angela Gassenhuber zu erfahren. Sie musizierte für uns 1995 in der von mir organisierten Konzertreihe am Rande des Schwarzwalds, mit Ib Hausmann, Klarinette und Michael Scheitzbach, Viola.

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