Von Einfällen, die bleiben. Arbeitsjournal. Mittwoch, der 16. Februar 2011. Schon vormittags Terrania.org, sowie, daß Frauen keine Gründe brauchen.

4.57 Uhr:
[Arbeitswohnung. Egon Wellesz, Erste Sinfonie.]

Gleich an die Arbeit.
Gestern abend lag ich tatsächlich schon um elf im Bett und schlief tatsächlich auch sofort ein. Einen einzigen Satz an dem Jungenroman hab ich zuwegegebracht, >>>> kam also überhaupt nicht weiter – bis mir direkt vorm Zubettgehen etwas einfiel, das, schockhaft, allem eine völlig unerwartbare (und von mir auch tatsächlich unerwartete) Wendung gäbe. Es kann aber sein, daß das nur vom Alkohol kam, zwei Whiskies nach sieben Uhr und einer halben Flasche Wein sodann, die enorm, ja ebenso unerwartbar auf mich wirkte, wie der Einfall selbst, den sie hervorgerufen und den ich jetzt auch auf die Gefahr hin „testen” muß, daß die Seiten, die ich heute schreiben, wieder verworfen werden müssen. Die Idee selbst ist aber irre genug, da sie weiterhin anhält und und nicht etwa hinweggeschlafen wurde, also sich durch Traumarbeit erledigt hat.
Um zehn nach halb fünf war ich hoch, gegen acht muß ich mich für den Zahnarzt fertigmachen, damit ich ihm Punkt neun den Mund öffnen kann. Und dann ist da dringend die Augen-Op vorzubereiten. Keine Ahnung, wie und wo ich das „reinschieben” soll.
Gleich an die Arbeit.

7.30 Uhr:
Nà, läuft ja wieder. Fast drei Seiten. Grad ging Wellesz’ Dritte Sinfonie zuende, so daß ich jetzt schon unterbreche, mich rasiere, dusche und anzieh, dann mit dem Telefon die Löwin wecke und zum Zahnarzt aufbrechen werde.

9.31 Uhr:
Bereits zurück. Der Zahn sitzt wieder drin. Aber „meine Güte… Zahnstein, da müssen wir bei!” Okay, Arnold, okay… Dann noch ein bißchen über die Augen-OP geplaudert; interessierte ihn. Er sofort an den Computer und gemeinsam ins Netz. „Na dann.” „Bin um zwölf wieder hier… wie lange braucht das?” „So ’ne Stunde.” „Da muß ich Geld mitbringen, oder?” „Darfst du.” Schon ist der Pfefferminztee fertig, so daß ich am Jungenroman weiterschreiben kann. Vorher muß ich dem Zahnarzt aber noch den Link auf meine Augenärztin schicken; es hat ihn interessiert. Ich habe es immer geliebt, eine Drehscheibe zu sein. Übrigens kann ich sie, nicht die Scheibe, sondern die Ärztin, auch gleich wegen eines Termines anrufen. Mach ich jetzt gleich nach dem Linkversand. Außerdem wollte ich heute noch etwas zu >>>> Terrania schreiben. Das Projekt gefällt mir, nur eines mißbehagt mir. Das aber, eben, später. Doch ein Satz der Löwin war bemerkenswert heut früh:

”Frauen b r a u c h e n keine Gründe.”

Das ist einer jener Sätze, die ich auf Anhieb liebe.

[Wellesz, Vierte Sinfonie.]

19.40 Uhr:
Sitze wieder am Jungenroman. Aber ein Erledigungs- und Umsetzungstermin war heute. Die Zähne sind wieder in Ordnung und blitzen jetzt sogar; man kann sich beinah erschrecken. Der Augen-OP-Termin steht für den 18. und 19. April – da ist dann für die Heilung genug Zeit bis zur Bamberger Premiere und der Kreuzfahrt. Und ich habe mein Sporttrining wieder aufgenommen; kurz entschlossen, nachdem ich zu lange drüber nachsann. Aber der Körper muß wieder in Form kommen. Schon die Löwin hat leicht moniert, daß sowas wie ein Bauch an mir entsteht, das da nicht ganz hingehöre. Seit drei Jahren hab ich mit dem Training pausiert, seit mehr als anderthalb bin ich wegen der Achillessehne auch nicht mehr gelaufen. Das hat Folgen, wenn man über 50 ist und so gerne kocht und ißt wie ich. Aber die Folgen sind inakzeptabel; schließlich erwarte ich auch von den Frauen, daß sie auf ihre Körper achten. Das hat ausgewogen zu sein zwischen den Geschlechtern. Sò. Also zur Trainerin marschiert. Ich habe Frauen als Trainerinnen lieber, weil sie, und wenn es unbewußt geschieht, einen auf das hin trainieren, was ihnen gefällt. Dazu gehören übermäßige Bizeps’e nicht – meiner bisherigen Erfahrung nach… panthrig muß ein Körper sein.
Trainingsplan bekommen. Ich mach’s jetzt so, wenn sich das mit meiner Arbeit einrichten läßt: Vier bis fünf Tage pro Woche je ein- bis anderthalb Stunden trainieren, im Wechsel an einem Tag die Muskulatur, am nächsten Tag nur Ausdauer und Kreislauf. Hinterher, je nach Zeitmöglichkeit, zwei bis drei Gänge Sauna. Ich merke aber schon jetzt, wie sich der Appetit „dreht”: hab einen Heißhunger auf Obst und Salat. Schon komisch, wie schnell das bei mir immer geht.
Und ich bin nicht müde, sondern habe gleich, als ich wieder hierwar, eine weitere Seite an dem Jungenroman geschrieben. Dann kam Nachricht vom Literaturhaus Berlin: Wichner hat in den Elegien, deren Fahnen ich ihm schickte, gelesen. Jetzt möchte er die Berliner Premiere haben. Wunderbar. Nach ihr können wir dann durch die Szene tingeln.
Jetzt futter ich meinen Salat, und um neun radle ich zur Bar auf ein Treffen mir dem Profi. Die etwa sechzehn Kilometer hin und zurück werden das heutige Training noch unterstreichen. Hab richtig Lust drauf.

8 thoughts on “Von Einfällen, die bleiben. Arbeitsjournal. Mittwoch, der 16. Februar 2011. Schon vormittags Terrania.org, sowie, daß Frauen keine Gründe brauchen.

  1. Ob Thomas Mann seine Dritten hatte? fragt sich wohl keiner seiner Leser. Auch bei McFit mag ihn bestimmt niemand sehen. Literatur lässt manche zur Lichtgestalt wachsen, manche hingegen bei ihrem Bauchansatz verbleiben.
    Frauen bevorzuge ich, bei denen man sich so wenig nach der Figur erkundigt, wie bei der Heiligen Mutter Gottes. Tatsächlich gibt es Literatinnen, die derart um ihr Genie wissen, dass sie gegenüber ihren Lesern leichthin damit umgehen, höchstens in Kriegsgebieten noch Opfer einer Vergewaltigung zu werden.

    1. “Frauen bevorzuge ich, bei denen man sich so wenig nach der Figur erkundigt, wie bei der Heiligen Mutter Gottes. ” @Schlesinger: Stimmt das denn auch für Ihren — Schwanz?

      (Für Ihren Geist mag ich es nicht bestreiten, und halb nur für den meinen.)

    2. Und ‘Zack’ da isser wieder – geriete man nicht automatisch in den ‘Penisneidverdacht’, man möchte Sie beinah bemitleiden, Herr Schlesinger!

    3. zickezacke@Penisneid. Die Idee schon des Penisneides ist bekannt… als hätte man im Geschlechtsleben etwas von dem, das man nicht hat, hätte man’s. Gerade daß ich einen weiblichen Körper nicht habe, läßt ihn mich als erregend erleben – was mir bei männlichen Körpern halt nicht so geht. Weshalb sollte dies bei Frauen anders sein? “Neid” ist also ein völlig falscher Begriff, wo “Begehren” angemessen wäre.

      [Ich argumentiere hier jenseits der freudschen Kategorie, über die es sich allerdings auch ziemlich diskutieren läßt; das wurde aber längst und viel getan. Dem Penisneid als Kategorie wäre scharf der Geburtsneid entgegenzusetzen als Neid auf eine Gabe, gegen die jene, einen Penis zu haben, doch ziemlich klein ist. Na sowieso.]

    1. @brsma zur Biederkeit. Die meisten Menschen sind, und auch wir, wenn wir unsere Grundwünsche nehmen, ebendas: bieder. Das Biedere ändert sich indes, sowie wir es aufladen. Terrania geht aber von etwas aus und auf etwas zu, an dem einiges ist – jedenfalls mehr als an jeder Idee von Nationalstaatlichkeit und der humanen Funktionalität eines demokratisch Repräsentativen. Terrania ist jung, und diese Jugend hat eine Kraft, die fast allen älteren, weil die “bewahren” wollen, abgeht.

    2. So jung… … klingt das für mich aber nicht, eher nach absolut klassischer Alternativkultur, sagen wir der 70er, mit leichten Tendenzen zur Verschrobenheit. Netzverweise auf esoterische Pseudowissenschaft (Stichwort «Freie Energie») samt Heilsversprechen (und diesem entgegen wirkender Verschwörung) inklusive.

      Nichts gegen viele der bei Terrania zu findenden Grundideen, im Gegenteil. Nur behagt mir das Biotop nicht, in dem sich diese dort befinden.

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